Eine Neuauflage seines Werks zum Ersten Weltkrieg hat Andreas Züll dem Kaller Gemeindearchiv übergeben. Einige weitere Schicksale sind geklärt.
Bei der Flut zerstörtAndreas Züll übergibt Gedenkbuch zum zweiten Mal ans Kaller Archiv

Eine Neuauflage des Gedenkbuchs übergab Andreas Züll (l.) an Nicole Gutmann und Hermann-Josef Esser.
Copyright: Gemeinde Kall/Alice Gempfer
Der Lokalhistoriker und Autor Andreas Züll hat jetzt eine Neuauflage seines mehrbändigen Gedenkbuchs zum Ersten Weltkrieg an die Kaller Archivarin Nicole Gutmann und Bürgermeister Hermann-Josef Esser übergeben. Das hatte er 2020 zwar schon einmal gemacht, doch die Bände waren bei der Flut wie das gesamte Archiv der Gemeinde zerstört worden.
In dem „Gedenkbuch für die Soldaten im Ersten Weltkrieg“ geht er auf insgesamt 873 Schicksale von Männern ein, die in der damaligen Gemeinde Kall gelebt hatten und im Krieg gefallen, verwundet, vermisst oder in Gefangenschaft geraten waren. 2014 hatte Züll mit Blick auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren an einer Übersicht über die Soldaten aus dem Ort Wollseifen gearbeitet. Von dort stammen die Eltern seiner Mutter. Dann habe er noch seine Heimatpfarre Steinfeld dazugenommen und schließlich mit der Zeit alle weiteren Orte der Gemeinde Kall.
Unermüdlich im Einsatz für das Gedächtnis der Gemeinde Kall
Durch die Schenkung an das Archiv sollten die Informationen allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Doch dann kamen Corona und kurz darauf die Flut. Seitdem war Züll aber einmal mehr unermüdlich tätig im Einsatz für „das Gedächtnis der Gemeinde Kall“, wie Esser es nannte.
Jetzt konnte Züll dem Archiv eine überarbeitete und ergänzte Neuauflage des Gedenkbuchs als Schenkung überreichen. „Einige Schicksale, die 2020 noch ungeklärt waren, konnte ich nun ergänzen“, berichtete Züll bei dem Termin. Von etwa 20 sind nur noch fünf bis sechs Menschen übrig geblieben, deren Geschichte noch nicht geklärt werden konnte. Auch das Cover der Bücher wurde überarbeitet.
„Sie leisten eine sehr wertvolle Arbeit für die Gemeinde“, so Esser. In vielen Gemeinden bemühten sich Menschen um historische Daten – aber das nicht immer so hochprofessionell, wie Züll das tue. Trotzdem seien die Bücher aber auch für Laien gut lesbar.
Kall hatte viele Kriegsteilnehmer im Vergleich zur Einwohnerzahl
Der Bürgermeister zeigte sich betroffen, wie hoch die Zahl der Kriegsteilnehmer im Vergleich zur Einwohnerzahl der kleinen Kaller Ortschaften gewesen sei. In Rinnen etwa seien es 24 Männer gewesen, von denen teils mehrere Brüder einer Familie gefallen seien. „Was das für ein Blutzoll war, zumal die Orte damals ja noch sehr viel kleiner waren als heute“, stimmte Züll zu.
Esser dankte auch Hubert Büth, der eine umfassende Chronik zu Kall erstellt hatte, die 2014 erschienen war. Züll konnte bei seiner Arbeit auch auf viele Bilder aus Büths Archiv zurückgreifen.
Zurzeit arbeitet der Steinfelder an der Neuauflage eines ähnlichen Gedenkbuchs zum Zweiten Weltkrieg, das noch in diesem Jahr fertig werden soll. Eine erste Auflage hatte er vor der Flut ebenfalls dem Gemeindearchiv zur Verfügung gestellt. Das Werk werde eher dokumentarischen Charakter haben und auch zivile Opfer berücksichtigen. „Wichtig ist es, auch an die vergessenen Opfer zu erinnern, wie etwa Euthanasietote, die es auch aus dem Kaller Gemeindegebiet gegeben hat.“
Das Gedenkbuch zum Ersten Weltkrieg ist ab sofort jederzeit einsehbar im Kaller Archiv. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 02241/ 88857 oder per E-Mail. Zudem soll das Werk auch für die Gemeindebibliothek angeschafft werden, damit es sich Interessierte dort ausleihen können.
Kaller Archiv füllt sich langsam
Das Kaller Archiv, das mittlerweile im Geschäftshaus Nord neben dem Rathaus untergebracht ist, füllt sich nur langsam wieder. „Erst drei von 57 Paletten sind zurückgekommen“, berichtet Nicole Gutmann, Leiterin des Interkommunalen Archivs Südkreis Euskirchen. Gemeint sind Paletten mit wiederhergestellten Archivalien, denn die Flut 2021 hatte das Kaller Archiv samt Bestand zerstört. In einer Spezialfirma wird nun versucht zu retten, was noch zu retten ist. „Vieles jedoch wird für immer verloren sein“, teilt die Gemeinde mit.