Der „Freizeit-Monitor 2025“ zeigt: Trotz Internetdominanz erfreuen offline-Aktivitäten wie Sport und Zeit mit Partner am meisten.
Freizeit-Monitor 2025Deutsche verbringen ihre Freizeit immer mehr im Netz

Die Deutschen verbringen sehr viel Zeit im Internet und lassen sich lieber berieseln als offline draußen oder mit Freunden aktiv zu sein. (Symbolbild)
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Obwohl viele Deutsche lieber Zeit mit Freunden oder dem Partner verbringen würden, nutzen sie dennoch überdurchschnittlich viel ihre Smartphones und das Internet. Das zeigt die repräsentative Studie „Freizeit-Monitor 2025“, die von der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg veröffentlicht wurde.
„Das Internet ist allgegenwärtig in allen Lebensphasen und mittlerweile auf Platz eins angekommen. Es wird zur Ablenkung, zur Berieselung genutzt“, sagte Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der repräsentativen Untersuchung, der Deutschen Presse-Agentur.
Laut dem 54-Jährigen führt die mediale Dominanz dazu, dass viele andere Freizeitaktivitäten ins Hintertreffen geraten. Für die große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit hat er auch eine Erklärung: „Weil wir einfach uns nicht mehr die Zeit nehmen, Dinge in der Freizeit zu tun, die uns an sich mehr Freude bereiten würden.“

Obwohl die Deutschen gern draußen sind, nehmen sie sich dafür wenig Zeit. (Symbolbild)
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Deutsche sind im Alltag viel online
Laut der Befragung nutzen inzwischen 98 Prozent der über 3.000 im Juni online befragten Personen das Internet mindestens einmal pro Woche. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 zählte es nur bei 51 Prozent der Teilnehmenden zu den regelmäßigen Freizeitbeschäftigungen – die Nutzungsrate hat sich damit in den vergangenen 15 Jahren nahezu verdoppelt.
Sehr regelmäßig gehören aktuell auch „Fernsehen“ schauen und „Musik hören“ (je 83 Prozent), Tablet, PC oder Laptop nutzen sowie am „Smartphone spielen, surfen, chatten“ (je 79 Prozent) zu den Aktivitäten der Menschen. Es waren Mehrfachnennungen möglich.

Eigentlich empfinden viele mehr Spaß an der Zeit mit dem Partner oder mit den Kindern, hängen aber stattdessen am Smartphone. (Symbolbild)
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Erst auf Platz sechs der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen findet sich eine Tätigkeit, für die keine Internetverbindung nötig ist: „seinen Gedanken nachgehen“. Das tun immerhin 73 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche. Auch andere Offline-Aktivitäten wie über Wichtiges reden, „Zeit mit dem Partner verbringen“, Kaffee trinken und Kuchen essen oder einfach mal „Faulenzen“ zählen für rund zwei Drittel der Teilnehmenden regelmäßig zur Freizeitgestaltung. Eine Konstante sei das Lesen eines Buches: Rund ein Drittel der Befragten nimmt nach wie vor mindestens einmal in der Woche ein Buch zur Hand.

Das Lesen eines Buches wird noch immer gern gemacht. Gut jeder Dritte greift wie auch schon in den Vorjahren in seiner Freizeit regelmäßig zum Buch. (Symbolbild)
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Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2024 rund vier Prozent der 16- bis 74-Jährigen in Deutschland noch nie online. Das entspricht knapp 2,8 Millionen Menschen. Der Anteil steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Im EU-Vergleich liegt Deutschland mit diesem Wert leicht unter dem Durchschnitt, der bei fünf Prozent liegt.
Gleichzeitig haben sie aber offline am meisten Spaß
Die Menschen wurden gleichzeitig auch gefragt, was ihnen am meisten Spaß in ihrer Freizeit macht. Wer allerdings erwartet, dass diese Antworten der Liste der häufigsten Freizeitaktivitäten gleichen, irrt: Nicht Online-Angebote, sondern ausschließlich Offline-Erlebnisse stehen ganz oben auf dem Wunschzettel vieler Deutscher.
Fast drei Viertel der Befragten verbringen am liebsten Zeit mit ihrem Partner (74 Prozent). Körperliche Nähe folgt knapp dahinter: 70 Prozent der Befragten geben Erotik und Sex als den zweithöchsten Spaßfaktor an. Ebenfalls hoch im Kurs stehen spontane Aktivitäten und „Ausschlafen“ (je 68 Prozent). In der Rangliste folgen Hobby, Zeit in der Natur und mit Tieren, essen gehen, gemeinsame Aktivitäten mit den Kindern und Ausgehen mit Freuden.
„Also all das, was eben nicht bei den häufigsten Freizeitaktivitäten auftaucht, denn die sind ja ganz klar medial geprägt“, sagte Reinhardt weiter. Smartphone, Internet, Fernsehen und Co. tauchen dagegen erst im mittleren unteren Spaßfaktor-Zufriedenheitsranking auf. „Da merken wir: Wir sind auch in der Freizeit mittlerweile Getriebene und geben uns oft eher mit dem zufrieden, was einfach und unkompliziert ist.“
Oft entspreche das Freizeitverhalten jedoch nicht den eigentlichen Wünschen der Menschen, betont Reinhardt. Er empfiehlt daher, die eigene freie Zeit bewusst und im klassischen Sinne zu gestalten – für Erholung, soziale Kontakte und Dinge, die guttun.
Sport spielt eine wachsende Rolle
Die überraschendste Erkenntnis des „Freizeit-Monitors“ sei gewesen, dass der Sport eine Renaissance erlebe. „Mehr als die Hälfte der Deutschen ist wenigstens einmal pro Woche sportlich aktiv. Vom Joggen und Fitnessstudio bis hin zum Spaziergang - das hat alles zugenommen. Da merken wir wirklich, dass die Deutschen Sport wieder ein Stück weit für sich entdeckt haben.“ 2010 gaben nur 31 Prozent Sport als regelmäßige Aktivität an, 2025 waren es 51 Prozent.

Die Deutschen machen laut einer Studie mehr Sport als noch 2010. (Symbolbild)
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Balance zwischen online und offline ist wichtig
Ein Trick zu mehr Zufriedenheit im Alltag sei Ausgewogenheit, sagte Reinhardt weiter: „Dass man eine gute Balance findet zwischen online und offline, zwischen Aktivität und Passivität, zwischen Individualität und Gemeinschaft.“ Aktuell gelinge das dem „Freizeit-Monitor“ zufolge eher Frauen als Männern und eher Älteren als Jüngeren. Sie würden ihre Freizeit insgesamt etwas emotionaler oder positiver erleben.
Wenn dieser Spagat generell besser gelinge, sei die Gesellschaft auf dem absolut richtigen Weg. „Dann ist die Freizeit auch wieder deutlich zufriedenstellender für die Bundesbürger.“ (dpa)