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GazastreifenHamas übergibt zwei weitere Geiseln ans Rote Kreuz

Lesezeit 4 Minuten
Ein Plakat in Jerusalem zeigt die junge Mutter Shiri Bibas, die zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Söhnen nach Gaza entführt wurde.

Ein Plakat in Jerusalem zeigt die junge Mutter Shiri Bibas, die zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Söhnen nach Gaza entführt wurde. 

Die Islamisten übergeben in Rafah im Süden des Gazastreifens zunächst zwei von sechs weiteren Geiseln dem Roten Kreuz. Vier weitere sollen später im Zentrum des Küstengebiets freigelassen werden.

Im Gazastreifen hat die islamistische Hamas erneut mehrere Geiseln freigelassen. In einer Live-Übertragung war zu sehen, wie die Terrororganisation zunächst zwei Männer im Süden des Küstengebiets an das Rote Kreuz übergab. Der Ort der Übergabe war Rafah.

Zu einem späteren Zeitpunkt sollten vier weitere Geiseln folgen. Die Übergabe der Geiseln Avera Mengistu und Tal Schoham erfolgte erneut unter dramatischen Bedingungen. Vermummte Hamas-Kämpfer inszenierten die Übergabe mit lauter Musik, palästinensischen Fahnen und einer Bühne. Schoham wurde gezwungen, einige Worte zu sagen. Die Umgebung der Bühne war von den Ruinen zerstörter Häuser geprägt, was die verheerenden Auswirkungen des Krieges zeigte.

Falsche Frauenleiche am Freitag übergeben

Unterdessen wurde am Freitagabend eine von der Hamas übergebene Frauenleiche identifiziert. Der Kibbuz Nir Oz bestätigte, dass es sich bei der Leiche um Schiri Bibas handelt, eine verschleppte Geisel. Ihre Leichname sollte zusammen mit denen ihrer beiden kleinen Söhne am Donnerstag übergeben werden.

Jedoch befand sich in dem Sarg, den die Hamas an das Rote Kreuz übergab, die Leiche einer anderen unbekannten Frau. Die Terrororganisation räumte später einen möglichen Fehler ein. Der Vorfall löste in Israel große Empörung aus. Die Vertauschung der Leichen - ob absichtlich oder nicht - sorgte für Aufsehen.

Tod von Schiris Kindern bestätigt

Bereits in der Nacht zum Freitag hatte die israelische Armee den Tod von Schiri Bibas' beiden Kindern, Ariel und Kfir, bestätigt. Sie wurden im November 2023 von den Entführern ermordet. Laut der Hamas wurden sie bei einem israelischen Luftangriff getötet.

Weitere Geiseln sollen freigelassen werden

Die Hamas kündigte an, dass insgesamt sechs weitere Geiseln freigelassen werden sollen. Zu den Geiseln gehören Avera Mengistu (39), der seit Jahren in der Gewalt der Hamas ist, sowie Tal Schoham (40), der vor 16 Monaten entführt wurde. Auch die Geiseln Omer Schem-Tov (22), Omer Wenkert (23) und Elija Cohen (27) sollen freigelassen werden.

Zudem wurde die Freilassung von Hischam al-Sajid (36) bestätigt. Al-Sajid hatte vor Jahren eigenständig die Grenze zum Gazastreifen überschritten. Beide, Mengistu und al-Sajid, gelten als gezeichnet von psychischen Problemen.

Freilassung von Gefangenen vereinbart

Im Gegenzug wird Israel voraussichtlich 602 Palästinenser und Palästinenserinnen aus den Gefängnissen entlassen, darunter 50 Personen, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden.

Omer Schem-Tov, Omer Wenkert und Elija Cohen wurden während des Nova-Musikfestivals in der Negev-Wüste entführt. Berichten zufolge wurde Cohen während seiner gesamten Geiselhaft anketten. Auch Tal Schoham, der gleichzeitig österreichischer Staatsbürger ist, wurde mit seiner Familie entführt. Eine Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas ermöglichte es, Frauen und Kinder bereits im November 2023 freizulassen.

Verfrühte Freilassung

Drei der sechs freizugebenden Geiseln wurden früher als ursprünglich geplant freigelassen. Diese Entscheidung wurde getroffen, um sicherzustellen, dass die Freilassung von Dutzenden hochrangigen Hamas-Mitgliedern aus israelischen Gefängnissen nicht gefährdet wird. Berichten zufolge gibt es auf beiden Seiten Befürchtungen, dass die erste Phase der Waffenruhe nicht bis Anfang März wie geplant eingehalten wird.

Seit Beginn der Waffenruhe am 19. Januar 2023 sind bereits 19 Geiseln freigelassen worden. Zusätzlich kamen fünf aus Israel entführte Thailänder unabhängig von der Vereinbarung frei. Das mehrstufige Abkommen sieht vor, dass während einer sechswöchigen Phase insgesamt 33 Geiseln freikommen, darunter auch acht Leichname. Laut Hamas sollen nächste Woche noch vier weitere Leichen übergeben werden. Diese erste Phase der Vereinbarung soll in einer Woche enden.

Ungewissheit über Kriegsende

Berichten zufolge haben sowohl Israel als auch die Hamas bislang noch keine ernsthaften Gespräche über die zweite Phase des Abkommens geführt. Diese Phase soll zu einem endgültigen Ende des Krieges führen und die verbleibenden Geiseln befreien. Mehr als 60 Geiseln befinden sich noch in der Gewalt der Hamas, wobei nach israelischen Angaben die Hälfte von ihnen vermutlich bereits tot ist.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas begann nach dem Überfall am 7. Oktober 2023. Dabei wurden rund 1.200 Menschen getötet, und mehr als 250 Israelis wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seitdem wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 48.300 Menschen getötet, darunter viele Frauen und Kinder.