Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

EnergiewendeGenossenschaft soll im Kreis Euskirchen Konzepte der Wärmeplanung vorantreiben

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt drei Windräder, im Vordergrund Bäume.

Bis 2045 sollen zahlreiche Bereiche im Kreis Euskirchen klimaneutral sein. Das sehen die Planungen der e-regio vor.

Die ersten kommunalen Wärmeplanungen sind fertig. Damit die Kommunen Synergien nutzen können, will die e-regio eine Genossenschaft gründen.

Mit der kommunalen Wärmeplanung (KWP) entsteht derzeit eine verbindliche Grundlage, auf der eine Wärmeversorgung ohne fossile Energieträger bis 2045 aufgebaut werden soll. „Das bedeutet nicht weniger als den Umbau zu einem völlig neuen Energiesystem“, sagt Ilona Schäfer, Pressesprecherin des Energiedienstleisters e-regio. Das Unternehmen erarbeitet für alle Kommunen im Kreis die entsprechenden Strategien. Damit künftig die KWP aus einer Hand kommt, Erfahrungen und Synergien genutzt werden können, soll unter der Federführung der e-regio die Genossenschaft Energiewende Rhein-Eifel gegründet werden.

Im Rahmen der Netzwerkveranstaltung „Energie Dialog“, an der die e-regio sowie Kommunen aus dem Kreis Euskirchen und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis seit gut einem Jahr teilnehmen, sei der Wunsch nach stärkerer interkommunaler Zusammenarbeit deutlich geworden, so Schäfer. Aus diesem Austausch sei die Idee einer gemeinsamen Koordinierungsstelle in Form einer Genossenschaft entstanden.

Wärmeplanung soll aufzeigen, welche Energieträger zur Verfügung stehen

„Die KWP soll den Bürgerinnen und Bürgern aufzeigen, mit welchem Energieträger und welcher Versorgung in Zukunft an welcher Stelle vor Ort zu rechnen ist, und es ihnen so leichter machen, sich für eine geeignete Heizoption zu entscheiden“, erklärt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings.

In Privathaushalten haben Pfennings zufolge Heizung und Warmwasser mit 85 Prozent den höchsten Anteil am Energieverbrauch. Der   Wärmeplan werde aufzeigen, welche klimaneutrale Wärmequellen am Wohnort verfügbar sein können – und das auch perspektivisch. „Das macht ihn zur wichtigen Entscheidungshilfe für zukünftige, energiesparende und klimaschonendere Wärmeversorgung“, so Pfennings.

Planung als wichtige Grundlage für Unternehmen im Kreis Euskirchen

Die Konzepte werden nicht nur für Privathaushalte erstellt, sondern auch für Unternehmen. Die Wärmeversorgung sei für Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ein wachsender Kostenfaktor. Die kommunale Wärmeplanung soll auch hier Optionen aufzeigen. „Damit erhalten Unternehmen eine gute Grundlage, die für sie richtigen Energie-Entscheidungen zu treffen“, so Pfennings.

Zurück zur geplanten Genossenschaft, die als eine Art Koordinierungsstelle dienen soll – für die Durchführung der anstehenden Aufgaben ist sie indes nicht zuständig. „Dazu bedient sich die Genossenschaft regionaler Partner, welche die Dienstleistungen durchführen“, so Schäfer.

Die Vorteile liegen laut Schäfer auf der Hand: Kommunenübergreifendes Denken ermögliche es, Ressourcen zu bündeln, Synergien zu nutzen und Erfahrungen zu teilen. „Lösungen können über kommunale Grenzen hinweg entwickelt und eingesetzt werden – denn Energie kennt keine Gemeindegrenzen“, sagt Schäfer. Das genossenschaftliche Modell bietet aus Sicht der e-regio eine ideale Grundlage, „um die komplexen Herausforderungen gemeinsam zu meistern.“

Kommunen bekommen Wärmeplanungen nun vorgestellt

Derzeit beraten die politischen Gremien auf Kreis- sowie Stadt- und Gemeindeebene über eine Beteiligung an der Genossenschaft. In Zülpich wird der wird zudem die KWP am 8. Juli im Rat vorgestellt. Die offizielle Gründung der Genossenschaft ist nach Angaben der e-regio für das dritte Quartal vorgesehen.

Die ersten Wärmepläne sind laut e-regio erstellt, die Umsetzungsarbeit beginnt jetzt. Für die Kommunen ist das eine Herausforderung. „Es werden zusätzliche Planungsressourcen, fachliche Expertise, Koordination und ein intensiver Austausch erforderlich sein“, erklärt Schäfer.

Als mehrheitlich kommunales Unternehmen verstehe es die e-regio als zentralen Auftrag, die Energie- und Wärmewende mit den Kommunen   zu gestalten. Die Städte und Gemeinden kennen die Bedürfnisse der Menschen und Unternehmen vor Ort, e-regio bringe das fachliche Know-how. „Daher beabsichtigen wir, der geplanten Genossenschaft als Fachpartner beizutreten, um die Wärmewende in der Region gemeinsam voranzubringen“, sagt Schäfer.


Wärmeplanungen für Euskirchen, Hellenthal und Zülpich sind fertig

Die Wärmeplanungen der e-regio für die Kommunen Euskirchen, Hellenthal und Zülpich sind nach Angaben von Unternehmenssprecherin Ilona Schäfer abgeschlossen. Der Energiedienstleister will erste Erkenntnisse aus den Konzepten zeitnah vorstellen. Noch vor den Sommerferien werden die Räte der jeweiligen Kommunen über die Wärmeplanungen diskutieren.

In Euskirchen hat die e-regio in einem Bürgerworkshop die ersten Erkenntnisse bereits vorgestellt und zudem Fragen von Bürgern beantwortet. Auch dabei machte das Unternehmen deutlich, dass die Wärmeversorgung in Euskirchen bis 2045 klimaneutral sein soll.

Auch die Stadt hat sich dieses Ziel gesetzt. Schon jetzt ist aber klar: Die Bereiche, in denen eine zentrale Wärmeversorgung möglich ist, sind nicht gerade üppig. Als Beispiel führt das Unternehmen immer wieder das geplante Quartier auf dem Areal der Steinzeugwerke an. Für die Wärmeplanung in Euskirchen war viel Arbeit nötig. Wie Ilona Schäfer berichtet, haben die Experten von Stadt und e-regio mehr als eine Million Datensätze bearbeitet.

Das Ergebnis: In Euskirchen sind demnach knapp 18.000 Wärmeerzeuger im Einsatz. Rund 37 Prozent davon sind keine zehn Jahre alt, etwa zwölf Prozent hingegen älter als 30 Jahre. Der jährliche Wärmebedarf für das gesamte Stadtgebiet belief sich laut e-regio vor drei Jahren auf 707 Gigawattstunden.