Dass das ukrainische Militär ins russische Belgorod vorgedrungen ist, klingt nach einem positiven Signal. Es ist zu hoffen, dass Selenskyj sich nicht verkalkuliert.
BelgorodDer Vormarsch ist ein gefährlicher Schachzug für die Ukraine


Ein Auto fährt an einem von Kugeln und Granatsplittern beschädigten Straßenschild auf der Straße zur russischen Stadt Belgorod vorbei.
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Die ukrainische Armee ist in den vergangenen Tagen ins russische Belgorod vorgerückt, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt hat. Ob das ein erfolgversprechender Schachzug für die ukrainische Landesverteidigung ist, lässt sich bislang nur schwer sagen: Schon bei der Operation in der russischen Region Kursk wurden (und werden) gut ausgebildete und ausgerüstete Soldaten eingesetzt, die dann an der bröckelnden Front in der Ostukraine fehlten.
Selenskyj begründet die Vorstöße auf russisches Territorium damit, dass die ukrainischen Grenzregionen Charkiw und Sumy dadurch besser geschützt werden könnten. Es ist zu hoffen, dass sich Selenskyj dabei nicht verrechnet.
Kiew spekuliert darauf, dass die neue Operation auch ihre Position bei möglichen Verhandlungen mit Moskau stärkt. Bislang hat die Ukraine dafür nur wenig in der Hand. Zudem zeigt der ukrainische Truppeneinsatz in der russischen Grenzregion einmal mehr, dass Russland trotz seiner militärischen Übermacht nicht unverletzlich ist.
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Wie der Krieg ausgeht, entscheidet sich nicht in Belgorod
Der Ausgang des Krieges wird aber nicht dadurch entschieden, dass die Ukraine Teile der russischen Grenzregionen einnimmt. Ob die Ukraine als souveräner Staat bestehen bleibt, hängt viel mehr von der internationalen Unterstützung ab. Nachdem die USA unter Donald Trump sich aus der internationalen Gemeinschaft der Ukraine-Unterstützer zu verabschieden drohen, ist das vor allem die Verantwortung Europas.
Die Ukraine ist unter gewaltiger Bedrängnis. Die Operation in Belgorod zeigt aber, wie energisch sie sich weiterhin gegen eine Niederlage stemmt. Deshalb darf auch der Westen die Ukraine nicht aufgeben. Die militärische, finanzielle und diplomatische Unterstützung des angegriffenen Landes darf jetzt nicht nachlassen, sie muss vielmehr noch intensiviert werden.