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Keine FörderzusageFür KI-Pilotprojekt zum Hochwasserschutz in Schleiden fehlt das Geld

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt das bei der Flut schwer beschädigte Hotel Friedrichs in Gemünd.

Um bei Starkregenereignissen Schäden an Gebäuden und bei der Infrastruktur zu minimieren, werden Frühwarnsysteme entwickelt.

Ein auf Künstlicher Intelligenz beruhendes Frühwarnsystem für Starkregenereignisse möchte Schleiden entwickeln lassen. Doch dafür fehlt das Geld.

So weit wäre man in Schleiden auch gerne. Die Städteregion Aachen hat jetzt das Überflutungsvorhersagemodul der Firma FloodWaive Predictive Intelligence GmbH in ihr wasserwirtschaftliches Informationsboard eingearbeitet. „So lassen sich viele verschiedene wasserwirtschaftliche Daten mit den Vorhersagen bei Starkregen verbinden, so dass der Bevölkerungsschutz bestmöglich reagieren kann“, heißt es in einer Mitteilung. Schleiden ist zwar schon seit 2023 Pilotkommune für das Projekt, hat aber noch keine Förderung an Land ziehen können.

Im November 2023 hatten die „FlootWaive“-Gründer Dr. Julian Hofmann und Adrian Holt ihr auf künstlicher Intelligenz beruhendes Frühwarnsystem für Starkregen- und Sturzflutereignisse der Schleidener Politik vorgestellt. Das neue System soll erheblich schneller als bisherige drohende Überflutungsprozesse berechnen und deren Auswirkungen vorhersagen können.

Aktuelle Modelle haben sehr lange Rechenzeiten

Um die Anwendbarkeit zu zeigen, hatten die Gründer einen ersten Prototyp für Schleiden entwickelt. Hofmann hat an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen über intelligente Frühwarnsysteme promoviert und arbeitet dort in den Bereichen Starkregen-Hochwasservorhersage, Hochleistungscomputer und Risikoanalysen. Holt befasst sich mit der Datenwissenschaft und maschinellem Lernen.

Das Foto zeigt eine digitale Karte von Schleiden mit blauen Überflutungsflächen.

Die Computersimulation zeigt, welche Teile von Schleiden bei einem bestimmten Starkregenereignis überschwemmt werden.

Die klassischen hydraulischen Modelle für Hochwassergefahren- oder Starkregenkarten seien einfache Computersimulationen mit sehr langen Rechenzeiten, hatte Hofmann bei der Vorstellung erklärt. Deshalb gebe es aktuell auch noch keine Vorhersage- und Vorwarnmöglichkeiten oder Aussagen über die Auswirkungen der Niederschläge auf der Oberfläche.

Sturzflutvorhersagen für Städte und Landkreise in Echtzeit

Bei dem System von „FloodWaive“ würden spezielle Algorithmen mit riesigen Datenmengen darauf trainiert, die komplexen und hochdynamischen Zusammenhänge von Niederschlägen und Überflutungen eigenständig erlernen und auf unbekannte Starkregenereignisse anwenden zu können.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Modellen erreiche die KI-Lösung einen Beschleunigungsfaktor von bis zu einer Million und ermögliche damit erstmalig dezidierte Sturzflutvorhersagen für ganze Städte und Landkreise in Echtzeit. „Wir wollen herausfinden, wie schnell das Wasser fließt und wo es sich sammelt“, hatte Hofmann bei der Vorstellung erklärt.

Zusätzlich könnten in dem Modell auch Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Im Katastrophenfall könnten so kurzfristige Notmaßnahmen der Gefahrenabwehr getroffen werden, um Menschenleben und kritische Infrastruktur zu schützen. Ziel ist, mit einer Toleranz von fünf bis zehn Zentimetern vorherzusagen, welche Straße wann überflutet wird.

Stadt Schleiden will zusätzliche Pegelsensoren installieren

„Die Stadt Schleiden und die FloodWaive Predictive Intelligence GmbH befinden sich weiterhin in einem intensiven Austausch zum Pilotprojekt einer Hochwasserprognose“, teilt Hofmann jetzt auf Anfrage mit. Die Stadt habe im vergangenen Jahr vergeblich versucht, die für das Pilotprojekt benötigten Fördergelder zu erhalten. Aufgrund der angespannten Haushaltslage sei eine Finanzierung des Projekts nur mit Mitteln der Stadt unrealistisch.

„Wir versuchen weiterhin, das Projekt gemeinsam mit der Stadt umzusetzen, stehen aber vor Schwierigkeiten mit der Finanzierung“, so Hofmann weiter. Sowohl die Stadt als auch das Unternehmen hätten aber gute Kontakte zur Bezirksregierung Köln und zum Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. „Wir hoffen daher weiterhin, eine Finanzierung des Projekts über einen Fördertopf ermöglichen zu können, da wir von dem Projekt überzeugt sind“, so Hofmann.

„Wir wollten für den Hochwasserschutz zusätzlich zu dem System von ,FloodWaive' noch Pegelsensoren in den Gewässern installieren“, erklärte Bürgermeister Ingo Pfennings. Mit der Projektskizze habe man sich für die Förderung im Rahmen eines Bundesprogramms beworben, aber leider keine Zusage erhalten. „Ich bin aber nach wie vor von dem Projekt überzeugt und möchte es realisieren. Jetzt werden wir gemeinsam mit dem Unternehmen nach anderen Fördermöglichkeiten Ausschau halten“, kündigte Pfennings an.