Simon Opitz weiß, was bei invasiven Arten wie der Asiatischen Hornisse zu tun ist. Er und Mario Lamberty sind regionale Ansprechpartner.
Bekämpft SeuchenJüngster Bienensachverständiger Deutschlands passt im Kreis Euskirchen auf

Umschwirrt bei ihrem Hobby: Simon Opitz (v.l.) und Mario Lamberty sind neue Bienensachverständige für den Kreis Euskirchen.
Copyright: Gerriet Scheben
In seiner Freizeit kämpft er gegen Seuchen, invasive Arten und passt auf acht Völker auf. Der 16-jährige Simon Opitz ist der jüngste Bienensachverständige (BSV) Deutschlands. Seit Kurzem sind er und Mario Lamberty für den Kreis Euskirchen und Umgebung zuständig. Die beiden Bienenschützer sprechen über ihre Ausbildung und ein zeitintensives Hobby, das für die Biodiversität wichtig ist.
Bienensachverständiger Simon Opitz imkert im Garten seiner Eltern
Im Garten von Opitz' Eltern stehen acht sogenannte Beuten, also Kastensysteme, in denen Bienenvölker leben. Ein Volk pro Beute. Angefangen hat der 16-Jährige mit zwei Völkern. Die Nachbarn störe es nicht, berichtet er: „Es gab keine Probleme.“
Imkerei-Interessierte, die keinen Garten besitzen, können am Lehrbienenstand des Bienenzuchtverein Euskirchen und Umgebung in Breitenbenden üben. „Da machen wir alle praktischen Übungen“, sagt Opitz. Er und Lamberty sind beide Vereinsmitglieder.

Keine Berührungsängste: Nach ihrer jahrelangen Erfahrungen können Simon Opitz und Mario Lamberty einschätzen, in welchen Situationen sie Schutzhandschuhe brauchen.
Copyright: Gerriet Scheben
Zum Beginn seines Hobbys musste sich Opitz eine Schutzausrüstung, bestehend aus Imker-Schleier, Handschuhen, Smoker und einem Stockmeißel zulegen. Der Meißel kommt bei verklebten Waben zum Einsatz. Mit dem Smoker wird Rauch erzeugt, der den Eigengeruch der Imker überdeckt. „Im Bienenstock gibt es keine LED-Lampen“, verbildlicht BSV-Kollege Lamberty: „Die Damen orientieren sich an den Pheromonen der Königin.“ „Die Bienen denken, das Volk würde brennen und pumpen sich mit Honig voll“, fügt Opitz an. Durch die ausgedehnte Honigblase wird der Giftstachel zur Seite gedrückt, die Gefahr gestochen zu werden sinkt. Kein Stich, keine tote Biene.
Was tun, wenn ein Bienenschwarm in der Nähe auftaucht?
Eigentlich muss man volljährig sein, um in Nordrhein-Westfalen BSV zu werden. „Anfangs gab es ein paar Schwierigkeiten“, erläutert Opitz: „Aber mein Verein und der Imkerverband haben sich dafür eingesetzt, dass ich trotzdem an der Prüfung teilnehmen kann.“
Um BSV werden zu können, gibt es noch weitere Bedingungen: „Man muss ein paar Jahre geimkert haben und drei Jahre im Verein gewesen sein, um die Ausbildung zu machen“, erklärt Opitz. Er selbst habe mit elf Jahren angefangen zu imkern. Es sei Sache des Vereins, ob er jemanden für die Prüfung zum BSV vorschlage, ergänzt Lamberty. Nach einem zweimonatigen Training mit einer Abschlussprüfung dürfe man sich dann offiziell BSV nennen.
Was einen guten BSV ausmacht? „Man muss mit Herzblut bei den Bienen sein und viel Erfahrung und Wissen sammeln“, fasst Opitz zusammen.: „Und man braucht viel Zeit“. Als BSV sind er und Lamberty Ansprechpartner für Imker und Bürgerinnen. Falls ein Schwarm Bienen im heimischen Garten zwischenlandet, empfehlen die Experten Ruhe zu bewahren: „Die Damen sind auf Reisen mit gepackten Koffern und vollen Honigblasen. Sie haben keinerlei Aggressionslevel“, beschwichtigt Lamberty. Auf der Vereinswebseite ist es möglich, nachzusehen, wer im Raum Euskirchen, Zülpich, Weilerswist, Mechernich und Kall/Nettersheim erster Ansprechpartner ist.
Bienenzuchtverein Euskirchen und Umgebung freut sich über Zulauf
„Das Imkern war eine aussterbende Zunft“, sagt Lamberty. In den vergangenen fünf Jahren habe es wieder mehr Zuwuchs gegeben. Zu siebt sei man eine Zeit lang gewesen – aktuell sollen 166 Imkerinnen und Imker Mitglieder des Bienenzuchtverein Euskirchen und Umgebung sein.

