Bei drei Projekten in der Gemeinde Dahlem sind Fragen zu klären, bevor das Verfahren weitergeht. Es kommt ein zweites Batteriespeicherwerk.
Drei ProjekteMassiver Gegenwind für geplante Solarparks in Dahlem

Beim Ortstermin des Bauausschusses oberhalb von Berk wurde Kritik an den Plänen für einen Solarpark um einen Hof herum deutlich. Der Investor ist mittlerweile skeptisch, ob er bei den Planungen bleiben soll.
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Bislang ist die Gemeinde Dahlem bei der Vermarktung von insgesamt 100 Hektar für Freiflächenphotovoltaik im Gemeindegebiet äußerst erfolgreich. Nun allerdings gibt es Gegenwind, auch von Anwohnern zweier Bauvorhaben. In einem Fall könnte das Projekt kurzfristig abgebrochen werden.
Seit mehr als 100 Jahren haben die Familien von Florian Stadler und Tobias Becker ihr Wochenendhaus in schönster und bis auf die landwirtschaftliche Nutzung unberührter Eifelnatur. Es steht, gut 500 Meter von Frauenkron entfernt, oberhalb einer großen Wiesenfläche in der Gemarkung „Liegesvenn“. Drum herum: die schönste Waldkulisse – sieht man einmal von einem recht kleinen Windkraftrad ab.
Ein Solarpark läge in Naturschutzgebiet am Lewertbach
Doch die Idylle scheint bedroht. Denn auf einem 17 Hektar großen Areal, das auch die große Wiese vor dem Haus umfasst, will die Gemeinde Dahlem grünes Licht für den Investor MLK Solar geben. Das Unternehmen mit Büro im nahen Hallschlag will auf zwei Flächen, unterbrochen von einer Baumreihe an einem Wirtschaftsweg, Freiflächenphotovoltaik installieren.
Die Fläche ist laut den Richtlinien des EEG-gesetzes von 2023 angeblich dafür geeignet. Doch nach dem Ortstermin des Bauausschusses war sich auch Werner Lorse (CDU) nicht mehr sicher, „ob das wirklich hierhin passt“. Es war der Auftakt einer Drei-Stationen-Reise durchs Gemeindegebiet, von der die kleine Reisegruppe mit gemischten Gefühlen zurückkam.
Wir stehen mit unseren Rechtsanwälten in Kontakt, was wir gegen die Pläne tun können.
„Wir stehen mit unseren Rechtsanwälten in Kontakt, was wir gegen die Pläne tun können“, so Florian Stadler vor Ort. Und auch der Besitzer einer kleinen Holzhütte – sein Grundstück ragt wie ein schmales Rechteck von der Seite ins Plangebiet hinein – dürfte alles andere als begeistert sein von der Aussicht auf mehr als drei Meter hohe aufgeständerte Modultische. Die überragen locker die von ihm gepflanzte Sichtschutzhecke.
In der ersten Runde der gesetzlichen Offenlegung der Pläne haben aber auch anzuhörende Behörden deutliche Kritik geäußert. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises etwa mahnt an, dass das Plangebiet im Naturschutzgebiet „Lewertbach und Nebenbäche“ sowie in zwei Landschaftsschutzgebieten liege: „Für alle diese Schutzgebiete wird das Entwicklungsziel Erhaltung festgesetzt.“ Zudem sei das erwähnte Naturschutzgebiet ein bedeutender Teil des Biotopverbundes im Kreis Euskirchen. Auch der Träger der Landschaftsplanung hat dem Projekt klar widersprochen.
Dem Bauausschuss war das des Widerstands genug. Einstimmig wurde eine Entscheidung vertagt. Der Investor soll sich zunächst mit den Bedenkenträgern einigen, dann werde man weitersehen.
„Auf Etscherath“: Betreiberin der Pferdepension sieht Existenz gefährdet
Für alle drei infrage stehenden Plangebiete für Solarparks hatte es im Vorfeld Bürgerinformationsversammlungen im Rathaus gegeben. Etwa für das 8,6 Hektar große Gebiet nördlich von Berk in der Gemarkung „Auf Etscherath“, nahe der L17 Richtung Rescheid. Er habe damals nichts von möglichen Widerständen seitens der Anlieger gemerkt, so ein sichtlich verblüffter Steffen Knepper, Geschäftsführer von ksolar aus Brilon im Sauerland. Beim Ortstermin des Bauausschusses zeigte sich indes ein anderes Stimmungsbild.
