Gemini hat ein neues Bildbearbeitungsprogramm, das alte Bilder restaurieren kann. Steffen Haubner erklärt, wie das funktioniert.
Geminis neuer BildgeneratorSo lassen Sie alte Fotos in neuem Glanz erstrahlen

Googles KI-Tool Gemini hat mit „Nano Banana“ ein neues Bildbearbeitungsprogramm.
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Eine Schachtel mit alten Fotos und Postkarten hat sicher jeder zuhause. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mühsam es war, verblichene und beschädigte Aufnahmen mit Bildbearbeitungsprogrammen wieder ansehnlich zu machen. Danach kamen Apps, die diese Arbeit gegen Gebühr erledigen. Heute übernimmt das die KI, bislang kostenlos.
An dieser Stelle ging es beim Thema KI meist um ChatGPT, nun wechseln wir zum Konkurrenten Gemini, denn Googles künstliche Intelligenz beherrscht das Kunststück „aus Alt mach Neu“ besonders gut. Bevor Sie zur Tat schreiten, müssen die betagten Aufnahmen erst einmal auf die Festplatte kommen. Dazu brauchen Sie einen Flachbettscanner oder einen Multifunktionsdrucker mit Scan-Funktion. Zur Not tut es auch ein Smartphone und eine Scanner-App. Den „Google Foto Scanner“ gibt es gratis für Android und iOS. Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit einigen Tipps und einem großen Aber.
1. Mit Google-Konto anmelden
Gehen Sie auf die Seite https://gemini.google.com und melden Sie sich mit Ihrem Google-Konto an. Ohne geht es nicht, wenn Sie noch keines haben, müssen Sie daher eines anlegen. Auch das ist gratis.
2. Bild hochladen
Im Eingabefeld finden Sie rechts unten ein kleines Ausklappmenü. Stellen Sie sicher, dass es auf „2.5 Flash“ eingestellt ist, denn dort verbirgt sich der neue Bildgenerator „Nano Banana“, der tatsächlich ein paar Wunderdinge beherrscht. Klicken Sie auf das + links unten im Eingabefeld, wählen Sie „Bild hochladen“ und den Speicherort, wo Sie Ihr eingescanntes Foto zwischengeparkt haben. Wenn Sie die Aufnahme in Google Drive gespeichert haben, können Sie sie auch direkt von dort hochladen.

Aus einem alten Bild kann neben der Aufbereitung auch ein expressionistisches Gemälde werden. Das Bild beruht auf einer privaten Aufnahme unseres Autors, die Bearbeitung erfolgte mit Gemini, worauf das Wasserzeichen unten rechts verweist.
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3. Prompt so genau wie möglich formulieren
Wie immer ist es entscheidend, dass Sie den Befehl („Prompt“) so genau wie möglich formulieren. Schreiben Sie beispielsweise: „Restauriere dieses Bild, beseitige Flecken und Verfärbungen und arbeite Hell- und Dunkeltöne dem Original entsprechend nach, sodass es wie ein professionell geschossenes Schwarz-Weiß-Foto aussieht.“ Das reicht für den Anfang, überfordern Sie die KI mit der ersten Eingabe nicht.
4. Schritt für Schritt Änderungen vorgeben
Selten ist das erste Ergebnis völlig zufriedenstellend. Sagen Sie der KI Schritt für Schritt, was Sie geändert haben möchten: „oben links die Flecken entfernen, auch den schwarzen Punkt an der linken Seite des rechten Auges“ oder „entferne den Gelbstich“.
5. Farben verändern und kolorieren
Bei Bedarf können Sie die Farben verändern beziehungsweise das Schwarzweißfoto unseres Beispiels kolorieren: „Koloriere das Foto, die abgebildete Person hat rotblondes Haar und trägt eine blaue Jacke“. Hier wird schnell deutlich, dass die KI nicht wirklich sehen kann. Wünscht man sich etwa eine lebendige Gesichtsfarbe, bekommt die Person auf dem Bild gerne mal rote Kaninchenaugen. Korrigieren Sie das mit weiteren Eingaben wie: „Den Rotton bei den Augen zurücknehmen.“
6. KI-Fehler korrigieren
Änderungen gehen manchmal in die falsche Richtung. Sie werden auch feststellen, dass die KI manchmal völlig unsinnige Dinge tut und beispielsweise plötzlich eine Ihnen komplett unbekannte Person ins Spiel bringt. Klicken Sie auf das Pfeilsymbol in der Menüleiste unter dem Bild, um Ihren Prompt zu wiederholen, oder weisen Sie explizit auf Fehler hin. Sie können auch schreiben: „Stelle die vorige Version wieder her“.
7. Neuen Fotos einen alten Anstrich verleihen
Sie können auch den komplett umgekehrten Weg gehen und neuen Fotos Patina verleihen. Das führt zu durchaus reizvollen Ergebnissen. Laden Sie eine Aufnahme hoch und schreiben Sie beispielsweise: „Lasse dieses Foto so aussehen, als wäre es seit 50 Jahren in einer Schublade gelegen und nicht allzu gut behandelt worden.“

Der Weg funktioniert auch in die andere Richtung: Dieses neue Foto unseres Autors lässt Gemini so aussehen, als wäre es ein altes Bild.
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8. Foto herunterladen nur mit Wasserzeichen möglich
Fahren Sie mit dem Mauszeiger über das restaurierte Foto, erscheint oben rechts ein nach unten weisender Pfeil. Klicken Sie darauf, um das Foto in Originalgröße herunterzuladen. Unten rechts sehen Sie ein rautenförmiges Wasserzeichen, unabhängig davon, welche Version von Gemini Sie verwenden. Das heißt. Auch die mit der Bezahlversion erstellte Bilder sind so gekennzeichnet, das Logo kann nicht entfernt werden. Das hat auch seinen Sinn, denn alle mithilfe von KI erstellten oder bearbeiteten Bilder und Grafiken sollten entsprechend ausgewiesen werden.
9. Bildrechte abklären
Wenn Sie Ihre Fotos weiterverwenden wollen, achten Sie unbedingt darauf, dass Sie auch die Bildrechte am zugrundeliegenden Original besitzen. Fremde Aufnahmen zu bearbeiten und zu verbreiten ist strafbar und kann richtig teuer werden.
10. Vorsicht: Wege der KI sind oft unergründlich
Und hier kommt das Aber. Sie sollten sich immer bewusst sein, dass Sie alles, was Sie hochladen, in eine Art schwarzes Loch werfen und niemand Ihnen sagen kann, was genau damit passiert. Wird Ihr Konterfei plötzlich im Werk eines anderen KI-Nutzers auftauchen? Klar, das ist ziemlich unwahrscheinlich, aber selbst für die Anbieter sind die Wege der KI oftmals unergründlich. Wenn Sie also das Foto einer lebenden Person hochladen, fragen Sie diese vorher unbedingt, ob sie damit einverstanden ist. Und erwarten Sie nicht, dass Ihnen irgendjemand etwas dafür bezahlt, dass Sie den Datenbestand der KI füttern.


