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Heimliches Filmen von Frauen bald strafbarKölner Joggerin Yanni Gentsch sorgt für Weckruf gegen Voyeure

Lesezeit 3 Minuten
Die Kölnerin Yanni Gentsch hat einen Mann zur Rede gestellt, der sie beim Joggen filmte - und dafür gesorgt, dass er sein Video löscht.

Die Kölnerin Yanni Gentsch hat einen Mann zur Rede gestellt, der sie beim Joggen filmte - und dafür gesorgt, dass er sein Video löscht.

Der Fall einer Kölner Joggerin, die von einem Voyeur gefilmt wurde, hat NRW-Justizminister Benjamin Limbach auf den Plan gerufen. Bislang fehlt eine rechtliche Handhabe gegen die Täter.

Der Vorfall ereignet sich auf einem Weg neben dem Militärring im Kölner Grüngürtel. Die Joggerin Yanni Gentsch bemerkt, dass ein Fahrrad dicht hinter ihr fährt. Als sie sich umdreht, sieht sie einen Mann, der sie offensichtlich beim Laufen mit dem Handy gefilmt hat. Gentsch nimmt ihren Mut zusammen, stellt den Radfahrer zur Rede. Der räumt ein, Aufnahmen von ihrem Gesäß gemacht zu haben. „Ja, wenn Sie sich schon so darstellen“, sagt der Mann. „Meine Klamotten sind keine Einladung“, stellt Yanni Gentsch wütend klar. Schließlich löscht der Mann den Film, nachdem die Joggerin dies vehement einfordert. „Ich habe doch gar nichts getan“, sagt der Radfahrer, der sich offenbar keiner Schuld bewusst ist.

Den Schlagabtausch zwischen der couragierten Frau und dem gestellten Voyeur kann man sich im Internet ansehen, wenn man den Namen der Kölnerin googelt. Mehr als 14 Millionen Mal wurde das Video bereits abgerufen. Yanni Gentsch hatte den Film in den sozialen Netzwerken veröffentlicht - und eine Welle der Solidarität erfahren.

Anzeige bei der Kölner Polizei blieb folgenlos

Besonders groß war die Empörung darüber, dass eine Anzeige bei der Kölner Polizei folgenlos blieb. Der Mann kam davon, weil nach der bestehenden Gesetzeslage auch das Schamgefühl verletzende heimliche Aufnahmen weder eine Straftat noch eine Ordnungswidrigkeit sind. Gentsch startet eine Petition, sammelte innerhalb von kurzer Zeit 70.000 Unterschriften.

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Ein Weckruf, den die Politik ernst nimmt. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ plant NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) eine Initiative, die heimliche Voyeuraufnahmen verbietet.

Zwar gibt es seit 2021 im Strafgesetzbuch den Paragrafen 184k, der das sogenannte Upskirting (unter den Rock fotografieren und filmen) verbietet, wenn der Intimbereich nicht von Kleidung bedeckt ist. Eine sexuelle Belästigung im Sinne von Paragraf 184i setzt eine sexuell motivierte körperliche Berührung voraus. Die Rechtslage sei gemessen an der Verletzung des Schamgefühls der betroffenen Personen „im Ergebnis unbefriedigend“, heißt es im NRW-Justizministerium.

Benjamin Limbach, Minister der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen (Grüne) spricht bei einem Pressegespräch.

„Wenn es darum geht, das Selbstbestimmungsrecht von Frauen vor sexuell motivierten Fotoaufnahmen zu schützen, ist das nach dem Gesetz nicht einmal ein Knöllchen wert. Das ist nicht akzeptabel und schwer erträglich“, sagt NRW-Justizminister Benjamin Limbach.

Deshalb nimmt Limbach den Vorfall jetzt zum Anlass, den Schutz von Frauen vor Voyeuren zu verbessern.  „In Deutschland gibt es hunderte Straftatbestände und Ordnungswidrigkeiten“, sagte der Grünen-Politiker unserer Zeitung. „Doch wenn es darum geht, das Selbstbestimmungsrecht von Frauen vor sexuell motivierten Fotoaufnahmen zu schützen, ist das nach dem Gesetz nicht einmal ein Knöllchen wert. Das ist nicht akzeptabel und schwer erträglich.“

Das deutsche Recht müsse „eine klare Grenze“ ziehen, wenn Körperteile in sexueller Absicht gegen den Willen einer Person abfotografiert würden. „Und klar ist: Die Kleidung einer Frau ist niemals ein Freifahrtschein, sie zum Objekt herabzuwürdigen“, sagte Limbach. Deswegen unterstütze er die Gentsch-Initiative.

Limbach forderte jetzt von der neuen Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) einen Vorschlag für eine bessere gesetzliche Regelung. „Das Thema werde ich auch zur Erörterung auf die Tagesordnung der nächsten Justizministerkonferenz setzen lassen“, erklärte Limbach. Die Sitzung findet nach der Sommerpause in Berlin statt.