Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will Drohnen per Abschuss vom Himmel holen. NRW setzt jetzt auf eine smartere Idee.
Vorführung in IsraelWie NRW feindliche Drohnen kapern und zur Landung zwingen will

Eine private Drohne fliegt in einiger Entfernung von einem Flugzeug, das im Anflug auf den Flughafen Düsseldorf ist.
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Die Landesregierung von NRW prüft den Ankauf eines Systems, das verdächtige Drohnen abfangen kann, ohne Schäden durch herabfallende Trümmerteile zu verursachen. NRW-Europaminister Nathanael Liminski ließ sich die Leistungsfähigkeit der Anlage im Rahmen eines Firmenbesuchs bei seiner Reise nach Israel demonstrieren.
„Wir müssen den Schutz unserer heimischen Industrie und kritischen Infrastruktur an die Bedrohungslage durch Drohnen anpassen. Hier ist Innenminister Herbert Reul bereits mit vollem Einsatz unterwegs. Dabei lohnt es sich auch, dass wir uns die Erfahrungen und Entwicklungen anderer Länder wie Israel zunutze machen“, sagte der Chef der Staatskanzlei dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Immer wieder tauchen Drohnen über deutschem Gebiet auf
Die Sichtung von Drohnen über deutschem Staatsgebiet hatte in den vergangenen Wochen vielerorts für Unruhe gesorgt. Nachrichtendienste gehen davon aus, dass oft Russland hinter den Überflügen steckt. Neben der Ausspähung von Militäranlagen sei eines der Ziele, auszutesten, ob und wie schnell die Sicherheitsbehörden auf Drohnensichtungen reagieren. Drohnen, die in der Nähe von Flughäfen auftauchten, sorgten unter anderem an den Airports von Berlin, Frankfurt und München für massive Störungen. In Bayern appellierte Ministerpräsident Markus Söder an die Polizei, im Zweifelsfall „alle Drohnen sofort abzuschießen“.

Nathanael Liminski (CDU), Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten in Nordrhein-Westfalen, bei einer Rede im Industrie-Club. (Archivbild)
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In Sicherheitskreisen hieß es, die Zwischenfälle der vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass die Bedrohung durch hybride Kriegsführung, darunter auch mittels Drohnen, in Europa stark zugenommen habe. „Israel besteht den Kampf gegen Drohnenbedrohungen seit Jahren, Tag für Tag. Während eine unbekannte Drohne den Flughafen München über Stunden lahmlegen konnte, werden am Flughafen Tel Aviv regelmäßig und geräuschlos illegale Drohnen abgewehrt“, sagte Liminski. Die tägliche Gefahr sei ein Treiber für den technischen Fortschritt in Israel. „Davon konnte ich mich bei meiner jüngsten Israelreise im Gespräch mit Spezialisten für Drohnenabwehrtechnik überzeugen“, sagte der CDU-Politiker.
Da Drohnenflüge oft im Inland starten und die Drohnen sich oft über dicht besiedelten urbanen Gebieten bewegen, können herabfallende Trümmerteile den Menschen am Boden gefährlich werden. „Es reicht sicherlich nicht, Drohnen nur abschießen zu können“, erklärte Liminski. „Auf den ersten Blick ist im Zweifel nicht gleich erkennbar, ob Onkel Werner aus Neugierde mit seiner Drohne privat ein paar Aufnahmen machen möchte, oder ob Kriminelle die Drohne mit Sprengstoff oder anderen gefährlichen Stoffen bestückt haben.“
Verbindung zum Piloten wird bei dem neuen System getrennt
Das neue Verteidigungskonzept, das NRW testen will, setzt auf eine smarte Lösung bei der Drohnenabwehr: Sobald eine unbefugte Drohne in eine vordefinierte Flugverbotszone eindringt, kann das System die Verbindung zur Fernsteuerung des feindlichen Piloten trennen, die Kontrolle über die Drohne übernehmen und sie sicher in einem vorgesehenen Bereich landen. Andere Kommunikations- und Navigationssysteme bleiben unbeeinflusst.
Die Polizei in NRW erfüllt beim Thema Drohnenabwehr bundesweit eine besondere Rolle. So wurde das bundesweit umgesetzte Luftraumschutzkonzept anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Federführung der NRW-Polizei erstellt. Zuletzt war in diesem Sommer der Nato-Gipfel in Den Haag durch Kräfte der Drohnenabwehr der Polizei des Landes NRW gesichert worden.
Die Zeitenwende zeige „sich auch bei uns in einer bislang nicht dagewesenen Form hybrider Kriegsführung“, erklärte der Europaminister. Russland attackiere Deutschland mit Cyberangriffen, gezielten Desinformationskampagnen und Drohnen. „Bund, Länder und Kommunen sind nun am Zug, um zügig neue Antworten auf diese Fragen der Sicherheit zu liefern“, sagte Liminski.
NRW habe das Thema der Drohnenabwehr deshalb in die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz eingebracht. „Statt sich mit Zankereien über die Zuständigkeit aufzuhalten, müssen wir die Zusammenarbeit verbessern, um auf die neue Bedrohung schnellstmöglich und bestmöglich vorbereitet zu sein“, mahnte der Chef der Staatskanzlei.

