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Kreml nimmt Großstadt ins VisierTrump glaubt an Putin – und wird in Moskaus Staats-TV verhöhnt

Lesezeit 5 Minuten
US-Präsident Donald Trump mit Kremlchef Wladimir Putin. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump mit Kremlchef Wladimir Putin. (Archivbild)

Trump kehrt zu wohlwollenden Worten für Putin zurück. Der Kremlchef lässt seine Armee derweil angreifen – und schickt eindeutige Signale. 

US-Präsident Donald Trump hat sich erneut zum Verhalten von Kremlchef Wladimir Putin geäußert. Nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hatte Trump den Kremlchef öffentlich mit Kritik bedacht und dabei erklärte, es scheine, als wolle Putin ihm auf der Nase herumtanzen. Zu einem Kurswechsel scheint das den Republikaner allerdings nicht zu bewegen. In einem Interview mit dem Sender ABC News bekräftigte Trump nun, dass er weiterhin daran glaube, dass Moskau den Krieg beenden wolle.

„Ich denke, er will das“, sagte Trump am Dienstag dem Sender auf die Frage, ob Putin ein Ende des Krieges in der Ukraine möchte. „Ich glaube, sein Traum war es, das ganze Land einzunehmen, aber wegen mir wird ihm das nicht gelingen“, fügte der Republikaner hinzu, der am Dienstag den 100. Tag seiner zweiten Amtszeit im Weißen Haus feierte. Putin „respektiere“ ihn, versicherte Trump zudem und kehrte mit seinen Aussagen zum wohlwollenden Kurs gegenüber dem Kreml zurück. 

Donald Trump glaubt Wladimir Putin: „Ich denke, er will das“

Auf die Frage des Interviewers Terry Moran, ob er Putin vertraue, entgegnete der US-Präsident: „Ich vertraue ihnen nicht. Ich vertraue nicht vielen Menschen“ und nutzte die Gelegenheit erneut, um gegen die Presse auszuteilen. „Sie sind unehrlich und bombardieren mich mit Fake-Fragen“, polterte Trump. 

Nahezu zeitgleich bekräftigte unterdessen auch der amerikanische Außenminister Marco Rubio, dass es keinen Kurswechsel in Washington gegeben hat. Er drohte sowohl Russland als auch der Ukraine mit einem amerikanischen Rückzug aus den Bemühungen um eine Friedenslösung.

USA erhöhen erneut Druck auf die Ukraine

Beide Länder müssten „konkrete Vorschläge“ für ein Ende des Krieges auf den Tisch legen, sagte Außenministeriumssprecherin Tammy Bruce am Dienstag. Sollte es weiterhin „keinen Fortschritt“ geben, „werden wir uns als Vermittler in diesem Prozess zurückziehen“, drohte die Pressesprecherin. Bisher scheiterten alle Pläne für einen Waffenstillstand jedoch an der russischen Weigerung – und stetig neuen Bedingungen, die vom Kreml aufgestellt werden. Kyjiw lehnt unterdessen kurzzeitige Waffenstillstände ab und pocht auf eine dauerhafte Feuerpause. 

Russland setzt seinen kriegerischen Kurs unterdessen ohne Unterlass und ungeachtet aller Aussagen von Trump fort. Erneut meldeten regionale ukrainische Behörden massive Angriffe der russischen Armee. In der Stadt Dnipro wurde mindestens ein Mensch getötet, wie der Gouverneur der betroffenen Region Dnipropetrowsk am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mitteilte. Zudem sei die nordöstliche Stadt Charkiw 16 Mal angegriffen worden. Dabei seien 39 Menschen verletzt worden, hieß es weiter aus der Ukraine.

Russland setzt Angriffe auf Ukraine fort – und rekrutiert „neue Einheiten“

Nach Angaben des ukrainischen Oberbefehlshabers Oleksandr Syrsky intensivierten die russischen Truppen vor allem die Angriffe auf die Stadt Prokowsk zuletzt. Außerdem rekrutiere Putins Armee weiterhin jeden Tag „neue Einheiten“, erklärte Syrsky laut ukrainischen Medien. Die Erfolgsmeldungen des Kremls seien jedoch oftmals nur Propaganda, versicherte der Armeechef. Das Vorgehen an der Front deute jedoch nicht daraufhin, dass Moskau eine baldige Waffenruhe anstrebe, erklärte Syrsyki weiter. 

