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Russland bricht eigene WaffenruheXi trifft Putin vor Parade in Moskau – und veröffentlicht bedrohlichen Artikel

Lesezeit 4 Minuten
Der russische Präsident Wladimir Putin (r.) und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping nehmen an einer Begrüßungszeremonie vor ihren Gesprächen im Kreml teil.

Der russische Präsident Wladimir Putin (r.) und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping nehmen an einer Begrüßungszeremonie vor ihren Gesprächen im Kreml teil. 

Die Ukraine meldet Angriffe trotz der von Putin angekündigten Waffenruhe. Xi Jinping sorgt bei seinem Besuch in Moskau für Aufsehen. 

Während in Deutschland am 8. Mai dem Sieg über die Nationalsozialisten gedacht wird, feiert Russland den Erfolg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg traditionell einen Tag später mit einer großen Militärparade in Moskau. Damit diese störungsfrei stattfinden kann, kündigte Kremlchef Wladimir Putin, der 2022 einen illegalen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte, einen dreitägigen Waffenstillstand an, der am 8. Mai beginnen und am 10. Mai enden sollte. Doch bereits in der Nacht wurde der Waffenstillstand offenbar gebrochen – und zwar von Moskau selbst, wie die ukrainische Luftwaffe am Donnerstagmorgen meldet.

Ukraine meldet russischen Angriff auf Region Sumy

Die russische Armee habe die ostukrainische Region Sumy in der Nacht mit Lenkbomben angegriffen, hieß es aus Kyjiw. Auch an der Front, so berichten es ukrainische Medien am Donnerstag unter Bezug auf Angaben von Soldaten, habe es keine Feuerpause gegeben. Zwar sei die Anzahl der Gefechte gesunken, von einem Waffenstillstand sei man jedoch weit entfernt, berichtete etwa die ukrainische Zeitung NV. „Es riecht nicht nach einem Waffenstillstand“, zitierte das Blatt aus Militärkreisen. 

Putins Schachzug vor der Militärparade in Moskau sorgt bereits seit Tagen für großen Wirbel. Nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt hatte, die Ukraine könne die Sicherheit ausländischer Gäste bei den Feierlichkeiten in Moskau „nicht garantieren“, folgten drastische Drohungen aus Moskau, etwa mit der „Vernichtung“ von Kyjiw, sollte die Ukraine die Parade angreifen.

Drastische Drohungen aus Russland vor Parade in Moskau

Die ukrainischen Streitkräfte sorgten unterdessen mit mehreren großen Drohnenangriffen in den letzten Tagen für noch mehr Nervosität in Moskau. Zuletzt führten die Angriffe zu einem Flugchaos, von dem auch die Ehrengäste für Putins Parade mitunter betroffen waren. 

Zu den Staatsgästen, die anlässlich des Weltkriegsgedenkens nach Moskau reisen, gehört auch Xi Jinping. Der chinesische Staatschef, einer der engsten Verbündeten Putins, ist zu einem viertägigen Besuch nach Russland gereist, bereits am Donnerstag soll es dabei wichtige Treffen mit Kremlchef Putin geben.

Xi Jinping veröffentlicht in Russland bedrohliche Worte über Taiwan

Xi nutzte den Besuch in Moskau jedoch auch, um einen Artikel in der russischen Staatspresse zu veröffentlichen, der brisante Passagen enthält. So kommt bei Xi nicht nur das Gedenken an den Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg zur Sprache, sondern auch Chinas Ansprüche auf Taiwan werden darin bekräftigt. 

Soldaten in Aktion bei einer Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges am 9. Mai. (Archivbild).

Soldaten in Aktion bei einer Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges am 9. Mai. (Archivbild).

„In diesem Jahr jährt sich die Wiedervereinigung Taiwans zum 80. Mal“, schreibt der chinesische Staatschef dort und lässt bedrohliche Worte folgen. Peking betrachtet Taiwan de jure als zu China gehörend, de facto sieht die Lage anders aus, wie auch Xis Äußerungen nun unterstreichen. „Der historische Trend zur endgültigen und unvermeidlichen Wiedervereinigung Chinas ist unaufhaltsam“, kündigt Putins Verbündeter dort an – und betont die große Verbundenheit zu Russland. Moskau habe stets versichert, dass es „alle Maßnahmen“ Chinas zur „nationalen Wiedervereinigung“ unterstütze, betonte Xi. „China lobt Russlands konsequente Haltung sehr“, fügte der Staatschef an. 

„China plant bereits seine eigene ‚Spezialoperation‘ gegen Taiwan“

Die Worte wecken nun Befürchtungen, dass China dem Vorbild seines Verbündeten folgen und eine Invasion auf Taiwan starten könnte. „China plant bereits seine eigene ‚Spezialoperation‘ gegen Taiwan – mit Unterstützung Russlands“, ordnete der Historiker und Russland-Experte Matthäus Wehowski die Äußerungen Xis am Donnerstag ein. „Eine schwache und unfähige Regierung der USA unter Trump verschärft die Gefahr weiter“, fügte Wehowski an.

Auch aus Taipeh kam prompt eine Reaktion – Taiwans Außenministerium wies die „Verdrehung historischer Tatsachen“ durch Xi entschieden zurück. Xis Artikel sei ein „bewusster Versuch“, die Weltgemeinschaft zu täuschen und Taiwans Souveränität zu untergraben.

Medwedew spricht von „europäischen Schoßhündchen“

Aus dem Kreml kamen unterdessen auch am Donnerstag aggressive Töne. So veröffentlichte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew auf der Plattform X ein Video zur Begrüßung der internationalen Staatsgäste in Moskau. „Wir freuen uns über Freunde, die mit uns den 80. Jahrestag der vernichtenden Niederlage Nazideutschlands feiern“, schrieb Medwedew dazu.

Für Europa fand der nunmehrige Vizechef des Sicherheitsrates derweil mal wieder abfällige Worte. „Daran sollten sich die europäischen Schoßhündchen erinnern, die den heutigen typhuskranken Neonazi-Läusen helfen“, fügte der Ex-Präsident, der seit Kriegsbeginn immer mit schrillen Worten an die Öffentlichkeit tritt, an. Der Kreml behauptet ohne jegliche Grundlage, die ukrainische Regierung bestehe aus „Neonazis“. Zuletzt hatte Moskaus Außenminister Sergej Lawrow diesen Vorwurf auf „fast ganz Europa“ ausgedehnt.