Fast wie auf einem Wimmelbild: Bei genauem Hinsehen erkennt man die Königin an ihrem blauen Punkt.
Copyright: Gerriet Scheben
„Das Umweltbewusstsein hat sich gesteigert“, sagt Lamberty. Der Verein sei gut mit regionalen Schulen vernetzt, etwa in Mechernich oder Schleiden. Manche Vereinsmitglieder kommen Lamberty zufolge auch aus Duisburg in den Kreis Euskirchen, um an Veranstaltungen teilzunehmen: „Man ist als Imker durchaus in mehreren Vereinen tätig. Es gibt keine Rivalitäten.“
Die zwei BSV, die auch Wespensachverständige sind, brechen eine Lanze für die anderen Hautflügler: „Wespen sind für die Bestäubung und Aasbeseitigung wichtig und sie kontrollieren die Mückenpopulation“, so Lamberty: „Ohne sie gibt es ein Loch im System.“
Invasive Arten und Seuchen bedrohen die einheimischen Bienen
Aber nicht alle Hautflügler sind schützenswert: Gegen invasive Arten, wie die Asiatische Hornisse, müssen die Experten vorgehen. „Gott sei Dank, haben wir sie im Kernstadtgebiet einigermaßen im Griff“, sagt Lamberty: „Vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus“. Zwei Nester in der Nähe der Innenstadt bereiteten Probleme. Die Tiere nahmen unter anderem die Bienen ins Visier. Der Angriff invasiver Arten auf verschiedene Protein- und Zuckerquellen verringert im Extremfall die Biodiversität.
Eine Fortbildung ist den beiden BSV besonders im Gedächtnis geblieben: ‚Wie finde ich das Nest der Asiatischen Hornisse?‘ Um deren Behausung aufzuspüren, muss der Flug der Eindringlinge aufmerksam beobachtet werden. Wohin fliegen sie? Wie lange brauchen sie? Bei der Fortbildung seien Lock-Töpfe aufgestellt worden, berichtet Lamberty: „Wir sind dann durch die Stadt getigert und haben das Nest gesucht. Die Beseitigung von so einem 1,20 Meter Nest ist ein Erlebnis.“ Der Verein arbeite derzeit an einer App, die zum Aufspüren von Nestern eingesetzt werden soll.
Neben invasiven Arten sind Seuchen ein wiederkehrendes Problem in der Region: „Im Rhein-Erft-Kreis gab es vergangenes Jahr einen Ausbruch der amerikanischen Faulbrut“, berichtet Lamberty. Direkt hinter der Kreisgrenze sei das Epizentrum gewesen. Seuchen dieser Art könnten jederzeit ausbrechen, erläutern die beiden Experten. Der genaue Ursprung und Grund sei wie bei einem grippalen Infekt im Umlauf schwer zu bestimmen. Es gebe unterschiedliche Erreger der Seuche, oftmals seien sie für die regionalen Bienenvölker tödlich. Bei einer frühzeitigen Erkennung können die Völker gemäß Opitz noch gerettet werden.
Wissenswertes zur Honigernte
Je nach Bienenvolk unterscheiden sich Menge und Geschmack des produzierten Honigs. „Das Angebot bestimmt das Aroma“, erklärt Bienensachverständiger Mario Lamberty. Sprich, es macht einen Unterschied, ob die Bienen Löwenzahn oder Raps zu sich nehmen, um daraus Nektar zu machen. Lamberty zufolge stellen manche Völker bis zu 60 Kilogramm Honig im Jahr her. Das Ernten des Honigs nennt man auch „Schleudern“.
In Deutschland ist geregelt, wie alles zu bezeichnen ist, sagt er und lacht: „Das Lebensmittelrecht ist ein Bereich für sich“. Am einfachsten ist die Unterteilung in Frühjahrs- und Sommerhonig.„ In Euskirchen geht immer der Rapshonig. Es ist ein extrem wertvolles Gut, deswegen muss man auch sorgsam damit umgehen.“
Wachs ist ein Nebenprodukt, was ebenfalls von Bienen geerntet werden kann. Auch Pollen können geerntet werden – sie werden von manchen Menschen als Zerealien verwendet. Sogar Bienentorsi können noch als Eiweißquelle für Hühner verwendet werden.