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Spieler-PorträtJSG-Erft-Stürmer Luke Bungart würde „schon gerne mal höher spielen“

6 min
Luke Bungart und Mitspieler Julian Riße imitieren beim Torjubel einen Dartpfeilwurf.

Treffsicher auch an der imaginären Dartscheibe: Luke Bungart jubelt (hier mit Julian Riße) wie James Maddison.

Luke Bungart schoss in der abgelaufenen Saison für die JSG Erft 01 Euskirchen in der Kreisliga A 53 Tore und bereitete 20 Treffer vor.

Von außen wirkt Luke Bungart wie der nette Junge von nebenan: freundlich, hilfsbereit, manchmal ein wenig verpeilt – so beschreibt er sich zumindest selbst. Doch sobald der Anpfiff ertönt, verwandelt sich der 23-Jährige in einen Torjäger, der mit Tempo, Instinkt und Präzision eine ganze Liga dominierte. Mit 53 Toren und 20 Vorlagen krönte sich der Stürmer mit der Rückennummer 19 zum unangefochtenen Torschützenkönig der Kreisliga A und schoss die JSG Erft 01 Euskirchen damit nicht nur zur Kreismeisterschaft 2025, sondern auch direkt zurück in die Bezirksliga.

Dabei sah es in seiner Jugend nicht unbedingt nach einer solchen Karriere aus. Zwar steht er seit seinem vierten Lebensjahr auf dem Fußballplatz, aber: „Eigentlich wollte ich gar nicht spielen, nur trainieren. Meine Mutter hat mich zu einem Turnier geschleift – zum Glück“, erzählt er. Und auch später war sein Weg alles andere als einfach. „Ich war immer klein, immer schmächtig“, erinnert sich Bungart. Verletzungsanfällig, kaum Spielzeit – die Gedanken ans Aufhören kamen häufiger. Erst mit einem Wachstumsschub kurz vor seinem 18. Geburtstag änderte sich alles: „Plötzlich konnte ich wieder mithalten, das Tempo war zurück.“ Und spätestens während der coronabedingten Pause merkte Bungart, wie sehr ihm der Fußball fehlt.

Seine Förderer waren seine Trainer Stephan Reimer und Chris Kockerols

Dass er sich in den vergangenen Jahren zu einem der verlässlichsten Torschützen am Mittelrhein entwickelt hat, ist auch das Verdienst seiner Wegbegleiter und -bereiter. Einer davon ist Ex-Trainer Stephan Reimer, der ihn in der Jugend förderte, obwohl er damals kaum Spielzeit erhielt. „Er hat mich immer zu den Spielen mitgenommen, auch in Phasen, in denen es sportlich nicht bei mir lief“, sagt Bungart. Noch nachhaltiger geprägt hat ihn Christopher Kockerols, sein heutiger Trainer bei der JSG. Seit Jahren begleitet er Bungart und hat entscheidend dazu beigetragen, dass aus ihm ein effektiver Torjäger wurde. Bezüglich seiner Erfolge der vergangenen Saison hebt Bungart vor allem sein Team hervor: „Ohne die Mannschaft, die Bälle auf mich spielt, wäre das nie möglich gewesen.“

Bungart selbst sieht seine Stärken vor allem in der Athletik: „Tempo, Sprungkraft, Abschluss mit beiden Füßen.“ Das hänge, wie er selbst erklärt, vor allem mit seiner Physis zusammen: „Weil ich so schnell und dünn bin, dass ich mich vorbeischlängeln kann.“ Seine Mitspieler nennen ihn deshalb nur „Speedy“.

Zuerst der linke Schienbeinschoner, dann zwei Hüpfer mit dem rechten Fuß

Warum er dabei so häufig richtig steht? „Ob es Instinkt ist oder Glück, ich weiß es nicht.“ Vielleicht hilft ihm sein kleines Ritual: Vor dem Spiel zieht er sich immer zuerst den linken Schienbeinschoner an, auf dem Platz macht er zwei kleine Hüpfer mit dem rechten Fuß. Besonders abergläubisch sei er deswegen aber nicht: „Ich glaube, ich habe es letzte Saison auch ein paar Mal vergessen.“ Ein Zusammenhang zu den wenigen Misserfolgen der JSG bestehe dabei aber nicht. Bungart blickt mit seiner Mannschaft auf eine beeindruckende Meisterschaftsbilanz zurück: 22 Siege, vier Unentschieden und nur zwei Niederlagen.

Luke Bungart zeigt mit dem linken Arm auf etwas. Er trägt eine blaue Kapitänsbinde.

JSG-Stürmer und -Kapitän Luke Bungart gibt im Spiel gegen den SC Roitzheim eine Anweisung.

Luke Bungart springt über den Torwart aus Schönau, der sich ihm entgegenwirft.

Bei den Schlussmännern gefürchtet: Luke Bungart springt über Schönaus Torwart Thomas Duell hinweg.

