Katy Perry flog mit fünf anderen Frauen für zehn Minuten als Touristin ins All. Die Aktion wird als große Show kritisiert, auch in Deutschland.
Weltraum-Ausflug„Superreiche, die die Welt verbrennen“ – Ricarda Lang greift Katy Perry an

US-Superstar Katy Perry ist wieder auf der Erde gelandet.
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Der Kurztrip von sechs teilweise prominenten Frauen ins All beschäftigt die Welt: Superstar Katy Perry ist am Montag zusammen mit fünf weiteren Hobby-Astronautinnen in einer Rakete des US-Unternehmens Blue Origin von West-Texas aus in den Weltraum geflogen – allerdings nur für 10 Minuten. Dann landete die Kapsel wieder mithilfe von Fallschirmen. Während sich die Frauen und Blue-Origin-Chef Jeff Bezos, dessen Verlobte Lauren Sánchez mit an Bord war, begeistert zeigten, hagelte es Kritik an der im wahrsten Sinne des Wortes abgehobenen PR-Aktion.
Dabei mangelte es nicht an großen Worten und Gesten. Das ganze Event wurde als ein Signal des Feminismus verkauft, da erstmal eine rein weibliche Crew startete. Die zuschauende TV-Moderatorin Oprah Winfrey brach nach dem Start in Freuentränen aus, andere Prominente wie Khloé Kardashian sprachen von „Gänsehaut“, das Ereignis sei atemberaubend gewesen.
Katy Perry küsst den Boden
Katy Perry selbst küsste in einer theatralischen Geste nach ihrer Rückkehr den Boden. Schon im Vorfeld hatte die Sängerin gesagt, sie wolle mit ihrer Teilnahme auch ein Vorbild für ihre Tochter Daisy sein. Diese solle lernen, dass „ihren Träumen keine Grenzen“ gesetzt werden könnten.
Allerdings dürften die preislichen Grenzen für die meisten Frauen auf dieser Welt durch einen Weltraumflug überschritten werden. Die genauen Kosten des Flugs sind unklar, ebenso wurde nicht bekannt, ob die sechs Frauen für ihre Tickets gezahlt haben. Schätzungen zufolge liegen die Preise bei mehreren hunderttausend Dollar pro Person. Immer wieder hat die Firma aber auch zu PR-Zwecken Prominente als Ehrengäste mitgenommen. Zumindest Bezos' Verlobte dürfte wohl nicht zur Kasse gebeten worden sein. Neben Perry und Sánchez waren US-Moderatorin Gayle King, die Wissenschaftlerinnen Aisha Bowe und Amanda Nguyen sowie die Unternehmerin Kerianne Flynn an Bord der Kapsel.
Ricarda Lang kritisiert Weltraum-Kurztrip
Neben den Kosten verursacht jeder Raketenstart auch eine sehr hohe Umweltbelastung. Obwohl Katy Perry sagte, die Zukunft der Erde liege ihr am Herzen, sendete sie mit ihrem Weltraum-Trip ein genau entgegengesetztes Signal. Obwohl Bezos' Raketen mit Wasserstoff und Sauerstoff fliegen, hat auch dieser Treibstoff eine CO2-Bilanz: Die Herstellung von flüssigem Wasserstoff oder Wasserstoff als Gas braucht viel Energie und dabei wird jede Menge CO2 frei.
Viele Wissenschaftler kritisieren den Weltraum-Tourismus schon seit längerem aus Klimagründen. Es gebe keinerlei wissenschaftliche Rechtfertigung, den Schaden in Kauf zu nehmen. Auch Prominente äußerten sich kritisch zur Aktion. So sagte Model und Schauspielerin Emily Ratajkowski, sie sei „angewidert“ von dem elfminütigen Weltraumflug.
Deftige Kritik kam auch aus Deutschland: Die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang meldete sich bei X und Instagram zu Wort.
Sie schrieb, Katy Perry habe in zehn Minuten mehr CO₂-Emissionen verursacht als andere Menschen in ihrem ganzen Leben. Auf das Argument vom wissenschaftlichen Fortschritt erwiderte sie, Katy Perry im All treibe diesen definitiv nicht voran. Es handele sich um eine „PR-Aktion, bei der ein paar Promis für ein paar Bilder für 10 Minuten ins All geschossen wurden“.
Bei Instagram spitzte sie ihre Kritik zu. „Vielleicht sollten wir beim Klimaschutz weniger über Konsumkritik bei denen, die eh schon wenig haben, sprechen und mehr über Superreiche, die die Welt verbrennen“, so Lang.
In der Tat ist wissenschaftlich erwiesen, dass Reiche und Superreiche durch ihren extremen Konsum die Klimakrise befeuern. In einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam von 2023 heißt es, Reiche würden häufiger Flugreisen unternehmen, hätten größere Wohnungen oder Häuser und insgesamt einen höheren Konsum. Superreiche würden sogar Luxusvillen, Megajachten und Privatjets besitzen und hätten damit eine schlechtere CO2-Bilanz als Menschen, die weniger konsumierten.
Rakete mit Frauen-Sextett hat Penis-Form
Dass die Rakete, mit dem das Frauen-Sextett in die Schwerelosigkeit abhob, die Form eines Penisses hatte, war sicherlich nur ein Zufall, symbolisierte aber für viele Beobachterinnen und Beobachter die Absurdität der Weltraum-Mission.
Ein solcher zur Schau gestellter Feminismus bringe Frauen überhaupt nichts, war der Tenor bei den meisten. Die wahren Heldinnen der Raumfahrt seien nicht bekannte Superreiche, sondern die Mitarbeiterinnen und Wissenschaftlerinnen in der Nasa-Geschichte, deren Bedeutung nun aber insbesondere unter der Trump-Administration unsichtbar gemacht werden solle.
Die ganzen Widersprüche des Unterfangens werden in diesem kritischen Post bei X, ehemals Twitter, deutlich.
Dies sei eine Reise für perfekt gestylte Frauen in einer phallusförmigen Rakete, die einem Mann mit einem Ego von der Größe des Planeten gehört, heißt es sinngemäß. Gemeint ist Amazon-Gründer Bezos. „Alles, was sie tun mussten, war dort zu sitzen und 'die Liebe zu spüren'“, heißt es weiter – das sei aber mitnichten female Empowerment.