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Hoffnung auf VeränderungWas sich Menschen in Köln für die Papst-Nachfolge wünschen

Lesezeit 4 Minuten
Carolin Kebekus dreht am Dienstag als Päpstin im Mamamobil einige Runden am Dom.

Carolin Kebekus dreht am Dienstag als Päpstin im Mamamobil einige Runden am Dom.

In den letzten Jahren traten mehr Kölner aus der Kirche aus als je zuvor. Was muss sich ändern? Wir haben uns umgehört.

Ab dem 7. Mai wird ein Nachfolger von Papst Franziskus gesucht – oder eine Nachfolgerin? In Köln wünschen sich viele Menschen Reformen, damit die Kirche Vertrauen zurückgewinnt.

„Es ist Zeit für eine Päpstin“

Die Kölner Komikerin Carolin Kebekus sammelte am Dienstag vor dem Dom Stimmen für ihre Wahl zur Päpstin - wenigstens für ihre TV-Show. Hinter dem Witz stecken ernste Forderungen.

29.04.2025 Köln. Carolin Kebekus dreht als Päpstin im Mamamobil einige Runden am Dom. Sie gibt dem KstA auch ein Interview zum Thema Papst und Kirche. Foto: Alexander Schwaiger

Mamamobil statt Papamobil: Carolin Kebekus dreht als Päpstin einige Runden am Dom.

Es ist Zeit für eine Päpstin. Die Kirche muss sich grundlegend reformieren, Weiheämter endlich für alle Geschlechter öffnen und eine echte Aufklärung der Missbrauchsfälle durchführen. Opfer von sexuellem Missbrauch sehen ständig, wie Täter geschützt werden. Wenn sie benannt werden, vertuscht die Kirche zu oft Beweise, weshalb Taten folgenlos bleiben. 

Alles zum Thema Carolin Kebekus

Die katholische Kirche muss weltoffener werden und mit der Zeit gehen. Die Menschen wollen ja eine Kirche und gerade jetzt bräuchten sie eine, die wie eine gute Macht über allem steht, drängender denn je. Aber es muss eine Kirche sein, in der wirklich alle willkommen und gleich sind. Eine Kirche, die beschützt, anstatt die Gläubigen hierarchisch aufzuteilen, in einen vermeintlich niederen Teil und in Kleriker, die mit Gold behangen sind und Machtmissbrauch stattfinden lassen. Wenn Frauen in der Kirche mehr Macht bekämen, hätten wir eine Kirche, die wirklich in Jesus Sinn alle aufnimmt.

Meine Großeltern sind sehr gläubig, ich wurde katholisch getauft. Auch meine Eltern waren in der rechtsrheinischen Gemeinde, in der ich aufwuchs, sehr aktiv und organisierten moderne Jugendmessen. Doch als ich älter wurde, merkte ich: Das Konstrukt Kirche ist gar nicht so, wie ich es als Kind erlebt habe. Ihre Liebe gilt nicht für alle Menschen gleich. Sie sieht einige als wertvoller als andere und der Lebensstil von mir und meinen Freunden wird nicht akzeptiert. Also habe ich mich nicht firmen lassen und bin später aus der Kirche ausgetreten.

Bereits vor zwölf Jahren habe ich mich in der „Heute-Show“ auf der Bischofskonferenz bei Kardinal Meisner zum Spaß als Päpstin beworben. Die Reaktion darauf war erschreckend. Aber ich bleibe dran und gebe nicht auf – Ich bin quasi der Friedrich Merz unter den Papst-Anwärterinnen.

„In der Kirche geht es zu viel um Geld“

Agnieszka Anklewicz, 53, arbeitet in Köln für die Caritas. Sie wünscht sich eine Kirche, die mehr für die einfachen Leute da ist

Agnieszka Anklewicz geht noch gerne in die Kirche, wünscht sich aber mehr kirchliches Engagement für Bedürftige.

