Die Bürgerinnen und Bürger sollten im Klinik-Atlas transparente Informationen über die Qualität der Behandlungen finden. Das war das Versprechen von Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der Plan ging nie richtig auf – und jetzt zieht seine Nachfolgerin die Reißleine.
Lauterbachs LieblingsprojektWarken bereitet Einstellung des „Bundes-Klinik-Atlas“ vor

Nina Warken (CDU), Bundesgesundheitsministerin, bei einem Besuch im Städtischen Klinikum Braunschweig.
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Es sollte ein „übersichtlicher Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel“ werden: Als der vormalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Frühjahr des vergangenen Jahres den „Bundes-Klinik-Atlas“ online schaltete, lobte er sich und sein Projekt überschwänglich. Allerdings musste das Angebot aufgrund breiter Kritik schon bald überarbeitet und deutlich abgespeckt werden.
Warken beklagt „Doppelstruktur“
Mittlerweile bietet der Atlas nur noch Informationen zu etwa 25 Eingriffen – und dabei handelt es sich nicht einmal um die häufigsten Behandlungen im Krankenhaus. Und weiterhin bemängeln medizinische Fachgesellschaften, Klinikträger und Patientenvertreter unvollständige Daten und eine für Laien kaum verständliche Darstellung.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat bereits angedeutet, dass sie das Projekt ihres Vorgängers für problematisch hält. Sie beklagte vor einigen Wochen eine kritische „Doppelstruktur“: Schließlich gibt es bereits das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) betriebene „Deutsche Krankenhausverzeichnis“, das nach deren Angaben auf bis zu 600.000 Zugriffe monatlich kommt. Den Klinik-Atlas besuchen dagegen monatlich nur knapp 200.000 Menschen.
Krankenhausgesellschaft unterbreitet Angebot
Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) hat Warken nun tatsächlich die ersten Weichen gestellt, den Bundes-Klinik-Atlas einzustampfen. Sie verfügte das Ende der unter Lauterbach im Ministerium eingerichteten Projektgruppe. So heißt es in einer „Organisationsverfügung“, die dem RND vorliegt: „Die Projektgruppe ‚Bundes-Klinik-Atlas‘ (…) wird rückwirkend zum 30. Juni aufgelöst.“
Zuvor hatte die Krankenhausgesellschaft Warken angeboten, das „Deutsche Krankenhausverzeichnis“ so zur Verfügung zu stellen, dass es auch auf einer regierungseigenen Internetseite verwendet werden kann – so wie es bis April 2024 der Fall war. „Wir möchten mit Nachdruck dafür werben, zur bewährten Lösung zurückzukehren und den Bundes-Klinik-Atlas durch das Deutsche Krankenhausverzeichnis zu ersetzen“, schrieb DKG-Chef Gerald Gaß in einem Brief an den Parlamentarischen Gesundheitsstaatssekretär Tino Sorge (CDU). Das Schreiben liegt dem RND vor.
Die DKG verweist in dem Brief auf geschätzte Kosten von rund 1,5 Millionen Euro, die der Bundes-Klinik-Atlas jährlich verursacht. Das stehe in keinem ausgewogenen Verhältnis zur tatsächlichen Nutzung, kritisierte Gaß. Das DKG-Verzeichnis benötige dagegen nur eine jährliche Förderung in Höhe von 120.000 Euro für technische Anpassungen. Gaß: „Eine Rückkehr zum bewährten Deutschen Krankenhausverzeichnis wäre ein pragmatischer und bürgernaher Schritt.“ (dpa)