Im Zuge der „Schleuser-Affäre“ wurde Wolfgang Spelthahn (CDU) suspendiert. Jetzt gibt es eine interessante Personalie im Kreis Düren.
Nach Schleuser-AffäreMinister-Sohn will suspendierten Landrat beerben

Oliver Krischers Sohn Andreas will im Kreis Düren Landrat werden und den suspendierten CDU-Politiker Spelthahn beerben.
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Wenn der Kreis Düren in den vergangenen Monaten in den Schlagzeilen war, dann nicht wegen der örtlichen Politik, sondern der „Schleuser-Affäre“. In deren Zuge ist Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) suspendiert, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Jetzt gibt es aber doch eine überraschende politische Nachricht aus dem Kreis: Der Sohn von Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) will Spelthahn beerben.
Andreas Krischer ist 27 Jahre alt, IT-Unternehmer, wie sein Vater bei den Grünen und seit 2020 im Kreistag. Am Wochenende wurde er mit 95,7 Prozent von seiner Partei als Landrats-Kandidat nominiert. „Natürlich ist meine Chance als Grüner in einem ländlich geprägten Kreis nicht die Größte“, so Andreas Krischer zum „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Aber ich nehme wahr, dass viele Menschen bei uns im Kreis das Vertrauen in die lokalen Akteure bei CDU und SPD verloren haben.“
Andreas Krischers Mutter ist übrigens die ehemalige Landtagsabgeordnete Sybille Haußmann, Ausländerdezernentin im Kreis Düren. Sie wird im Gegensatz zu Spelthahn aber nicht als Beschuldigte in dem Verfahren geführt.

„Ich nehme wahr, dass viele Menschen bei uns im Kreis das Vertrauen in die lokalen Akteure bei CDU und SPD verloren haben“, sagt Andreas Krischer.
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Noch-Landrat Spelthahn hatte schon im vergangenen September angekündigt, nicht noch mal antreten zu wollen. Damals wurde er zwar von der Staatsanwaltschaft schon als einer von 60 Beschuldigten in der „Schleuser-Affäre“ geführt, war aber noch nicht suspendiert. Spelthahn sagte damals, die Vorwürfe hätten bei seiner Entscheidung keine Rolle gespielt: „Ich bin in der Sache gänzlich unschuldig und die hat keinerlei Bedeutung gehabt.“
Ralf Nolten geht für die CDU in Düren ins Rennen
Die CDU schickt nun den Landtagsabgeordneten Ralf Nolten (60) ins Rennen. Vor seiner Aufstellung vergangenen Freitag hielt er eine kurze Rede, in der Amtsinhaber Spelthahn namentlich nur ein einziges Mal auftauchte – im Kontext bisheriger Investitionen in Straßen, Fahrradwege und Schulen. Die Schleuser-Affäre war kein Thema. Nolten bekam 96,8 Prozent der Stimmen.
Andreas Krischer gibt sich selbstbewusst: „Ich bin geborener Dürener und habe meine Firma in Kreuzau – der Kreis Düren ist meine Heimat und liegt mir am Herzen. Die Skandale, die im letzten Jahr öffentlich geworden sind, haben dem Kreis großen Schaden zugefügt.“ Krischer wünscht sich einen „Neuanfang an der Spitze der Kreisverwaltung“. Als Unternehmer und IT-Experte kenne er sich auch aus mit „Digitalisierung, Automatisierung und Kostenreduktion.“
Holt Krischer Junior sich denn auch Rat bei seinem Vater, dem Umweltminister? Die launige Antwort: „Versuchen Sie mal, einen Minister zu erreichen. Als Familienmitglied hat man da keinen großen Bonus.“ Andreas Krischer ergänzt: „Natürlich ist Politik bei Familientreffen ein Thema, aber darüber hinaus haben wir wenig Kontakt. Zumal unsere Interessen als Kommune ja oft andere sind als die des Landes."