Agnieszka Anklewicz geht noch gerne in die Kirche, wünscht sich aber mehr kirchliches Engagement für Bedürftige.

In bin Katholikin und komme ursprünglich aus Polen. In Deutschland sehe ich viel öfter leere Kirchen: Immer mehr Menschen treten aus, auch junge Leute. Um dem entgegenzutreten, sollte sich die Kirche mehr öffnen und mehr für die einfachen Leute tun. Es geht mir bei der Kirche zu viel um Geld. Ich habe keine Lust, jeden Sonntag in der Messe zu hören, dass die Kirche mehr Spenden braucht – die meisten Kirchengänger sind nicht reich. Stattdessen sollte Kirche mehr für diejenigen da sein, die Hilfe benötigen. Dafür hat Papst Franziskus immer gekämpft, von seinem Nachfolger wünsche ich mir, dass er dieses Erbe fortführt. Franziskus schaffte es dagegen nicht, die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten. Das sollte der nächste Papst besser machen.

In Köln gehe ich noch immer zu den Messen der polnischen katholischen Mission. Ich mache das für meine Seele, es ist etwas Emotionales für mich. Als Kind bin ich jeden Sonntag zur Kirche gegangen, das war ganz tief in der Familie verwurzelt. Heute schaffe ich es wegen der Arbeit nicht mehr so häufig, aber zu den großen Festlichkeiten wie Ostern oder Weihnachten auf jeden Fall.

„Die Kirche ist zu konservativ“

Roy Weijens, 69, ist Niederländer und in Köln zu Besuch. Er wünscht sich mehr Inklusion in der Kirche.

29.04.2025 Köln. Wie müsste Kirche für die Menschen sein, damit sie wieder hingehen würden? Wie muss der nächste Papst sein? Ein Stimmungsbild auf der Straße. Roy Weijens (69). Foto: Alexander Schwaiger

Roy Weijens wünscht sich mehr Vielfalt in der Kirche - so könnten auch junge Leute wieder angesprochen werden.

Die Kirche hält zu sehr an alten Traditionen fest. Wenn sie jüngere Menschen von sich überzeugen will, muss sich die Kirche ändern. Das bedeutet: Sie muss auch Homosexuelle und Transpersonen akzeptieren. Ich hoffe, dass der nächste Papst modern ist. Franziskus war ein besserer Papst als sein Vorgänger, er war mehr für die Menschen da. Aber wieso sind es immer Männer? Gerade junge Leute verstehen häufig nicht, warum keine Frau Päpstin werden kann.

Ich bin selbst katholisch, früher ging ich auf Wunsch meiner Mutter jeden Sonntag in die Kirche. Heute gehe ich nur dorthin, um alle drei Wochen mit meiner Frau im Chor zu singen. 

„Ich vermisse Transparenz, Toleranz und Aufrichtigkeit“

René Terruhn, 50, ist beruflich in Köln unterwegs und hält die Kirche in jeder Hinsicht für verbesserungswürdig

René Terruhn braucht die Kirche als Institution nicht.

René Terruhn braucht die Kirche als Institution nicht.

Ich habe keinen Zugang zur Kirche und brauche den auch nicht. Ich vermisse da Transparenz, Toleranz und Aufrichtigkeit. Natürlich suche ich auch nach Verbindung und einer Sinngebung. Aber in dem Angebot von der Kirche finde ich nichts als patriarchale Strukturen, Lügen und Machtstreben. Meine Großeltern waren sehr gläubige Katholiken, die jeden Sonntag zur Kirche gingen. Schon als kleines Kind verband ich diese Gänge mit einem Zwang und subtilen Druck – einen Sinn dahinter sah ich nicht.

Als nächsten Papst wünsche ich mir eine Schwarze Frau – das wäre mal etwas anderes. Jedenfalls sollte die Person verkörpern, was in der katholischen Kirche nun nötig ist: Ehrlichkeit und Verantwortung für alles, was schiefgelaufen ist.