Dass er heute zu den treffsichersten Amateurstürmern der Region zählt, liegt nicht nur an seiner Athletik, sondern auch an seiner Einstellung. „Wenn man in der Saison 53 Tore macht, muss man irgendwas richtig machen“, sagt er. Druck vor einer Partie verspürt er kaum. „Vor wichtigen Spielen bin ich nervös, aber sobald Anpfiff ist, denke ich nicht mehr nach, ich spiele einfach.“ Nur Niederlagen kann er schlecht verarbeiten: „Ich bin dann richtig gewurmt, schlafe auch schlechter. Aber nach ein, zwei Tagen ist es abgehakt.“ Ein „Erfrischungsgetränk“ nach dem Spiel gehört für ihn dazu, eine weitere Belohnung braucht er nach Siegen nicht: „Das Schönste ist einfach, mit der Mannschaft den Sieg zu feiern.“ Dazu wird von Kabinen-DJ Nicolas Woywod der Song „Atzenmodus“ von BHZ aufgedreht.

Ins Bullseye: Luke Bungart jubelt wie Tottenhams James Maddison

Bungarts Torjubel ist längst zum Signature Move, also seinem Markenzeichen, geworden: Wie Tottenham-Star James Maddison imitiert er einen Dartpfeilwurf – eine Anspielung auf seine zweite große Leidenschaft. Und auch seine dritte Passion liefert Adrenalin pur: Achterbahnen. „Ich liebe Freizeitparks. Die neue Voltron Nevera im Europa-Park war die beste Achterbahn, die ich je gefahren bin“, schwärmt er.

Außer bei den Loopings auf der Achterbahn bleibt Bungart abseits des Platzes bodenständig. Aufgewachsen in Bad Münstereifel-Wald, ist er tief in der Region verwurzelt. Als gelernter IT-Systemelektroniker verlegt er tagsüber Kupferkabel unter der Erde, nachmittags steht er auf dem Trainingsplatz. Seine Freizeit verbringt er mit seiner Freundin, die in der erfolgreichen Showtanzgruppe High Energy Billig aktiv ist, oder seiner langjährigen Freundesgruppe beim Grillen, Bowling oder einem Bierchen.

Nach einem Jahr Pause sind die Bungart-Brüder wieder vereint

Sein bester Freund Leon Fussel begleitet ihn seit den Kindertagen, als sie noch gemeinsam in Houverath spielten. Damals trafen sie sich regelmäßig mit Lukes Bruder Ben auf dem Bolzplatz im Dorf. Ein Moment ist ihm bis heute im Kopf geblieben: „Einmal kamen Leute die Straße hoch, in dem Augenblick habe ich geschossen. Die meinten: ‚Ey Jungs, warum könnt ihr so gut Fußball spielen?‘ Das vergesse ich bis heute nicht.“

Mit seinem Bruder steht er in der kommenden Saison wieder gemeinsam auf dem Platz. Für beide ein Highlight. „Man merkt, dass er mein Bruder ist, irgendwie weiß man, was der andere macht.“ Darüber, dass Ben nach einer Verletzung und einem Wechsel in die Kreisliga B zu seinem Heimatverein, der SG Houverath/Mutscheid, nach einem Jahr Unterbrechung wieder zurück ist, freut sich die ganze Familie. „Jetzt müssen sie sich nicht mehr aufteilen“, sagt Luke Bungart.

Luke Bungart schließt einen Wechsel in eine höhere Klasse nicht aus

Erft 01 bedeutet ihm viel: Seit der D-Jugend trägt er das Trikot der JSG. Besonders schätzt er die Vereinsphilosophie: keine bezahlten Spieler, dafür gezielte Förderung junger Talente aus der eigenen Jugend. „Die Leute im Verein sind herzensgut. Ich bin froh, Teil davon zu sein“, sagt er. Dennoch schließt er einen Wechsel in Zukunft nicht aus: „Ich würde schon gern mal höher spielen“, sagt er.

Verletzungsfrei bleiben und Torschützenkönig werden – das waren Bungarts Ziele für die vergangene Saison. Beinahe hätte eine Armverletzung im Winter dazwischengefunkt. Doch fast pünktlich zur Rückrunde war er wieder fit und ließ sich nicht aufhalten. Nach dem Aufstieg sorgte Bungart für die obligatorische Bierdusche aus einem alten Pokalglas. Sein Terminplan am letzten Spieltag, an dem die JSG 10:1 gegen Lommersum gewann und Bungart sieben Tore erzielte: „Von der Kirmes auf den Fußballplatz und zurück auf die Kirmes.“ Im Anschluss ging es mit der Mannschaft inklusive Trainer nach Mallorca, wo er und Stürmer Leo Richerzhagen die beiden sind, „die ein bisschen mehr trinken als die anderen“.

Für die neue Saison hat sich Bungart realistische Ziele gesteckt: Klassenerhalt in der Bezirksliga, „am liebsten ohne Abstiegskampf“. Dazu wieder möglichst viele Tore und Vorlagen. Und langfristig? Eine eigene Wohnung, zusammenziehen mit der Freundin – und „vielleicht ein, zwei Ligen höher spielen“.