Nach den chaotischen Szenen bei der Freilassung von Geiseln im Gazastreifen verschiebt Israel eine vereinbarte Entlassung palästinensischer Häftlinge.
Chaotische SzenenIsrael setzt Freilassung palästinensischer Gefangener „bis auf Weiteres“ aus

Palästinensische Gebiete, Chan Junis: Die Deutsch-Israelin Arbel Yahud (vorn r.), die seit dem 7. Oktober 2023 von der Hamas im Gazastreifen als Geiseln festgehalten wurde, wird bei ihrer Freilassung von Kämpfern der Hamas und des Islamischen Dschihad eskortiert.
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Israel hat die geplante Freilassung palästinensischer Gefangener im Zuge des Waffenruhe-Abkommens mit der radikalislamischen Hamas „bis auf Weiteres“ ausgesetzt. Das gab der israelische Armeerundfunk unter Berufung auf Sicherheitskreise und ohne Angabe von Gründen am Donnerstag bekannt.
Zuvor waren unter chaotischen und bedrohlichen Umständen israelische Geiseln im Gazastreifen freigekommen, die von der Hamas und ihren islamistischen Verbündeten verschleppt worden waren; die Geiseln sollten gegen 110 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden.
Unter den insgesamt acht freigelassenen Geiseln am Donnerstag waren der Deutsch-Israeli Gadi Moses und die 29-jährige Arbel Yehud, die Medienberichten zufolge ebenfalls familiäre Verbindungen nach Deutschland hat.
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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte erleichtert auf die Freilassung der Geiseln reagiert. „Endlich. Acht weitere Geiseln sind frei“, kommentierte Baerbock die Freilassung am Donnerstag im Onlinedienst Bluesky. Wie der 80-jährige Moses hat auch die 29-jährige Arbel Yehud außer der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte.
Deutsch-Israelis Gadi Moses und Arbel Yehud freigelassen
Die Übergabe der Geiseln Moses und Yehud wurde von den Islamisten als Machtdemonstration inszeniert: Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und vermummte Kämpfer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad schoben die Geiseln in Chan Junis im Süden des Gazastreifens durch eine schreiende und bedrohlich drängelnde Menschenmenge zu den Rot-Kreuz-Fahrzeugen. Der 80-jährige Moses wurde hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von „schockierenden Szenen“, die ein „weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit“ der Islamisten seien. Der deutsche Botschafter in Jerusalem, Steffen Seibert, verurteilte die „abstoßenden“ Szenen. Er verwies darauf, wie ein „alter Mann und eine junge Frau gezwungen werden, sich ihren Weg durch eine drohende und bewaffnete Menge zu bahnen“. „Was für eine verachtenswerte Art, sie nach 482 Tagen gehen zu lassen“, schrieb Seibert im Onlinedienst X. (afp, mit dpa)