Der neue kanadische Premierminister Mark Carney war in Washington zu Gast. Donald Trump leistete sich einen Fauxpas – und bekam Kontra.
US-Präsident kassiert Häme„Wahnhaft“ – Trump-Pressekonferenz sorgt für Irritationen

US-Präsident Donald Trump spricht während eines Treffens mit dem kanadischen Premierminister Carney im Oval Office des Weißen Hauses.
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US-Präsident Donald Trump hat mit seinen Aussagen bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus für Irritationen gesorgt. Beim Besuch des kanadischen Premierministers Mark Carney präsentierte sich Trump mitunter fahrig und sorgte mit Verwechslungen und schwer nachvollziehbaren Aussagen für Aufsehen. Der US-Präsident erklärte etwa den russischen Rekordtorschützen der amerikanischen Eishockeyliga NHL kurzerhand zum Kanadier.
„Ich liebe Kanada, ich habe großen Respekt vor der Kanadiern“, erklärte Trump und erinnerte dann an Eishockey-Legende Wayne Gretzky – dann folgte der Fauxpas. „Sie haben zufällig auch einen sehr, sehr guten Eishockeyspieler hier bei den Capitals. Er ist ein harter Bursche, der gerade den Rekord gebrochen hat“, erklärte Trump mit Blick auf das Eishockey-Team der US-Hauptstadt, die Washington Capitols. Tatsächlich hat mit Alex Ovechkin kürzlich ein Spieler der Capitals einen neuen Torrekord in der Sportliga aufgestellt – Ovechkin ist allerdings Russe und kein Kanadier.
Donald Trump liefert skurrile Momente bei Besuch von Mark Carney
Im Gespräch mit Carney, der nach seiner Wahl erstmals in Washington zu Gast war, lieferte der US-Präsident derweil noch weitere skurrile Momente. Trump hatte wenige Wochen zuvor heftige Zölle gegen das Nachbarland verhängt. Auf die Frage einer Reporterin, welches das für ihn wichtigste Zugeständnis sei, dass jetzt Kanada machen müsse, antwortet der US-Präsident etwa: „Freundschaft“ und sorgte damit für Unverständnis bei der Journalistin: „Das ist kein Zugeständnis“ entgegnete sie – Trump blieb aber dabei und sprach ausführlich über eine Freundschaft zu Kanada.
Erneut erklärte der US-Präsident außerdem, dass Kanada der 51. Bundesstaat der USA werden sollte. „Wir treiben nicht viel Handel mit Kanada“, behauptete der Republikaner zudem – beides konterte Carney direkt. „Die Meinung der Kanadier zur Idee des 51. Bundesstaates wird sich nicht ändern. Außerdem sind wir der größte Kunde der USA“, stellte der kanadische Premierminister richtig.
Mark Carney kontert Donald Trump im Weißen Haus
Trumps Aussagen sorgten schnell für spöttische Reaktionen. „Wenn Sie ältere Eltern hätten, die so plappern, würden Sie ihnen Kreditkarten und Scheckbuch wegnehmen“, kommentierte etwa der ehemalige russische Schachweltmeister und nunmehrige Kremlkritiker Garri Kasparow die Ausführungen des US-Präsidenten zu seinen wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Kasparow lebt seit Jahren in den USA.
„Trump weiß nicht einmal, was er von Kanada will, und klingt wahnhaft“, schrieb derweil der in den USA populäre Influencer Ed Krassenstein zu dem seiner Meinung nach „peinlichen“ Auftritt Trumps. „Carney muss denken, er sei verrückt.“
Der kanadische Premierminister nutzte seinen Besuch in Washington auch, um jeglichen territorialen Ambitionen Trumps eine deutliche Absage zu erteilen. „Wie Sie aus der Immobilienbranche wissen, gibt es einige Orte, die niemals zum Verkauf stehen“, sagte er beim Treffen mit dem Republikaner im Weißen Haus, als Trump entsprechende Anspielungen machte. „An einem solchen sitzen wir gerade. Sie kennen ja auch den Buckingham-Palast, den Sie besucht haben.“ Trump warf ein: „Das stimmt.“
„Kanada steht nicht zum Verkauf und wird auch nie zum Verkauf stehen“
Das gelte auch für Kanada, machte Carney dann deutlich. „Es steht nicht zum Verkauf und wird auch nie zum Verkauf stehen“, sagte er. Die eigentliche Chance liege in der Partnerschaft und in dem, was beide Länder gemeinsam aufbauen könnten. Trump erwiderte grinsend: „Sag niemals nie“, woraufhin Carney in Richtung der anwesenden Reporter im Raum lächelte.

Der kanadische Premierminister Mark Carney bei einer Pressekonferenz nach seinem Treffen mit Donald Trump.
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In der Vergangenheit hatte Trump wiederholt gefordert, dass Kanada Teil der Vereinigten Staaten werden solle, und das Nachbarland als „51. Bundesstaat“ bezeichnet. Mit solchen Einverleibungsäußerungen löste er in Kanada große Empörung aus. Carney gewann die Wahl im nördlichen Nachbarland mit einem scharfen Anti-Trump-Kurs. Nach dem Sieg seiner liberalen Partei bei der Parlamentswahl hatte er angekündigt, der aggressiven Politik der US-Regierung entschieden entgegentreten zu wollen.
Trump-Lager hält US-Präsident für „Schach-Großmeister“
Nach seinem Besuch bei Trump ließ Carney unterdessen durchblicken, was er von manchen Aussagen des Amerikaners hält – ohne sich direkt zu äußern. Was ihm bei Trumps Ausführungen zu Kanada als 51. Bundesstaat durch den Kopf gegangen sei, wurde der Kanadier von einer Journalistin gefragt. „Ich bin froh, dass Sie nicht erkennen konnten, was mir durch den Kopf ging“, entgegnete der Kanadier.
Im Trump-Lager fiel die Bewertung der Pressekonferenz unterdessen anders aus. „Ich hatte das Vergnügen, bei dem heutigen Treffen zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und dem Premierminister Kanadas dabei zu sein“, sagte Trump-Berater Stephen Miller dem US-Sender Fox News nach Carneys Besuch in Washington. „Was ich miterlebt habe, war so, als würde man einem Großmeister beim Schachspiel zusehen.“ Die Einschätzung des tatsächlichen Schach-Großmeisters Kasparow fiel derweil anders aus.