Vier Jahre hat der Wiederaufbau der bei der Flut zerstörten Strecke gedauert. Bis zum Oktober nimmt die Bahn den Verkehr jetzt wieder auf.
EifelstreckeAb Montag fährt die Bahn wieder zwischen Kall und Gerolstein – vorübergehend

Frisch in „Verkehrsrot“ gestrichen und bereit für die ersten Fahrgäste: Der Haltepunkt in Urft wird am Montag erstmals seit vier Jahren wieder vom Personenverkehr auf der Eifelstrecke angefahren.
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Beim Wiederaufbau der bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 in großen Teilen zerstörten Eifelstrecke konnten in den vergangenen Jahren bereits einige „Meilensteine“ erreicht werden: In Etappen wurde der Zugverkehr aus Richtung Köln erst bis zum Bahnhof Euskirchen, dann bis Mechernich und schließlich im Juni 2022 bis Kall wieder aufgenommen.
Am Montag steht nun ein weiterer Meilenstein an, denn dann sollen erstmals seit dem 14. Juli 2021 wieder reguläre Züge den Abschnitt zwischen Kall und dem rheinland-pfälzischen Gerolstein befahren. Der erste planmäßige Zug startet um 5.29 Uhr allerdings in Jünkerath in Richtung Köln.
Pendler aus dem Kreis Euskirchen können um 5.35 Uhr in Dahlem, um 5.39 Uhr in Schmidtheim, um 5.43 Uhr in Blankenheim (Wald) und um 5.49 Uhr in Nettersheim zusteigen, um dann um 5.58 Uhr den Bahnhof in Kall zu erreichen. In der Gegenrichtung fährt der erste Zug um 6.17 Uhr in Kall nach Gerolstein ab – alle Fahrtzeiten natürlich ohne Gewähr!
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Blankenheimer Bürgermeisterin sieht wichtiges Etappenziel erreicht
Blankenheims Bürgermeisterin Jennifer Meuren freut sich auf die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs auf dem fast vier Jahre lang gesperrten Abschnitt.

Vor dem Bahnhofsgebäude in Blankenheim (Wald) lagern aktuell zahlreiche Oberleitungsmaste, die im Rahmen der Elektrifizierung der Eifelstrecke noch montiert werden müssen.
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„Das ist jetzt im Sommer ganz wichtig für den Rad-Tourismus, weil es in den Bussen des Schienenersatzverkehrs ja keine Möglichkeit der Fahrradmitnahme gibt“, so die Verwaltungschefin: „Auch und vor allem für die Alltagspendler und die Oberstufenschüler der Gesamtschule, die beim Weg zum Schulstandort in Nettersheim auf die Bahn angewiesen sind, ist das ein wichtiges Etappenziel.“
Bundesverkehrsminister kommt zur Streckenfreigabe nach Gerolstein
Die Bahn wird diesen „Lückenschluss“ mit viel Prominenz in Gerolstein feiern: Erwartet werden unter anderen Dr. Richard Lutz, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bahn AG, die rheinland-pfälzische Umwelt- und Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Los geht es um 9 Uhr im Bahnhof in Gerolstein.
Ich weiß daher auch gar nicht, was wir jetzt groß feiern sollen. Nur vier Monate lang, bis Oktober, läuft der Verkehr jetzt tagsüber wieder.
Schnieder dürfte am Montag die kürzeste Anreise haben, sofern der Minister das Wochenende in seinem Wohnort Arzfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) verbringt, denn die Sprudelmetropole liegt im Heimatwahlkreis des 2,02 Meter großen Politikers (Spitzname: „Eifelturm“). Schnieder wurde in Kyllburg geboren, ist in Birresborn aufgewachsen und bis zum Abitur in Gerolstein zur Schule gegangen – alles Orte, die über einen Halt an der Eifelstrecke zwischen Köln und Trier verfügen.
Bahnstrecke in Richtung Trier wird ab Montag wegen Bauarbeiten gesperrt
Mit der Freigabe des 48,1 Kilometer langen Abschnitts zwischen Kall und Gerolstein ist die insgesamt 163,5 Kilometer lange Eifelstrecke erstmals seit der Flut wieder durchgängig befahrbar – zumindest theoretisch. Praktisch wird Gerolstein für Reisende aus Köln, die auf dem Weg nach Trier sind, ab Montag wieder zur Endstation.