Auch die Wortmeldungen aus Moskau deuten klar in diese Richtung. Nachdem Außenminister Sergej Lawrow zu Wochenbeginn bekräftigt hatte, dass Moskau nicht von seinen Zielen abrücken werde, betonte auch Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew bei einer schrillen Rede vor russischen Schulkindern am Dienstag, dass der Kreml weiterhin den Sieg über die Ukraine anstrebe. Medwedew bediente sich dabei vulgärer und faschistischer Sprache – und ließ so keine Zweifel an Moskaus Hass auf das Nachbarland aufkommen.

US-Analysten sehen „größere territoriale Ambitionen“ bei Putin

„Hochrangige Kremlbeamte signalisieren weiterhin, dass Russland über größere territoriale Ambitionen hinausgeht als nur auf die besetzten Gebiete der Ukraine, insbesondere auf die Gebiete an der Schwarzmeerküste“, heißt es dementsprechend im aktuellen Lagebericht des amerikanischen Instituts für Kriegsstudien. Die US-Analysten berichten dort täglich über die Geschehnisse in Moskau und der Ukraine. 

Auch die jüngsten Äußerungen von Nikolai Patruschew sorgen für diese Einschätzung – der Berater von Kremlchef Putin hatte sich zuvor in einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zur ukrainischen Stadt Odessa geäußert. Die Großstadt ist nicht Teil der Gebiete, auf die Moskau derzeit Anspruch erhebt – dennoch sprach Patruschew davon, dass Odessa eine „russische Stadt“ sei.

Moskau greift erneut nach Odessa: „Russische Stadt“

„Ich glaube, dass Odessa und die überwiegende Mehrheit seiner Einwohner nichts mit dem Kiewer Regime gemeinsam haben“, erklärte Patruschew demnach. Er betonte nachdrücklich, die Stadt sei zwei mehr als zwei Jahrhunderte lang ein „Außenposten des russischen Reiches und der Sowjetunion“ gewesen. Patruschew nahm damit Bezug auf frühere Behauptungen Putins. Der Kremlchef hatte 2023 bereits erklärt, die in der Schwarzmeerregion lebenden Ukrainer hätten „nichts mit der Ukraine zu tun“ und Odessa sei eine „russische“ Stadt.

Auch im russischen Staatsfernsehen gibt man sich in diesen Tagen ausdrücklich unbeeindruckt von Trumps Tadel für Putin. „Neue Sanktionen gegen Russland – wen interessiert das schon?“, fragte mit Wladimir Solowjow einer der prominentesten Propagandisten in seiner Talkshow im russischen Staatsfernsehen. „Selenskyj stimmt also einem absoluten Waffenstillstand zu? Nichts könnte uns weniger interessieren“, fügte Solowjow an.

Moskaus TV-Propagandisten verhöhnen Donald Trump

„Unser Land muss immer noch befreit und die Ziele unseres Oberbefehlshabers komplett erfüllt werden“, betonte schließlich auch der TV-Moderator, dass man sich in Moskau nicht mit weniger als Putins Maximalzielen zufriedengeben wird. Trump habe im Gegensatz zu Putin nicht einmal die „volle Autorität“, irgendwelche Maßnahmen gegen Russland ohne die Zustimmung des Senats durchzusetzen, erklärte Solowjow. „Das sollte uns also alles nicht kümmern“, lautete sein Fazit.

Es sei nun an Russland, den „verlorenen Menschen im Westen“ die Wahrheit zu erklären. „Es gab kein einziges Mal, dass dieser Abschaum nicht gelogen hat“, echauffierte sich Solowjow im TV-Studio und fügte mit Blick auf die westlichen Unterstützer der Ukraine an: „Sie sind nicht unsere Gesprächspartner, sie sind unser Angriffsziel.“ Putins Tanz auf Trumps Nase geht vorerst also weiter.