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StadtentwicklungÖffentliche Toiletten sind in Burscheid ein Dauerthema

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Der Raiffeisenplatz in Hilgen

Eine Mobilstation ist da – der Raiffeisenplatz in Hilgen wäre auch ein guter Platz für eine öffentliche Toilette, die nach Meinung vieler Politiker wirklich gebraucht wird

Vor allem in Hilgen sehen Politiker Bedarf. Für die Innenstadt könnte es eine schnelle Lösung geben.

„Das Thema beschäftigt uns seit gefühlt zehn Jahren.“ Hartmut Schepanski, früher Vorsitzender der CDU-Fraktion und seit der Kommunalwahl noch als sachkundiger Bürger im Stadtentwicklungsausschuss unterwegs, ist ziemlich unzufrieden. Öffentliche Toiletten gibt es in Burscheid noch immer nicht; ein Antrag der SPD-Fraktion, drei Anlagen in der Stadt zu bauen, ist der nächste Anlauf in der Sache: Am Raiffeisenplatz in Hilgen, auf dem Burscheider Marktplatz und an der Montanusstraße in der Innenstadt seien gute Standorte.

Der Grund für Schepanskis Missmut liest sich in der Stellungnahme aus dem Rathaus so: „Aufgrund der hohen Kosten und der voraussichtlich anteilig geringen Nutzerzahlen in Verbindung mit bestehenden und zukünftigen alternativen Möglichkeiten der Toilettennutzung, erscheint die Errichtung von drei zusätzlichen Toilettenanlagen im Burscheider Stadtgebiet als nicht angemessen.“

2018 wurde das Örtchen unter dem Kiosk geschlossen

2018 – das war das Jahr, in dem die öffentliche Toilette unter dem Kiosk am früheren Busbahnhof aufgegeben und das Thema drängend wurde – waren jene Kosten schon auf 25.000 bis 40.000 Euro geschätzt worden. Ein komplett selbstreinigendes öffentliches Örtchen war sogar mit 100.000 Euro kalkuliert. Markus Petzold (AfD) zog daraus den Schluss, dass die Benutzung der öffentlichen Toilette nicht gratis sein sollte.

Schepanski machte sich am Donnerstagabend vor allem für Hilgen stark. Denn dort gibt es die üblicherweise genannten Alternativen – Geschäfte, Gastronomie – nicht. Jedenfalls nicht dort, wo viele Reisende aufschlagen, auf dem Raiffeisenplatz. Die hätten, so Schepanski unter Umständen eine stundenlange Busfahrt von Köln hinter sich. Durchaus nicht ungewöhnlich, dass sie mal eine Toilette brauchen, so der Christdemokrat. Jörg Berwe (SPD) hält den Raiffeisenplatz auch für strategisch wichtig, weil dort auch die Balkantrasse kreuzt. Und sein Parteifreund Klaus Becker, der inzwischen als Mitglied des Seniorenbeirats im Ausschuss sitzt, verwies auf rund 6000 Seniorinnen und Senioren, die in Burscheid wohnen. „Damit ist das ganz klar ein Thema.“

Manche setzen auf den künftigen Lidl

Beim Bündnis für Burscheid ist man zurückhaltender, auch was Hilgen angeht: Dort könne sich mit dem anstehenden Bau des Lidl nebst neuem Dorfplatz eine neue Toilettenoption ergeben. Auch Bürgermeister Dirk Runge sieht das so.

Beim Antragsteller SPD und bei der CDU ist man anderer Ansicht. Beide möchten von der Stadtverwaltung eine neue Kalkulation, was eine öffentliche Toilette auf dem Raiffeisenplatz in Hilgen kosten könnte. Danach könne man weitersehen. Das Thema bleibt also auf der Tagesordnung.


Stadtverwaltung verweist auf Kundentoiletten

In der Innenstadt setzt die Stadtverwaltung auf die weitere Planung der unteren Hauptstraße. Als erstmals die Bürger daran beteiligt wurden, war auch das Thema öffentliche Toilette aufgekommen. Sehr wahrscheinlich, dass es am Mittwoch, 17. Dezember, ab 18.30 Uhr im Kulturforum, weiterdiskutiert wird. Dann ist die nächste Planungswerkstatt für Bürgerinnen und Bürger. Und wenn das verspätete Montanusquartier in Betrieb geht, wird es dort natürlich Kundentoiletten geben.

Wie das in der Praxis aussieht, kann Ute Hentschel beschreiben. Die Buchhändlerin lässt auch Leute auf die Toilette in ihrem Laden, die nicht bei ihr einkaufen. Insgesamt sei das aber ein unerfreuliches Thema, sagte die Grüne: „Ich putze selber. Und das ist kein Spaß.“

Die Stadtbücherei Burscheid

Die Stadtbücherei hat eine Toilette. Man könnte sie von außen zugänglich machen.

Auf das Montanusquartier setzt der Ausschuss derzeit nicht. Sondern lieber auf einen Ort, den es gibt und der Stadt gehört: Die Bücherei am Markt hat eine Toilette, die theoretisch auch von außen erreichbar wäre, wenn man ein bisschen umbaut. In einem ersten Schritt könnte man den Nutzern der Bücherei auch ermöglichen, die Toilette immer zu nutzen, lautete der Vorschlag von Ulrike Hanke vom Bündnis für Burscheid. Den griff Peter Röttger (CDU) gerne auf. Der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses machte ihn zum Bestandteil des Beschlusses: Genauso wie die Forderung, auf die allgemein zugänglichen Toiletten – neben der Bücherei auch im Rathaus, wenn das geöffnet hat – mit mehr Schildern hinzuweisen. (tk)