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Kommentar

Baerbocks Uno-Job
Taxis und Bagels reichen nicht

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2 min
Die ehemalige deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (M) wird offiziell Präsidentin der UN-Vollversammlung.

Die ehemalige deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (M) wird offiziell Präsidentin der UN-Vollversammlung.

Ex-Außenministerin Annalena Baerbock setzt sich zum Start ihres neuen Uno-Jobs in New York in Szene. Das schafft Aufmerksamkeit. Eine reine Personality-Show darf es nicht werden.

Aufmerksamkeit zum Start ihres neuen Jobs hat sich Annalena Baerbock gesichert. Taxifahrt auf Stöckelschuhen, Kaffee im Pappbecher und Frischkäse-Bagel aus einem Imbissladen – in kleinen Instagram-Videos bediente die frühere Außenministerin im TV-Serien-Stil New-York-Klischees.

Mehr Interesse als für ein nüchternes Statement zum Antritt als Präsidentin der Uno-Vollversammlung bekam Baerbock damit auf jeden Fall - die ritualhaft lustvolle Empörung über ihre Person inklusive.

Es war ja tatsächlich viel Show, die Uno blieb Fußnote. Wenn nun noch Inhalte nachkommen, muss der Auftakt aber nicht nur schlecht sein.

Die Probleme der Uno

Die Vereinten Nationen stehen unter Druck. Der Sicherheitsrat ist durch Russland blockiert, die mächtige USA haben unter Präsident Donald Trump sowieso kein Interesse an multilateralen Organisationen. Dem UN-Generalsekretär Antonio Guterres wird regelmäßig Parteilichkeit unterstellt. Die Fähigkeit der Uno als Konfliktlöser steht infrage.

Dabei ist die Uno ein so einmaliger Zusammenschluss fast aller Staaten der Welt, ein Forum für Austausch und diplomatisches Ringen – so mühsam das sein kann. Diese wertvolle Institution gilt es zu erhalten, zu fördern und idealerweise auch effektiver und handlungsfähiger zu machen.

Die Faszination der Bagels

Da kann es helfen, wenn mehr Spitzenposten – und sei es solche mit vornehmlich protokollarischen Aufgaben wie dem, den Baerbock jetzt für ein Jahr innehat – wahrnehmbar besetzt sind. Die Bedeutung und die Schwierigkeit von Kompromissen und auch von langwierigen Aushandlungsprozessen müssen verständlicher werden.

Voraussetzung ist, dass Baerbock ihren neuen Job nicht zum reinen Personality-Zirkus macht und damit ins Unernsthafte abgleitet.

Baerbock muss also versuchen, die Uno als genauso faszinierend darzustellen wie gelbe New Yorker Taxis und Bagels. Denn das ist sie allemal.