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True-Crime KölnKreuzzug in den Tod – wie ein religiöser Führer tausende Kinder in den Tod führte

Lesezeit 3 Minuten
Der Kinderkreuzzug auf dem Weg ins heilige Land, 1212, Historisch, digital restaurierte Reproduktion von einer Vorlage aus dem 19. Jahrhundert

Eine digital restaurierte Reproduktion eines Bildes aus dem 19. Jahrhundert zeigt  den Kinderkreuzzug aus dem Jahr 1212 auf dem Weg ins heilige Land

„True Crime Köln“ berichtet von einem düsteren Kapitel der Stadtgeschichte. Im Jahr 1212 folgen Tausende Kinder einem religiösen Eiferer ins Verderben.

Ostern im Jahr 1212: Hunderte, vielleicht sogar Tausende Kinder lassen sich in den Bann eines charismatischen Anführers ziehen. Der junge Mann zieht durch die Stadt und predigt. Er lockt mit einer großen Aufgabe: Kinder und Jugendliche sollen etwas schaffen, was den Älteren nicht gelungen ist. Sie sollen als Auserwählte gewaltfrei das besetzte Jerusalem befreien. Nikolaus heißt der Mann, der es schafft, Begeisterung für ein regelrechtes „Himmelfahrtskommando“ zu entfachen. Göttlicher Lohn wird für etwas versprochen, das nie Erfolgschancen hatte. In Köln beginnt ein düsteres Kapitel der Geschichte der Stadt und ganz Europas: Der sogenannte Kinderkreuzzug wird nie sein Ziel erreichen. Junge Menschen, die nach Halt, Orientierung und Lebenssinn suchen, lassen sich verführen.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ hören:

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„True Crime Köln“, die Podcastreihe des Kölner Stadt-Anzeiger über wahre Verbrechen aus Köln und der Region, reist zurück ins Mittelalter. Das, was lange her scheint, ist bis heute faszinierend wie verwirrend, grausam und unverständlich. Aber es ist offensichtlich auch von zeitloser Aktualität. Dass sich Menschen wider besseres Wissen zu völlig Irrationalem verführen lassen, ist nicht nur ein historisches Phänomen. Nikolaus hatte seinen Anhängern sogar versprochen, dass sie es zu Fuß ins gelobte Land schaffen würden. Zu den seltsamen Umständen des Kölner Kinderkreuzzugs gehört auch, dass zur gleichen Zeit ein ähnlicher Zug von einem Ort in der Nähe des französischen Orleans aus loszog. Auch hier war den Kindern Unmögliches versprochen worden.

Kinder als Sklaven verkauft

Dazu gehörte die Aussicht, dass sich das Mittelmeer für die jungen Kreuzritter ohne Waffen teilen sollte. Schon den beschwerlichen Weg über die Alpen dürften viele mit dem Tod bezahlt haben. Am Meer angekommen, war dann endgültig Schluss. Die historischen Quellen berichten wenig darüber, was aus den Kindern wurde. Hunderte könnten von Sklavenhändlern gefangen genommen worden sein. Zwei ihrer Schiffe sollen vor Sardinien zerschellt sein. Überlebende werden vielleicht in Nordafrika verkauft worden sein. Die Züge der selbst ernannten Kämpfer für eine bessere Welt endeten im Verderben.

True Crime Köln

Zu Gast bei „True Crime Köln“ ist Willem Fromm, Historiker und Macher der Podcastreihe „Eine Geschichte der Stadt Köln“. Im Gespräch mit Helmut Frangenberg folgt er den Spuren der jungen Kreuzritter und fragt, warum sie sich für dieses aussichtsloses Unterfangen gewinnen ließen. Sie sprechen über Kindheit im Mittelalter und die soziale Lage in der Stadt, die prosperiert, in der aber längst nicht alle von Wachstum und Wohlstand profitieren.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ kann man überall da hören, wo es Podcasts gibt, und über die Homepage des Kölner Stadt-Anzeiger im Netz.

www.ksta.de/true-crime-koeln