Die Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt gegen 30 Beschuldigte, die illegal kontaminierte Böden abgeladen haben sollen. Es geht um Millionen-Betrug.
Razzia gegen UmweltkriminalitätNetzwerk kippte tonnenweise belastete Böden illegal ab

Das undatierte, mit einer Drohne aufgenommene Foto zeigt nach Polizeiangaben Arbeitsfahrzeuge, die Erde in Richtung eines Sees bewegen.
Copyright: Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen/dpa
NRW-Innenminister Herbert Reul zeigte sich äußerst zufrieden. „Heute Morgen hat die Polizei an 39 Türen geklopft, dazu gehören Wohnungen, aber auch Geschäftsräume von Firmen in Nordrhein-Westfalen“, sagte der CDU-Politiker. Konkret hatten 300 Polizeibeamte eine umfangreiche Razzia gegen eine Bande von Umweltkriminellen durchgezogen. Ein illegales Konglomerat von Transportunternehmern im Baustoffsektor und Managern im Bereich Abfallentsorgung soll ein betrügerisches Modell entwickelt haben, um belastete Böden kostengünstig zu entsorgen. Laut dem Landeskriminalamt NRW nutzten sie dafür insbesondere den Tagebau Garzweiler.
Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft Dortmund gegen 30 Beschuldigte. Die Tatverdächtigen sollen Papiere aus Entsorgungsunternehmen gefälscht und kontaminierte Böden zum Schnäppchenpreis entsorgt haben. Den Auftraggebern indes stellten sie ihre Dienste teuer in Rechnung – ein lukrativer Deal. Auf diese Weise erwirtschafteten sie über einen längeren Zeitraum Millionengewinne, hieß es auf einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag im LKA NRW.
„Das ist Umweltkriminalität in einem großen und organisierten Maßstab. Wir dürfen es nicht zulassen, dass hier Millionen ergaunert werden. Wir müssen das Geld auf jeden Fall wieder zurückholen“, erklärte NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) nach der Durchsuchungsaktion. Es seien in großem Stil Zertifikate gefälscht und Böden dann illegal verklappt worden.
Das Landesumweltamt habe die Ermittlungen tatkräftig unterstützt. Die Bekämpfung der Umweltkriminalität sei bei der Staatsanwaltschaft Dortmund und im Landeskriminalamt neu aufgestellt worden. Dort herrsche große Aufbruchstimmung „und das schreckt die Kriminellen vor Ort auch auf“, führte Limbach weiter aus.
Vorwürfe gegen die „Umwelt-Mafia“ wiegen schwer
Seit 2023 verfolgt die landesweite Staatsanwaltschaft mit Umweltschwerpunkt in Dortmund Verbrechen gegen die Natur. In den Koalitionsverhandlungen hatten die Grünen auf die Einrichtung der Strafverfolgungseinheit gedrungen. Kritiker aus dem Justizapparat hatten moniert, dass man angesichts des Personalmangels in den nordrhein-westfälischen Anklagebehörden das Personal besser für wichtigere Aufgaben gebrauchen könnte.
Die Razzia am Dienstag legt das Gegenteil nahe. Die Vorwürfe gegen die „Umwelt-Mafia“ wiegen schwer. Der Tatverdacht lautet: gravierende Umweltstraftaten, bandenmäßiger Betrug, Urkundenfälschung, gewerbsmäßige Fälschung technischer Aufzeichnungen sowie Schmiergeldflüsse. So sollen etwa Gutachter gegen ein üppiges Honorar Gefälligkeitszeugnisse gefertigt haben. Damit wurden die belasteten Erden als unbedenklich behandelt. Auch wurden laut den Strafverfolgern Auftraggeber für die Entsorgung des belasteten Bodenmaterials geschmiert. Ein Müllentsorgungskreislauf, der an die Methoden der sizilianischen Mafia erinnert.
Die Einsatzkräfte durchsuchten unter anderem Objekte in Bottrop, Castrop-Rauxel, Euskirchen, Krefeld, Recklinghausen, Düren, Erkelenz, Weilerswist bis hin nach Ahrbrück in Rheinland-Pfalz. Mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse wurden vollstreckt.
Ausgelöst wurde der Ermittlungskomplex durch Nachforschungen, die im September 2024 in Grevenbroich, Jüchen, Krefeld und anderen Orten in einer Razzia endete. Bereits damals ging es um mit Schadstoffen belasteten Bodenaushub, der tonnenweise illegal im Tagebau Garzweiler Jüchen entladen worden sein soll. Wie die Polizei seinerzeit berichtete, galten ein 56-jähriger Unternehmer sowie sein 24-jähriger Sohn nebst vier weiteren Beschuldigten als Hauptverdächtige. Die Beschuldigten, alle im Bausektor tätig, sollen tausende Lieferdokumente von Entsorgungsbetrieben gefälscht haben. Den Kunden wurde mit gefälschten Belegen die ordnungsgemäße Entsorgung vorgespiegelt.