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Förderverein Maler der EifelNach 13 Jahren scheidet Eva-Maria Hermanns als freie Kuratorin aus

6 min
Eva-Maria Hermanns steht im Atelier, vor ihr liegen lose Blätter mit Malereien.

Eva-Maria Hermanns hört nach 13 Jahren als freie Kuratorin des Fördervereins Maler der Eifel auf.

In jede der Ausstellungen hat Eva-Maria Hermanns viel Herzblut gesteckt. Sie selber sei Autodidaktin, als Kuratorin wie als Künstlerin.

Nach 13 Jahren beendet Eva-Maria Hermanns, freie Kuratorin beim Förderverein Maler der Eifel, ihre kunstdidaktische Arbeit. Sie hat im Gemünder Kunstforum Eifel zusammen mit dem ehrenamtlichen Vorstandsteam der zeitgenössischen Kunst aus der Region und den Kunstinteressierten eine feste Adresse geschaffen.

Dass die Eifel die Kreativen inspiriert, ist schon lange bekannt. Curtius Schulten (1893-1967) aus Blankenheim, und Fritz von Wille aus Weimar (1860-1941) waren die bekanntesten einer dem Impressionismus nahestehenden Malweise. Großformatige Bilder in Öl schmücken Sparkassenfilialen und Kommunalverwaltungen. Zeitgenössische Kunst aus der Region ist dagegen lange Jahre eher Mangelware gewesen.

Seit 1979 lebt Hermanns in Schleiden-Kerperscheid

Neben der Arbeit der einzelnen Künstler selbst – etwa Gaby Kutz in Bad Münstereifel mit ihrer Galerie oder Maf Räderscheidt in Schleiden – versuchen die Eifeler Atelier-Tage aktuelle Arbeiten der Kreativen aus der Nordeifel zu zeigen. Über die Eifelgrenzen hinaus, systematisch und kontinuierlich tun dies vor allem das KuBa-Team in Nettersheim und Eva-Maria Hermanns für den Förderverein Maler der Eifel im Kunstforum Eifel. Hermanns machte das mehr als 13 Jahre lang. Jetzt hört sie als freie Kuratorin auf.

Die 1947 geborenen Kölnerin, ist 1979 mit ihrem 2021 verstorbenen Ehemann Udo nach Kerperscheid gezogen. Sie hatten dort einen alten Bauernhof gekauft, der erst ein Wochenendhaus war, dann über die Jahre zum Wohnhaus umgebaut wurde. Hermanns, ausgebildete MTA mit Fachrichtung Genetik, hatte aus Köln ihr großes Interesse an aktueller Kunst jeder Art mitgebracht. „Ich bin Autodidaktin, als Kuratorin wie als Künstlerin“, räumt sie ein. Aber sie hatte in Köln für beides ein denkbar geeignetes Umfeld erlebt.

Die Installation zeigt ein Bett mit einer Pusteblumen-Decke, davor liegen Rasenstücke, auf denen überdimensionierte Pumps stehen, ebenfalls aus Pusteblumen.

„Schlafe wohl“ und davor „Schneewittchenschuhe“ heißt die Installation von Traudel Lindauer aus Köln: Das Doppelbett mit einer Decke aus an feinen Drähten befestigten Pusteblumen war ein Hingucker der Gruppenausstellung „Ab in die Botanik“, 2014.

Der Künstler steht an einer Leinwand, in der Hand hält er einen Eimer Farbe, mit der anderen spachtelt er eine Schicht schwarze Farbe auf.

Alexander Pey aus Hellenthal malte gestische, informelle Großformate live während der Ausstellung „Jagdszene Kunst“ im Jahr 2019.

Das Bild zeigt Ausstellungswände im Kunstforum Eifel und ein großes Mobile, das von der Decke herabhängt.

Ein Ausstellungshaus, das Vergleiche mit denen in einer Großstadt nicht zu scheuen braucht: Blick ins Kunstforum Eifel, kurz vor der Wiederöffnung im vergangenen Jahr.

Die Stadt war Mitte der 1970er Jahre zum führenden Zentrum zeitgenössischer Kunst in Deutschland aufgestiegen. Es gab den freien „Neumarkt der Künste“, die Kunstszene in der Südstadt, den Vorläufer der Art Cologne, mutige Galeristen, die großen Sammlungen etwa für die Pop-Art aus den USA von Peter und Irene Ludwig, ein experimentierfreudiges Theater und avantgardistische Programme des WDR. Hermanns hatte diese Szene kennengelernt, und viele Kontakte geknüpft. In der Eifel arbeitete sie unter anderem als Dozentin an der Akademie des Klosters Steinfeld. Sie zeigte die erste „Kunst am Fluss“ an der Olef in Schleiden und gehörte zum Gründerteam des heutigen KuBa in Nettersheim.

2007 hatte sich der Förderverein Maler der Eifel gegründet, der 2012 im Kunstforum Eifel mit einer Ausstellung von Werken des umstrittenen Künstlers Werner Peiner für viel Gesprächsstoff sorgte. Der Vereinsvorstand hatte sich 2013 aufgelöst. Wie sollte es weitergehen? Es sei der ehemalige Schleidener Bürgermeister Alois Sommer gewesen, der sie ermutigt habe, im neuen Vorstand mitzumachen, so Eva-Maria Hermanns im Rückblick. Sie übernahm zwar keinen Leitungsposten, wurde aber freie Kuratorin, die ihr Jahresprogramm vom Vorstand absegnen ließ. Vor allem mit Geschäftsführer Rainer Martens, aber auch mit dem langjährigen Vorsitzenden Lothar Braunisch arbeitete sie schnell und gut zusammen.

