Die Stadt Schleiden musste beim geplanten Umbau Umweltschutzaspekte abwägen. Zwei Krebspopulationen hielten die Planer in Atem.
UmweltschutzZwei Krebsarten verkomplizierten den Umbau des Olef-Wehrs in Oberhausen

Das Wehr in Oberhausen war bei der Flut beschädigt worden und soll zurückgebaut werden.
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Ist der Artenschutz oder die Umsetzung der Europäische Wasserrichtlinie wichtiger? Vor dieser schwierigen Frage stand jetzt die Stadt Schleiden, die das Arembergwehr in der Olef in Oberhausen zurückbauen und die Ufermauer wiederherstellen will. Zwei Krebsarten, die sich gegenseitig nicht grün sind, hielten die Planer in Atem. Die Arbeiten für das rund 710.000 Euro teure Projekt sollen bis Mai ausgeschrieben werden und rund fünf Monate dauern.
„Das Wehr war früher für die Versorgung der angrenzenden Industriebetriebe genutzt worden. In Zeiten, in denen Böden überdüngt wurden, waren sie auch gut, um Sauerstoff in die Gewässer zu bekommen“, sagte Frederik Link, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft bei der Stadt Schleiden. Mittlerweile sei das aber nicht mehr notwendig. Die Spannweite des Bauwerks liege bei 18 Metern, die Wasserspiegeldifferenz betrage 1,50 Meter.
„Bei der Flut im Juli 2021 wurden der Wehrkörper und die Ufermauern beschädigt. Die Standsicherheit ist nicht mehr gewährleistet“, sagte Link. Hinzu kämen Probleme mit Erosion an dem Wehr. Deshalb soll das Wehr zurückgebaut und durch eine Sohlgleite ersetzt werden, die die Tiefenerosion der Gewässersohle begrenzen soll.
Veränderungen am Biotop in Oberhausen müssen ausgeglichen werden
Ferner ist eine 40 Zentimeter tiefe Niedrigwasserrinne vorgesehen, die die Durchlässigkeit der Olef auch bei geringem Wasserstand sicherstellen soll. „Der Rückbau solcher Wehre wird auch im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie gefordert“, betonte Link. Durch die Senkung der Wasserspiegeldifferenz werde auch der Wasserabfluss in der Olef verbessert. Für die Feuerwehr ist eine Entnahmestelle für Löschwasser vorgesehen.

Der heimische Edelkrebs ist stark gefährdet.
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Invasive Art: Der Signalkrebs breitet sich aus.
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Die maroden Ufermauern sollen auf einer Länge von rund 75 Metern durch neue ersetzt werden. „Die Uferbereiche befinden sich in einem Biotop. Das bedeutet, dass alle Eingriffe ausgeglichen werden müssen“, so der Sachgebietsleiter im Ausschuss. Die Gehölze seien bereits entnommen werden. Auch ein Bereich des angrenzenden Hellesbachs sei betroffen.
Invasive Krebsart bedingte ein Gutachten
Während der Planung habe sich dann ein weiteres Problem aufgetan. „Oberhalb des Wehres gibt es eine Population von Edelkrebsen, unterhalb eine Population von Signalkrebsen. Letztere ist eine invasive Art, die die Edelkrebsvorkommen gefährdet.“ Signalkrebse konkurrieren mit heimischen Arten um Lebensraum und Nahrung. Weil sie aggressiver sind und sich schneller vermehren, verdrängen sie diese. Außerdem übertragen die Tiere eine durch einen Pilz verursachte Infektionskrankheit, die bei den heimischen Arten zum Tod führt.

Auch am angrenzenden Hellesbach wurden auch einige Gehölze und Bäume abgemacht.
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Im Rahmen der Abwägung musste nun entschieden werden, welches Umweltziel wichtiger ist: der Schutz der Edelkrebse vor ihren aggressiven Verwandten oder die Herstellung der Durchlässigkeit eines Gewässers für die Fische? Ein von der Stadt eingeschalteter Gutachter kam nach eingehenden Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Signalkrebse das Wehr auch über den Landweg hätten umgehen und in den Bereich der Edelkrebse vordringen können. Deshalb könne das Wehr auch zurückgebaut werden.
„Das ist wieder ein gutes Beispiel dafür, warum Planungsprozesse so lange dauern“, sagte Bürgermeister Ingo Pfennings. „Das ist aber nicht der einzige Grund“, hielt Petra Freche (Grüne) dagegen. Artenschutz sei eine wichtige Angelegenheit.
Eine Planung für den Rückbau wurde jetzt dem Kreis Euskirchen vorgelegt. Die Arbeiten sollen in der Niedrigwasserzeit durchgeführt werden. Link schätzt die Kosten auf rund 710.000 Euro. „Im Wiederaufbauplan der Stadt sind 947.000 Euro eingeplant. Wir haben also noch einen kleinen Puffer“, meinte der Sachgebietsleiter.