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Beschwerden heruntergespieltVom Arzt nicht ernst genommen? Frauen erleben das häufiger

Lesezeit 2 Minuten
Frau beim Arzt

Frauen hören häufig, ihre Beschwerden seien psychisch bedingt - deutlich mehr als Männer. (Symbolbild)

Viele wünschen sich beim Arzt Empathie, ein offenes Ohr und einen Plan – doch oft erleben sie etwas ganz anderes.

Bei starken Schmerzen setzen viele große Hoffnungen in den Arzttermin – er ist oft der letzte Ausweg. Umso größer ist die Enttäuschung, wenn die Beschwerden nicht ernst genommen, sondern heruntergespielt werden. Statt einer gezielten Behandlung gibt es dann nur vage Ratschläge oder Vertröstungen. Solche Erfahrungen hinterlassen Spuren: Manche Betroffene zögern beim nächsten Mal, überhaupt ärztliche Hilfe zu suchen. Eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag von Doctolib zeigt: Dieses Gefühl ist weit verbreitet – und Frauen sind davon deutlich häufiger betroffen als Männer.

Negative Erfahrungen in Arztpraxen

Ob durch herablassende Behandlung, unangemessene Bemerkungen oder Fehldiagnosen – laut einer aktuellen Umfrage haben 31 Prozent der befragten Frauen bereits negative Erfahrungen im medizinischen Umfeld gemacht, die sie auf ihr Geschlecht zurückführen. Bei Männern liegt dieser Anteil deutlich niedriger: Nur 10 Prozent gaben an, Ähnliches erlebt zu haben.

Frauen erleben laut der Umfrage auch häufiger als Männer, dass ihre Beschwerden als psychosomatisch abgetan werden. 44 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, dass ihnen suggeriert wurde, dass ihre Beschwerden psychosomatisch sind. Bei den männlichen Befragten waren es 28 Prozent. 

Folgen: Diagnose und Therapie können sich verzögern

Wenn Ärztinnen und Ärzte gesundheitliche Probleme als übertrieben oder fälschlicherweise als psychosomatisch einschätzen, hat das oft Folgen: Eine richtige Diagnose und/oder eine passende Therapie verzögern sich. 57 Prozent der Frauen berichten, dass sie dafür schon einmal mehrere Ärztinnen und Ärzte aufsuchen mussten. Bei den Männern sind es 45 Prozent. 

Die Angst, nicht ernst genommen zu werden, führt mitunter auch dazu, dass Betroffene gar nicht erst einen Arzttermin vereinbaren - und Schmerzen lieber aushalten. Auch davon berichten Frauen häufiger als Männer (39 vs. 23 Prozent).

Ein möglicher Grund: Bei manchen Krankheiten haben Frauen andere Symptome als Männer, etwa bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Dennoch ist der männliche Körper immer noch der „Goldstandard“ in der Medizin. Medikamente werden eher an Männern getestet, Symptome eher an Männern beobachtet.

Tipps für den Arztbesuch

Doch was kann man tun, wenn man das Gefühl hat, dass die eigenen Beschwerden in der Arztpraxis heruntergespielt werden? Die „Apotheken Umschau“ gibt online diese Tipps: 

  1. Empfindungen ansprechen und nachfragen, wie die Ärztin oder der Arzt ohne eingehende Untersuchung zu seiner oder ihrer Feststellung kommt
  2. eine zweite Meinung in einer anderen Arztpraxis einholen
  3. eine Begleitperson zum Termin mitnehmen. Sie kann einspringen, wenn es einem selbst die Sprache verschlägt. 

Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Doctolib durchgeführt. Zwischen dem 13. und 15. Mai 2025 wurden 1.037 Männer und Frauen ab 18 Jahren befragt. (jag/dpa)