Wird es besser oder furchtbar für Kiew und Europa? Die Sorgen sind berechtigt, dass Trump im Angesicht Putins die Ukraine aus dem Blick verliert.
Trump und PutinDie Welt wird nach dem Alaska-Treffen eine andere sein


US-Präsident Donald Trump (l), der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (M) und Russlands Präsident Wladimir Putin. /
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Die Welt wird am Samstag eine andere sein. Ein Weiter-so mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist nach dem Treffen von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin in Alaska schwer vorstellbar. Die Frage ist nur, ob die internationale Lage besser oder furchtbar wird.
Geraten die beiden Atommächte aneinander, wird sich eine noch viel größere Dimension des Konflikts auftun. Lässt sich der erratische Trump vom gewieften früheren KGB-Mann Putin über den Tisch ziehen, ist die Ukraine verloren und das demokratische Europa gefährdet.
Berechtigte Zweifel
Wenn aber Trump den russischen Präsidenten mit der Androhung weiterer Sanktionen - die seine vom Krieg geschwächte Volkswirtschaft nur schwer vertragen würde - zu einem Waffenstillstand bewegen kann, wäre das der erste große Lichtblick in Moskaus grausamen Krieg seit Februar 2022.
Sorgen sind berechtigt, dass Trump im Angesicht des Täters Putin das Opfer Ukraine aus dem Blick verlieren könnte. Ihm ist ja auch schon vor dem Gespräch die Vokabel „Gebietstausch“ über die Lippen gekommen. Der US-Präsident adelt den Kriegstreiber schon damit, dass er ihm die Weltbühne bietet. Auch noch ein strategisches Ziel Putins vorher zu thematisieren, klingt nach einem möglichen Desaster für Kiew.
„Landtausch“ ist nichts anderes als Landraub
Denn zu welchem Tausch sollte Selenskyj bereit sein? Die Ukraine würde Gebiete zurückbekommen, die Putin noch nicht ganz besetzt hat, um dem Kremlherrscher Gebiete zu überlassen, die er vollständig eingenommen hat? Das ist kein Landtausch. Das ist Landraub.
Vielleicht sollte sich Trump Putin wie eine der aus Holz gefertigten, buntbemalten und ineinander verschachtelten russischen Matrjoschka-Puppen vorstellen. Trump wird sehr viele Figuren abnehmen müssen, bis er zu Putins Kern vordringt: Er will die ganze Ukraine.
Bittere Lehre aus der Annexion der Krim
Alles, was Putin jetzt zugestanden würde, wäre der gefällige Ausgangspunkt für eine nächste Attacke. So wie er 2014 die ukrainische Halbinsel Krim besetzt und annektiert und acht Jahre später das ganze Land angegriffen hat. Auch Trump sollte diese Erfahrung als Lehre im Umgang mit Putin verstehen.
Die Ukraine, die Europäer, Trump und auch russische Soldaten und Familien wollen, dass Tod und Zerstörung, Leid von Zivilisten, Perspektivlosigkeit von Kindern endlich enden. Putin hingegen ist das nicht wichtig. Ihm ist seine Macht wichtig.
Es ist nur zu hoffen, dass Trump dafür ein feines Gespür hat. Der Kreml verkündet, es gebe nach dem Gespräch eine gemeinsame Pressekonferenz. Trump hatte versprochen, zuerst Selenskyj und dann die Europäer zu informieren. Es wäre ein Drama, wenn er sich daran nicht hielte und die Ukraine und Europa aus dem Fernsehen erfahren, was nun mit ihnen passiert.