Mit „ADHOC“ begann die erste Ausstellung in der Reihe „Souvenirs“. Wie es mit dem Kunstforums Eifel weitergeht, bleibt ungewiss.
„ADHOC – Für diesen Augenblick gemacht“Kunstforum in Gemünd zeigt Fotografie-Ausstellung

Ein Mobilé aus zusammengedrückten Vogelkäfigen hatte Myriam Hofer in den Freiraum des Kunstforums gehängt.
Copyright: Stephan Everling
Vielfältig und abwechslungsreich präsentiert sich die neue Ausstellung „ADHOC – Für diesen Augenblick gemacht“ im Kunstforum in Gemünd. Diesmal geht es um Fotografie, und da diese „Pflanze“ in den letzten 150 Jahren jede Menge unterschiedlicher Triebe und Blüten hervorgebracht hat, ist auch die in der Alten Schule gezeigte Schau entsprechend vielseitig. Damit gibt „ADHOC“ nicht nur einen Überblick darüber, was technisch möglich und derzeit en vogue ist, sondern auch, was künstlerisch angesagt ist.
„ADHOC“ ist die erste Ausstellung in der Reihe „Souvenirs“, in der das Kunstforum, über dem immer noch das Damoklesschwert der Auflösung hängt, an die Vielzahl von unterschiedlichen Präsentationen in den vergangenen 13 Jahren erinnert. Diesmal wurden die Fotografen angesprochen, die dem Publikum des Kunstforums bereits bekannt sind, ihre freien fotografischen Arbeiten zu zeigen. 22 alte Bekannte sind es, die durch die zahlenmäßige Beschränkung die Gelegenheit haben, auch mal ein paar Arbeiten mehr zu zeigen.
Fotografinnen Myriam Hofer und Rendel Freude liefern Installationen
Von schwarz-weißen Handabzügen über großformatige Handyfotos bis zu aufwendigen digitalen Bildkompositionen reicht das Spektrum der gezeigten Arbeiten. Dazu gesellen sich gleich zwei Installationen, in denen sich die Fotografinnen Myriam Hofer und Rendel Freude in ganz unterschiedlicher Weise mit dem Spannungsverhältnis von Zwei- und Dreidimensionalität ihrer Fotomotive auseinandergesetzt haben.

Immer bei der Arbeit ist die Fotografin Rendel Freude, die in der Ausstellung mit mehreren Fotos und einer Installation vertreten ist.
Copyright: Stephan Everling
Hofer hat eine Reihe von Vogelkäfigen zu flächigen Elementen zusammengequetscht und als Mobilé in den Freiraum in der Alten Schule montiert, so dass sie mit ihrem blau-weißen Foto eines Drahtgeflechtes korrespondieren. Freude, die mit ihren Arbeiten im Appendix gleich neben dem Eingang des Kunstforums zu sehen ist, hat aus Stöcken ein fragil wirkendes Gebilde konstruiert und damit eines ihrer Bildelemente aus der Fläche in den Raum gehoben.
„ADHOC“ zeigt klassische Porträts bis hin zu editierten Bildern
Ganz klassisch sind die Porträts von Eifelern, die Dietrich Schubert aus Kronenburg mit seiner 6x7-Mamiya aufgenommen hat. Damit erinnert er auch an die stilbildenden Urväter der Fotografie wie August Sander und sein Projekt „Menschen des 20. Jahrhunderts“. Er reiste in den 1920er-Jahren mit seiner Kamera durch Hunsrück und Westerwald, um dort die Menschen zu fotografieren – für Sander Broterwerb, aber für Kunstgeschichte und Völkerkunde ein großer Schatz.
So ist Fotografie immer auch Dokumentation. Sie konserviert den Augenblick und schenkt ihm einen Anflug von Ewigkeit. Gehöht wird das noch durch die Bildbearbeitung – egal, ob analog in der Dunkelkammer oder digital am Bildschirm. Sie verleiht dem Schnappschuss Konzept, Bedeutung und Wert und entreißt ihn der Beliebigkeit des maßlosen Stroms unmotivierter Handybilder. Die Gedankenwelt des Fotografen manifestiert sich in der Arbeit am Bild und macht das Foto so zur Kunst.
Die Musik kommt von Sonja Sommer
Deutlich wird das zum Beispiel an den sorgfältig editierten Arbeiten, bei denen Haweel Schuak aus Blankenheim handelsüblichen Silos digital ein auffälliges Farbkleid verpasst. Aber auch spartenübergreifende Techniken sind zu sehen, wie unter anderem bei Lene Enghusen, die malerische Elemente mit ihren Fotografien verbindet. Eine Verbindung von Video und Fotografie schuf Klaus Erich Haun, der Screenshots aus einem Video, bei dem eine Drohne um einen Kreisverkehr in Vettweiß fliegt, zu einem Ensemble komponierte. Überhaupt fällt bei der Ausstellung die liebevolle Hängung auf, die die Wirkung der Bilder aufnimmt und verstärkt.
In ihrer Eröffnungsrede widmete sich die Kuratorin Eva-Maria Hermanns der Wirkung, die Fotografien auf den Betrachter hätten. Sie zitierte den französischen Philosophen Roland Barthes, der bei der Wahrnehmung zwischen dem Studium und dem Punctum unterschied, wobei das Punctum das Detail bezeichnet, was den Betrachter fasziniert und fesselt. Jedes Foto sei wie eine kleine Zeitmaschine, ein Abbild der Vergänglichkeit.
Zu sehen sind Werke von André Böxkes, Daphne Blohm, Kathrin Broden, Helmut Buchner, Ina Echternach, Lene Enghusen, Birgit O. Erlenburch, Rendel Freude, Sabine A. Hartert, Klaus Erich Haun, Myriam Hofer, Matthias Jung, Petra Kremer-Horster, Roswitha Mecke, Manos José Meisen, Harald Neumann, Haweel Schuak, Dietrich Schubert, Erika Anna Schumacher, Fabien Tenner sowie den verstorbenen, dem Kunstforum über viele Jahre verbundenen Volker Tenner und Udo Hermanns. Musik auf Saxophon und Piano steuerte Sonja Sommer bei.
Die Ausstellung „ADHOC“ ist noch bis Sonntag, 7. September, in der Alten Schule in Gemünd, Dreiborner Straße, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind freitags, samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt 2 Euro. Zur Finissage am Sonntag, 7. September, liest Bernd Bohmeier Gedichte und Kurzprosa und spricht über die Inspirationen zu diesen Texten. An diesem Tag ist der Eintritt frei.
Zukunft des Kunstforums Eifel in Gemünd ist weiter ungewiss
Noch immer ist die Zukunft des Kunstforums Eifel in Gemünd ungeklärt. Zur Hauptversammlung des Vereins „Maler der Eifel“ im November dieses Jahres hat der bisherige Vorstand seinen Rückzug angekündigt. Das würde bedeuten, dass der Ausstellungsbetrieb nicht fortgeführt werden kann.
Bisher gebe es einige Interessenten, so Kuratorin Eva-Maria Hermanns, doch eine konkrete Lösung stehe noch aus. Noch-Geschäftsführer Rainer Martens kündigte einen Informationstermin für Donnerstag, 4. September, 19 Uhr, in der Alten Schule in Gemünd, Dreiborner Straße 22, an. Dort könnten alle Fragen angesprochen werden, die sich um die Vorstandstätigkeit im Verein drehen. (sev)