In die Schmidtheimer Kirche ist die Orgel aus Zweifall eingezogen. Das alte Instrument war zu klein.
UmbauSchmidtheimer Kirche hat eine neue Orgel

Jede Pfeife an ihren Ort – und wo der ist, weiß Markus Moutschen.
Copyright: Stephan Everling
Es ist eine bekannte Weisheit, dass nichts so dauerhaft ist wie ein Provisorium. Eine seit Jahrzehnten bestehende Übergangslösung konnte nun in Schmidtheim beendet werden. Denn die seit den 1960er-Jahren nur bedingt mit einer der Raumgröße angepassten Orgel ausgestattete Kirche St. Martin in Schmidtheim hat endlich ein passendes Instrument.
Aus der Kirche in Zweifall kommt die neue Schmidtheimer Orgel, die die Hellenthaler Orgelbaufirma Weimbs in dem Gotteshaus aufgebaut hat. Was auf den ersten Blick seltsam aussehen mag, denn hoch oben über dem Eingang der Kirche hängt bereits ein Orgelprospekt. Doch, wie so oft, ist da nichts als trügerischer Schein. „Das Gehäuse ist leer“, verriet Orgelbaumeister Frank Weimbs.

Das jahrzehntelange Orgelprovisorium in Schmidtheim konnte mit der Orgel aus Zweifall beendet werden. Im Bild die neue Orgel mit Andreas Züll (v.l.), Markus Moutschen, einem Auszubildenden und Frank Weimbs.
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Aus Denkmalschutzgründen habe der Prospekt dort bleiben müssen. Es handele sich um die alte Schmidtheimer Orgel aus dem 19. Jahrhundert, die allerdings für die Kirche, wie sie sich heute darstellt, viel zu klein gewesen sei. Denn erst 1964 wurde mit dem Anbau begonnen, der die Kirche auf die heutigen Dimensionen erweiterte.

Mit Sorgfalt, feinem Gehör und etwas elektronischer Hilfe intoniert Markus Moutschen die Orgel beim Aufbau in Schmidtheim.
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1967 wurde die Kirche von Bischof Johannes Pohlschneider geweiht. „Diese Orgel hätte nicht gereicht“, betonte Weimbs. Sie sei nur einmanualig und ohne Pedal gewesen. Sie umzubauen wäre zu teuer geworden. Erst mit einem Orgelpositiv, das allerdings nicht ausreichend war, und schließlich mit der ehemaligen Orgel aus Lövenich wurde die Kirche ausgestattet.
Organisten mit langen Beinen kamen damit nicht zurecht
Doch das sei von vorneherein als Interimslösung gedacht gewesen, so Weimbs. „Die war nur einmanualig und hatte lediglich acht Register“, sagte er. „Organisten mit langen Beinen kamen damit nicht zurecht“, schilderte Pfarrer Andreas Züll nur eines der Probleme. Auch seien die Register nicht gängig gewesen; dazu sei Schimmelbefall aufgetreten.

Die Pfarrkirche St. Martin in Schmidtheim ist die größte des Pastoralen Raumes Blankenheim-Dahlem,
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„Ein Umbau wäre zu teuer gewesen“, sagte er. Schließlich aber sei ein Zufall den Schmidtheimern zu Hilfe gekommen, um dem seit fast 60 Jahren andauernden Warten auf eine passende Orgel ein Ende zu bereiten. Denn in Zweifall sollte die Kirche zurückgebaut werden.
Orgel sollte auf dem Gebiet des Bistums Aachen bleiben
„Die Kirche hatte einen massiven Flutschaden“, berichtete Züll. Um das Gebäude den aktuellen Bedürfnissen anzupassen, sollte der Anbau, der dort einst die Kirche vergrößert hatte, nun abgetrennt und in Zukunft als Pfarrheim genutzt werden. „Die Kirche in Zweifall ist ein Riesenbau, größer ist diese hier“, sagte er.

Der Prospekt der ersten Orgel der Kirche in Schmidtheim blieb aus Denkmalschutzgründen erhalten.
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Entsprechend groß sei auch die Orgel gewesen und damit für den verkleinerten Teil des Gotteshauses überdimensioniert. Dem Bistum Aachen sei es wichtig gewesen, dass die Orgel auf seinem Gebiet des Bistums bleibe. Es habe das Instrument den Gemeinden angeboten, erläuterte Züll. „Seit 2018, seit ich hier Pfarrer bin, war das Thema Orgel präsent“, sagte er.
Die Register passen.
So sei er mit Weimbs nach Zweifall gefahren, um das Instrument kennenzulernen. Danach hätten auch Bistum und die Kirchenvorstände dem Handel zugestimmt. 20.000 Euro habe der Ankauf die Gemeinde gekostet. Für die notwendige Elektrosanierung habe es einen Zuschuss von 60 Prozent der Kosten vonseiten des Bistums gegeben.
„Die Register passen“, stellte Weimbs fest. Die zweimanualige Orgel sei in Zweifall kräftig und intensiv intoniert worden. „Hier muss sie angepasst und nachintoniert werden. Es ist aber schöner, eine Orgel klanglich zurückzunehmen als andersherum“, sagte er.
Seit Ostern arbeiteten die Fachleute an der Orgel
Die Arbeit sei kompliziert, schilderte Markus Moutschen, Mitarbeiter der Hellenthaler Orgelbaufirma und verantwortlich für das Projekt, die Herausforderungen. Es gebe verschiedene Register aus unterschiedlichen Epochen, die in dem Instrument vereint seien.
„Zwei Register sind aus der deutschen Romantik, dann haben wir etwas Nachkriegsware und auch einiges von 1981, als die Orgel von der Firma Stockmann aus Werl gebaut wurde“, sagte Moutschen. Seit Ostern waren die Fachleute in Schmidtheim beschäftigt, das vielteilige Puzzle aus der demontierten Orgel wieder zusammensetzen und zum Klingen zu bringen.
Jeden Samstag wird in Schmidtheim Messe gefeiert
Gleichzeitig wurde die alte Orgel von der Firma Ladach aus Wuppertal abgebaut, die sie weiterverkaufen will. „Dort wird sie auf Vordermann gebracht“, sagte Weimbs. „Dies ist die größte Kirche des Pastoralen Raumes Blankenheim-Dahlem“, betonte Züll. Sie sei auch für Konzerte ideal, deshalb sei der Raum so wichtig für die Gemeinde. Immerhin sei Schmidtheim einer der Hauptorte im Pastoralen Raum.
An jedem Samstag werde hier die Messe gefeiert, da sei es wichtig, ein vernünftiges Instrument zur Verfügung zu haben. „Auf der alten Orgel war es zudem nicht möglich, festliche Musik zu spielen“, erläuterte er. Zumal die Stockmann-Orgel mit ihrem Umzug auch noch ein Schmankerl verpasst bekam.
Auf Wunsch der Kantorin Christina Kothen wurde ein Zimbelstern eingebaut. An der Spitze des mittleren Prospekts ist er als kleines Rad zu sehen und sorgt für einen Klang, der an die Wandlungsglocken erinnert. Auch an der König-Orgel in Steinfeld sei einer zu finden, sagte Weimbs. „Der ist zum Beispiel schön an Weihnachten in der dritten Strophe von ‚O Du Fröhliche‘“, freute sich Züll schon auf die Christmesse an Heiligabend.
Am Samstag, 13. September, 17.30 Uhr, wird die neue Orgel im Verlauf der Vorabendmesse feierlich geweiht. Bis dahin wird Kothen sich mit dem Instrument vertraut machen, dessen Aufbau mittlerweile abgeschlossen ist.