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„Direkte Beteiligung“ DeutschlandsKreml droht Merz wegen Taurus – und warnt vor „Eskalation“

Lesezeit 3 Minuten
Der russische Präsident Wladimir Putin sieht in Taurus-Lieferungen eine direkte Beteiligung Deutschlands am Kriegsgeschehen. (Archivbild)

Der russische Präsident Wladimir Putin sieht in Taurus-Lieferungen eine direkte Beteiligung Deutschlands am Kriegsgeschehen. (Archivbild)

Friedrich Merz erwägt Taurus-Lieferungen an die Ukraine. Aus dem Kreml heißt es provokant, er sollte „sich seiner Sache bewusst sein“. 

Der Kreml hat Deutschland mit Konsequenten gedroht, sollte sich die neue Bundesregierung dazu entscheiden, Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu schicken. Jeder Angriff mit diesen Flugkörpern auf russische Ziele würde nach Angaben des Außenministeriums in Moskau als eine „direkte Beteiligung“ Deutschlands an dem Krieg aufgefasst.

„Ein Schlag mit diesen Raketen gegen russische Einrichtungen (...) wird wie eine direkte Beteiligung Deutschlands an den Kampfhandlungen an der Seite des Regimes in Kiew aufgefasst, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt“, wurde Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag von russischen Nachrichtenagenturen zitiert.

Russland: Kreml droht Deutschland und Friedrich Merz wegen Taurus

Der Einsatz der Marschflugkörper sei „ohne direkte Unterstützung von Soldaten der Bundeswehr nicht möglich“, fügte Sacharowa hinzu.

Taurus-Marschflugkörper (Symbolbild)

Taurus-Marschflugkörper (Symbolbild)

Am vergangenen Sonntag hatte der voraussichtlich neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine in Abstimmung mit europäischen Partnern in Aussicht gestellt. Als Reaktion auf die Äußerungen des CDU-Chefs warnte der Kreml am Montag vor der Gefahr einer „Eskalation“ des Konflikts in der Ukraine. Der scheidende Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat Taurus-Lieferungen stets abgelehnt. Im Westen gab es für diese Haltung immer wieder scharfe Kritik an der Bundesregierung, Lob für den Verzicht auf eine Taurus-Lieferung bekam Scholz hingegen wiederholt aus Moskau.

„Ich denke, der CDU-Vorsitzende sollte sich einer Sache bewusst sein“, zitiert die russische Staatsagentur Tass Sacharowa in Bezug auf Friedrich Merz. Offenbar ist die Sorge vor Taurus-Lieferungen im Kreml groß. Bereits zu Beginn der Woche hatte der Vorsitzende des Krim-Parlaments, Wladimir Konstantinow, die deutschen Behörden aufgefordert, „Spekulationen über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine einzustellen“.

Mögliche Taurus-Lieferungen: Moskau droht in gewohnter Manier mit „Eskalation“

Derartige Drohungen als Reaktion auf Debatten über Waffenlieferungen sind nichts Neues. Bereits in der Vergangenheit hatte der Kreml mit scharfen Warnungen versucht, Einfluss auf Entscheidungen im Westen zu nehmen und Ängste zu schüren. So hatte Russland dem Westen zuvor bereits wegen der Lieferung von US-Raketen des Typs ATACMS und britischen Storm-Shadow-Marschflugkörpern an die Ukraine gedroht.

Nach dem ersten Einsatz dieser Waffen bei Angriffen auf Ziele in Russland feuerte die russische Armee ihre neuartige Hyperschallrakete vom Typ Oreschnik auf die Ukraine ab. Moskau drohte außerdem damit, die Rakete erneut einzusetzen.

Ukraine-Gespräche in Paris angelaufen

Die Drohungen aus Moskau gegenüber Deutschland erreichen Vertreter der USA und mehrerer europäischer Länder in Paris. Dort führen diese aktuell Gespräche über mögliche Wege zu einem Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfing den Sondergesandten von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, und US-Außenminister Marco Rubio zu einem Arbeitsmittagessen im Élysée-Palast.

Zuvor hatte Witkoff sich bereits unter anderem mit dem diplomatischen Berater im Élysée-Palast, Emmanuel Bonne, ausgetauscht. Auch der außen- und sicherheitspolitische Berater der geschäftsführenden Bundesregierung, Jens Plötner, nahm an dieser Gesprächsrunde teil. Macron telefonierte zudem mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Für den Nachmittag waren weitere Gespräche in verschiedenen Formaten angesetzt. Eine Pressekonferenz oder Wortmeldungen waren in Paris zunächst nicht angekündigt. (pst mit dpa/afp)