Im Abstand von rund 80 Metern wurden die Mastfundamente, wie hier auf dem Abschnitt südlich von Nettersheim, in den vergangenen Monaten hergestellt. Die Montage der Oberleitungsmasten steht an vielen Stellen jedoch noch aus.
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Denn bekanntlich wird auf der Strecke weiterhin an der Elektrifizierung gearbeitet, und im Kylltal sollen jetzt auf dem Abschnitt südlich von Gerolstein die Mastfundamente für die benötigten Oberleitungsmasten hergestellt werden.
Wie das geht, konnten Anrainer der Bahnstrecke in den vergangenen Monaten auch im Kreis Euskirchen beobachten, denn seit Januar war der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Euskirchen und Kall eingestellt, um diese Arbeiten auszuführen. Aber: Noch längst sind nicht alle Oberleitungsmasten aufgestellt worden, es wird also noch weitere Sperrpausen geben.
Dahlemer Bürgermeister Jan Lembach ist nicht zum Feiern aufgelegt
„Ich weiß daher auch gar nicht, was wir jetzt groß feiern sollen“, will Jan Lembach (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Dahlem, daher auch nicht in die Feststimmung anlässlich der Wiederaufnahme des Zugverkehrs bis Gerolstein einstimmen: „Nur vier Monate lang, bis Oktober, läuft der Verkehr jetzt tagsüber wieder, ab 20 Uhr fahren aber jeweils Busse des Schienenersatzverkehrs, weil abends und nachts weitergebaut werden soll“, gibt Lembach zu bedenken: „Und auch für die Zukunft fehlt es einfach an Konstanz auf der Strecke.“
Lembach vermisst genaue Informationen der Bahn zu den Sperrzeiten in den kommenden Jahren und befürchtet, dass es bis 2030 immer wieder zu Verkehrseinschränkungen wegen der Elektrifizierungsarbeiten kommen wird.
Provisorische Schranken und eine Glasfaser-Panne in Dahlem
„Aus heutiger Sicht war es meiner Meinung nach ein Fehler, die Strecke nach der Flutkatastrophe nicht erst komplett instand zu setzen und die Elektrifizierung in aller Ruhe im Anschluss anzugehen“, sagt der Bürgermeister.
Unverständlich, so Lembach, sei auch, dass es die Bahn in den vergangenen vier Jahren nicht geschafft habe, die Schrankenanlagen an den drei Bahnübergängen in Dahlem zu erneuern. Die alten Schranken seien irgendwann abgebaut worden, „jetzt gibt es provisorische Schranken, die jeweils von einem Mitarbeiter bedient werden müssen“.
Und bei den Arbeiten zu den Mastgründungen im Urfttal sei zwischen Schmidtheim und Dahlem eine Glasfaserleitung getroffen worden, die jetzt erneuert werden müsse. „Sowas passiert, da kann man den Mitarbeitern keinen Vorwurf machen. Ärgerlich ist es trotzdem“, so Lembach.
Eifelstrecke: „Probefahrt“ statt sonst üblicher „Streckenkundefahrt“
Eine sonst übliche „Streckenkundefahrt“ zwischen Kall und Gerolstein sei nicht möglich, da die Strecke bis einschließlich Sonntag, 15. Juni, gesperrt ist, teilt die Deutsche Bahn (DB) auf Anfrage mit: „Vorherige Streckenkundefahrten im klassischen Sinne sind daher nicht umsetzbar.“
Die Mitarbeiter müssten trotzdem mit der seit vier Jahren nicht mehr im Personenverkehr bedienten Strecke vertraut gemacht werden, so ein Sprecher der Bahn: „Wir schulen unser Personal stattdessen über eine webbasierte Lösung. Die dazugehörigen Videos haben Fachleute im Vorfeld bei Fahrten auf den Baugleisen erstellt.“
Die dabei entstandenen Videos seien entsprechend für die Triebfahrzeugführer aufbereitet worden. In die webbasierte Streckenkunde beziehe die DB auch wichtige Informationen wie zum Beispiel den „Buchfahrplan, Geschwindigkeiten, Bezeichnungen von Signalen etc.“ mit ein. „Die Triebwagenführer erhalten diese Informationen auf ihre Dienst-Tablets, studieren diese und müssen nach dem Studium die Streckenkunde an ihre Führungskraft bestätigen“, erläuterte der Bahn-Sprecher.
Am Donnerstag wurden dann nach Informationen dieser Zeitung nachmittags und abends entgegen der Ankündigung der Bahn dann immerhin noch mehrere „Probefahrten“ auf dem bislang gesperrten Abschnitt zwischen Kall und Gerolstein durchgeführt. (thw)