Meine Lieblingsausstellung war immer die, die gerade lief.
Eva-Maria Hermanns über ihre Arbeit als Kuratorin

Dass es dabei nicht um die Ausstellung traditioneller Eifelkunst gehen würde, war klar, wenn auch in der Anfangszeit 2013/14 ab und an auch Traditionelles zu sehen war. Doch der Anspruch war und ist ein anderer: Zeitgenössische Kunstpositionen zur Diskussion zu stellen, Themen mit Gemälden, Objekten, Skulpturen zu illustrieren. Die Überschriften seien etwa in Gesprächen mit den Kreativen selbst gefunden worden, so Hermanns. „Heimat (k)ein Ort“ (2013) war eine erste programmatische Schau. „An in die Botanik“ (2014) zu Flora und Fauna der Region eine weitere. Meist sechs Ausstellungen wurden es pro Jahr.

Darunter waren Trilogien, Gruppenausstellungen mit jeweils 30 bis 50 ausgewählten Kreativen, die Werke zeigen konnten. Sie sorgten bei den Vernissagen für Aufsehen: „Menschenbilder“ (2017/18), „Weltenbilder“ (2019) oder „Jagdszene Kunst“ (2019/2024) sind Beispiele für den thematisch offenen Ansatz.

Ausstellungsbesucher kamen teilweise von weit her angereist

Ob die sich bewerbenden und ausgewählten Künstler dabei aus der Eifel kamen, war und ist nebensächlich. Es zählt allein die Qualität der Arbeiten, die gezeigt werden sollen. „Auf die akademische Ausbildung der Künstler haben wir nie geachtet. So hat man unglaubliche Entdeckungen machen können“, freut sich Hermanns. Wie die Künstler, so kamen im Laufe der Jahre auch immer mehr Ausstellungsbesucher von immer weiter her, aus dem Köln-Bonner Raum, Aachen, Ostbelgien. Das im Kunstforum Eifel Spannendes zu sehen ist, sprach sich herum. „Das ist wie ein Stein, den man ins Wasser wirft: Er zieht immer weitere Kreise“, so Hermanns.

Der Anspruch an die Kunst wird dabei durch das Niveau des Gebäudes, der einstigen Gemünder Schule, in dem das Kunstforum Eifel sein Zuhause gefunden hat, unterstrichen. „Wir können hier alles machen. Wir haben das Licht, wir haben Vitrinen, wir haben die Räume“, schwärmt Hermanns, die das Drei-Ebenen-Haus 13 Jahre lang bespielen konnte. Eine Voraussetzung dafür sei die Unterstützung durch die Stadt Schleiden und der Bürgerstiftung Schleiden gewesen, ist sie sich mit dem Vereinsvorstand einig. Ermöglicht wurde so keineswegs immer leicht konsumierbare Kost. Aber immer Weltsichten und Kunstpositionen, die irritierten und zum Nachdenken anregten. Im besten Fall öffnete der Dialog zwischen Kunstwerk und Betrachtenden neue Horizonte.

Auf die akademische Ausbildung der Künstler haben wir nie geachtet.
Eva-Maria Hermanns über die Ausstellungen

„Meine Lieblingsausstellung war immer die, die gerade lief. Wenn ich die unter Dach und Fach hatte“, zieht Eva-Maria Hermanns Bilanz, während sie durch Aktenordner mit den Einladungs- und Programmflyern aus 13 Jahren blättert: Große Gruppenausstellungen sind dabei, kleine, Konzerte, Workshops, Vorträge, Lesungen. Das Kunstmarktformat zum Jahresende „Kunst für übers Sofa“ hat sich als besonders beliebt erwiesen.

Die Corona-Jahre wurden mit kontaktsicheren Kleinformaten überstanden. Lange geschlossen war das Ausstellungshaus nach den schweren Flutschäden 2021. Erst 2024 ging es weiter. Bei den großen Projekten habe die Vorbereitung schnell mal „zwei Monate“ von der Idee über die Ausschreibung bis zur Hängung gedauert, meint die Expertin in Sachen Ausstellungsdidaktik, die Hermanns geworden ist. „Ich habe das immer mit Herzblut gemacht. Jeden Tag“, merkt sie an. Und was fehlte? „Ich hätte gerne einen Workshop in der Papierfabrik Olef gemacht, bei dem die Künstler mit Papier arbeiten können.“

Dazu wird sie nicht mehr kommen. Das Konzept der Einzelkuratorin wird mit ihrem Rücktritt nach den anstehenden Neuwahlen des Vereinsvorstands hinterfragt. Künftig sollen Kuratoren-Teams das Programm besorgen. Hermanns, die als Vorsitzende kandidiert, will ihren Nachfolgern bei der Einarbeitung helfen.

Sie führt in ihr eigenes Atelier unter dem Dach der ehemaligen Scheune des Wohnhauses in Kerperscheid. „Ich arbeite mit Collagen, verschiedenen Materialien“, deutet sie auf abstrakte, großformatige Arbeiten auf Tischen und Staffeleien. Was sie auch nicht mehr kuratieren wird, ist eine Kunstschau zum Gottesbegriff: „Die hätte ich noch gerne gemacht.“ Der Arbeitstitel sei „Suche einen Gott“. Ihr Beitrag zu einer solchen Ausstellung könnte nun aber der einer Künstlerin sein, ausgewählt von anderen.