Sie sehe sich „in ihrer Existenz bedroht“ durch die PV-Planungen, so eine Pferdehalterin, Pächterin von Stallungen in einem Hof mitten im Plangebiet, die sie als Pferdepension nutzt. Zudem ist das Unterstellangebot ans Stationen-Netz von „Eifel zu Pferd“ angeschlossen. Tatsächlich würden die Planungen Hof, Stall und Pferdeweiden so eng wie offenbar zulässig in eine Art Zangengriff nehmen.
Wenn es keine einvernehmliche schriftliche Erklärung für das Projekt seitens der Anwohner gibt, ziehe ich die Planungen zurück!
Im Rahmen der ersten Offenlegungsfrist sprachen sich neben der erwähnten Anwohnerin und einem weiteren Nachbarn auch mehrere Fachbehörden teilweise entschieden gegen die Planungen aus. Die Landwirtschaftskammer Rheinland etwa bestätigt ausdrücklich die mögliche Existenzgefährdung für die Pferdehalterin: Benötigte Grünlandflächen fielen als Futterquelle für die Pferde aus, zudem falle der nötige Auslauf für die Vierbeiner weg. In Summe sei „hiervon kein Leben mehr zu bestreiten“.
Investor Knepper zog noch vor Ort die Konsequenz: „Wenn es keine einvernehmliche schriftliche Erklärung für das Projekt seitens der Anwohner gibt, ziehe ich die Planungen zurück!“ In der folgenden Sitzung des Bauausschusses wurde Bürgermeister Jan Lembach deutlich: „Das alles hätte der Investor vorher klären können, bevor wir uns hier mit der Sache befassen.“
Baum-Hecken-Reihe teilt das Gelände in Schmidtheim-Nord
„Das war dann die einzige Fläche, die wir heute gesehen haben, der man zustimmen kann“, sagte Marion Freyaldenhoven (SPD) sichtlich ernüchtert zum geplanten Solarpark Schmidtheim-Nord, der den Ausschussmitgliedern vor Ort noch die geringsten Kopfschmerzen bereitete – bis auf eine Ausnahme. In der aktualisierten Kartenansicht des Geländes hat das von der Verwaltung beauftragte Planungsbüro offenbar eine Baum-Heckenreihe gestrichen, die das leicht trapezförmige Gelände oberhalb von Schmidtheim, das bis an den Waldrand reicht, optisch teilt.
Ulrich Böttger (Bündnis 90/Grüne) fiel der Mangel sofort auf: „Die Fläche ist ja grundsätzlich geeignet. Aber wir müssen auch mal an die Landschaft denken, wenn wir nicht wollen, dass die Leute grundsätzlich gegen solche Photovoltaikanlagen sind.“ Er rate daher, die Baum-Heckenreihe stehen zu lassen. Projektierer Michael Kohlstadt aus Euskirchen sieht das anders. Lasse man alles so wie bisher, würden für die Gesamtkalkulation des Projektes wichtige Modultische fehlen.
Der Ausschuss lehnte die Forderung Böttgers mit klarer Mehrheit ab, allerdings soll Kohlstadt mit der Unteren Naturschutzbehörde abklären, ob die Bepflanzung erhalten werden muss oder bei entsprechenden Ersatzmaßnahmen entfernt werden darf. Zudem soll das gesamte Planungsgebiet etwas weiter vom Waldrand wegrücken, der Mindestabstand soll 35 Meter betragen.
Nach Klärung der Einwände erfolgt in allen drei Fällen die zweite Offenlegungsrunde.
Zweites Batteriespeicherwerk
Positiv gestimmt war der Bauausschuss bezogen auf die Vorstellung der Berliner Grenergy, der deutschen Tochter eines spanischen Unternehmens, das auf die Projektentwicklung und den Betrieb von Anlagen für Erneuerbare Energien spezialisiert ist.

Die Bodenfläche für die Aufstellung der Batteriemodule ist fast fertig. Bei Dahlem sind nun zwei Batteriespeicherwerke geplant.
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Grenergy will ein Batteriespeicherwerk im Gemeindegebiet errichten. Das dafür vorgesehene, rund 1,5 Hektar große Areal befindet sich nahe der B51 auf Dahlemer Gemeindegebiet in unmittelbarer Nachbarschaft des derzeit vom Wettbewerber Konergy im Bau befindlichen Batteriespeicherwerks.
Das Vorhaben gilt als „privilegiertes Vorhaben im Außenbereich“ und ist daher zulässig. Das vorgesehene Grundstück wird derzeit als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Der Kreis Euskirchen hatte nach der Bauvoranfrage durch die Firma Grenergy die Gemeinde Dahlem um die Prüfung ihres Einvernehmens gebeten. Das erteilte der Bauausschuss nach der Vorstellung der Pläne durch Vertreter des Investors einstimmig.