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Besondere AusblickeDer Urftsee ist nach trockenem Frühjahr nur rund zur Hälfte gefüllt

Lesezeit 4 Minuten
Treibgut liegt im Vordergrund des Bildes. Im Hintergrund befinden sich ein See und Bäume.

Wenig Wasser, dafür viel Treibgut: Nahe der Urftstaumauer, am Zulauf des Halfterbachs, ist der Niedrigpegel gut zu erkennen.

An Pfingsten könnte sich eine Wanderung um die Urfttalsperre lohnen. Der Stausee hat sein Aussehen ziemlich verändert. 

Zu Pfingsten wird es wieder viele Menschen hinaus in die Natur ziehen, auch wenn die Wetterprognosen eher durchwachsen sind. Eine gute Adresse für die Naherholung dürfte ein weiteres Mal der Nationalpark mit seiner Seenplatte inmitten sattgrüner Wälder sein. Da gibt's immer wieder Neues, Interessantes und Spannendes zu erleben.

Eine besondere Empfehlung fürs verlängerte Wochenende: Wie wär's mit einer Wanderroute rund um die Urfttalsperre? Denn dieser Staubereich von Gemünd bis auf halber Strecke in Richtung Rurberg hat in dieser Tourismussaison sein Aussehen deutlich verändert. Denn gegenüber normalen Zeiten ist der Wasserstand kräftig abgesunken, so dass sonst von Wasser umspülte Uferbereiche und Felspartien wieder sichtbar werden. Da lohnt sich für Naturinteressierte ein genaueres Hinsehen.

Neben Trockenheit beeinflusst auch eine Strategie den Wasserstand

Das ist in besonderer Weise nur wenige Meter von der Urftstaumauer entfernt gut zu erkennen. In der schmalen Bucht im Einmündungsbereich des Halfterbachs in die Urfttalsperre ist die Wasseroberfläche weit zurückgewichen. Im Uferbereich nahe der Endhaltestelle der Buslinie, die Tagesgäste bequem zum Staubereich bringt, wenn ihnen die Wanderung dorthin zu weit und anstrengend wird, ist jede Menge Treibholz hängengeblieben – und zwar direkt an einer durch blaue Tonnen markierten „Geschwemmselfalle“.

So nennt Marcus Seiler, der Sprecher des Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) als Betreiber des Talsperrenverbunds, diese „Haltelinie“. Infolge des niedrigen Wasserstandes ist sie bis auf den inzwischen ausgetrockneten Uferbereich heruntergesackt.

Die Aufnahme zeigt einen Kran, der sich im Wasser eines Stausees spiegelt.

Anfang 2025 herrschte Idylle pur, vom Obersee aus betrachtet. Er behält seinen gut gefüllten Wasserstand.

Seiler wartet auf Anfrage unserer Zeitung mit den Fakten auf, warum sich den Besuchern im Augenblick ein deutlich anderes als das gewohnte Bild zeigt. „In der Tat ist die Urfttalsperre zurzeit nur zu etwa der Hälfte gefüllt“, sagt Seiler und liefert die naheliegende Erklärung gleich mit: Die relative Trockenheit des Frühjahrs sei letztlich dafür verantwortlich.

Doch auch eine spezielle Strategie des Stauseebetreibers spielt eine Rolle: Die Urfttalsperre habe ein etwas größeres und auch ergiebigeres Einzugsgebiet als die Rurtalsperre. Jedoch verfüge sie nur etwa über ein Fünftel der Größe der Rurtalsperre. „Bei einem Gesamtvolumen von maximal 45,5 Millionen Kubikmetern Wasser ist die Urfttalsperre derzeit lediglich mit rund 20 Millionen Kubikmetern Wasser gefüllt“, rechnet Seiler vor. Daran hätten auch die teils ergiebigen Regenfälle gerade am vergangenen Wochenende nichts Wesentliches geändert – Seiler nennt sie unerheblich. Der aktuelle Wert für die viel größere Rurtalsperre liegt bei 142 Millionen Kubikmetern. Sie weist laut Seiler eine „konstante Wasserlinie'“ auf.

Im Rursee ist für Segler und Wassersportler genug Wasser

Zum grundsätzlichen Verständnis der Füllsituation fügt Seiler an: „Wenn es deutlich stärker regnet und die Vegetation die Feuchtigkeit von oben nicht gleich aufsaugt, steigt diese Talsperre schneller an als ihre relativ träge, große Schwester, die Rurtalsperre.“ Dies könne unter Umständen dazu führen, dass die Talsperre den Hochwasser-Rückhalteraum erreiche, also den Staubereich, der zum Auffangen größerer Niederschlagsmengen freigehalten werden soll – und der WVER daher das Wasser schneller ablassen müsse. Dieses abgelassene Wasser stünde damit nicht mehr zur Verfügung, „obwohl wir es in der Trockenzeit gebrauchen könnten“. Habe die Talsperre aber reichlich „Freiraum“ zur Verfügung, könne sie das zufließende Wasser auch in sich behalten, ergänzt Marcus Seiler.

Zugleich wird nach Angaben des WVER-Sprechers durch die Richtschnur, dass die Urfttalsperre auf einen niedrigeren Pegel gehalten wurde, die Rurtalsperre geschont. Ihr Beitrag zur Mindestwasserführung, so Seilers Erläuterung, sei damit geringer.

Der Rursee fülle sich derzeit zwar auch langsamer, sei dementsprechend gleichfalls leicht unterdurchschnittlich gefüllt. Die Haupttalsperre verfüge aber immer noch über eine große Wassermenge. Seiler weiter: „Das ist natürlich auch für die Wasser- und Segelsportler von Vorteil.“ Die dürften gerade an den Pfingstfeiertagen von dieser für sie komfortablen Situation wieder reichlich Gebrauch machen und durch die Fluten der Rurtalsperre kreuzen. Oder die Gäste lassen sich ein Stück bequemer und entspannter auf den Schiffen der Rurseeflotte übers Wasser tragen.

Reparaturarbeiten werden nach Angaben von Seiler derzeit an der Urfttalsperre nicht erledigt. Die Hangsicherung im Bereich der Urftstaumauer sei abgeschlossen.


Mit dem Bus zur Urftstaumauer

Busse pendeln vom Bahnhof Kall und Gemünd (Kirche) zur Urftstaumauer nahe dem Halftenbach. So ist die Freizeitlinie 814 der RVK auf der Strecke im Einsatz. Dieser „Kermeter-Shuttle“ fährt an Sonn- und Feiertagen mit einem deutlich üppigeren Angebot als an Samstagen. Daneben gibt es den Nationalpark-Shuttle und weitere touristische Direktverbindungen wie den Eifelsteig-Wanderbus. Zusätzliche Informationen sind im Internet zu finden.