Beim jüngsten Vorfall seien zwei Jets mit ihrem Manöver in die Sicherheitszone einer Ölplattform eingedrungen, berichtet der polnische Grenzschutz.
„Beispiellose Dreistigkeit“Russische Kampfjets dringen über Estland und Polen in Nato-Luftraum ein

US-Kampfjets vom Typ F-35 nehmen fliegen über Warschau in Polen. (Symbolbild)
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Der polnische Grenzschutz hat am Freitag (19. September) zwei russische Kampfflugzeuge gemeldet, die im Tiefflug über die Bohrplattform Petrobaltic in der Ostsee geflogen sind.
Die polnischen Streitkräfte seien informiert worden, heißt es vonseiten der Behörde auf X. Die beiden Jets seien mit ihrem Manöver in die Sicherheitszone der Plattform eingedrungen.
„Die polnischen Sicherheitsdienste überwachen ständig die Lage innerhalb der kritischen maritimen Infrastruktur, auch außerhalb der polnischen Hoheitsgewässer“, heißt es in der Mitteilung.
Drei russische Kampfflugzeuge in Nato-Luftraum über Estland eingedrungen
Zuvor waren am Freitag drei russische Kampfflugzeuge in den Luftraum von Estland eingedrungen. Die MiG-31-Maschinen seien nahe der Insel Vaindloo über dem Finnischen Meerbusen vorgedrungen und dort für insgesamt zwölf Minuten geblieben, erklärte das Außenministerium in Tallinn. An der Nato-Luftraumüberwachung über Estland beteiligte F-35-Kampfjets der italienischen Luftwaffe fingen die Flugzeuge nach Angaben des Verteidigungsbündnisses ab.
Die russischen Kampfjets hätten keine Flugpläne übermittelt und ihre Flugfunktransponder seien abgeschaltet gewesen, erklärte die estnische Armee und fügte an: „Zum Zeitpunkt der Luftraumverletzung bestand keine Funkverbindung zur estnischen Flugsicherung.“
Estnischer Chefdiplomat Margus Tsahkna: „Beispiellose Dreistigkeit“
Nato-Generalsekretär Mark Rutte erklärte im Onlinedienst X, die Nato habe „rasch und entschieden“ auf die russische Lufraumverletzung reagierte. Eine Nato-Sprecherin sprach von einem „weiteren Beispiel für das rücksichtslose Verhalten Russlands“. Russische Drohnen hatten ab Mitte vergangener Woche bereits den Luftraum von Polen und Rumänien verletzt; über Polen waren sogar rund 20 Drohnen in den Luftraum eingedrungen.
Der estnische Chefdiplomat Margus Tsahkna erklärte nun, Russland habe den Luftraum seines Landes zwar in diesem Jahr bereits vier Mal verletzt, der nun festgestellte Vorfall sei aber „von beispielloser Dreistigkeit“.
Estland beantragte daher Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags mit den Verbündeten, wie Estlands Regierungschef Kristen Michal am Freitagabend im Onlinedienst X mitteilte. Artikel 4 des Nato-Vertrags sieht Beratungen unter den Mitgliedsstaaten für den Fall vor, dass ein Mitgliedsstaat seine territoriale Integrität, Unabhängigkeit oder Sicherheit bedroht sieht. Auch Polen hatte dies zuvor beantragt. (oke/dpa)