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Extrem trockener MärzLeichlinger Landwirt wartet auf Regen

Lesezeit 3 Minuten
Landwirt Bernd Sesterhenn aus Leichlingen

Landwirt Bernd Sesterhenn aus Leichlingen auf einem seiner Felder

Trockener Frühling: Wie ergeht es den Landwirten in der Umgebung? Bernd Sesterhenn aus Leichlingen erzählt.

In den letzten Jahren war der Frühling zu nass, in diesem Jahr könnte er zu trocken werden. Auch Landwirte in Leverkusen, Leichlingen und Burscheid kämpfen mit dem unberechenbaren Wetter. 

Landwirt Bernd Sesterhenn aus Leichlingen wartet auf Regen. Die Feuchtigkeit des Winters sei ausreichend gewesen, erklärt er. Und noch reiche sie auch aus, aber ein Tief wird inzwischen sehnlichst erwartet. „Sie hatten eigentlich längst Regen angekündigt“, sagt Sesterhenn, „aber er kam nicht.“

Landwirt Bernd Sesterhenn aus Leichlingen

Weizen sieht zunächst aus wie Gras, viele Spaziergänger laufen einfach über die Felder.

Das Wetter im Frühling ist ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Fruchtentwicklung auf den Feldern. Das Wintergetreide wie Weizen oder Gerste benötigt neben Regen natürlich auch Sonne, um sich zu entwickeln und zu wachsen. Rund 200 Stunden benötigen die Pflanzen, die bereits im Herbst in die Erde gebracht wurden, plus eine bestimmte Temperatur, um richtig ans Wachsen zu kommen. 

Timing ist in der Landwirtschaft alles

Sonne gab es genug, aber ohne Regen wird es langsam knapp für die Pflanzen. Diese ungewissen Wetterlagen machen es den Landwirten schwer, ihre Arbeit zu planen. Die Felder müssen im Frühling für die Pflanzen vorbereitet werden, die dann erst in die Erde kommen. Beim Pflügen ist das richtige Timing wichtig. Ist man zu früh und es regnet nicht, trocknet alles aus, ist man zu spät und es regnet viel, verschlammt alles.

Bernd Sesterhenn und seine Frau säen in Leichlingen Wintergetreide aus und pflanzen Blumen zum Selbstschneiden und Kartoffeln. Aber nicht nur die Wetterkapriolen sind zum ernsthaften Problem geworden. Auch gesetzliche Bestimmungen erschweren die Arbeit zusätzlich. „80 Prozent der Felder müssen im Winter grün sein“, erzählt der Landwirt. Die Pflanzen binden die Nährstoffe des Bodens an sich und verhindern so überhöhte Nitratwerte im Boden. In Hanglagen soll so zusätzlich noch das Abrutschen des Erdreichs bei starkem Regen verhindert werden. Diese Regelung bedeutet für die Landwirte allerdings mehr Arbeit im Frühling. Ein im Herbst gepflügter Boden sei im Frühling schnell zu bearbeiten, da der Frost dicke Erdklumpen zerspringen lässt. Die Physik arbeitet also für die Landwirtschaft mit. Pflüge man erst im Frühling, müssten die dann oft harten Brocken mühsam zerkleinert werden.

Auch ein Problem: „Im Frühling sehen die Weizenfelder wie Wiese aus. Die neuen Pflanzen sind von Gras kaum zu unterscheiden“, erklärt Sesterhenn. Das hat zur Folge, dass die frischen Felder bei manch Einem als Laufwiesen für Hunde dienen. „Es würde sehr helfen, wenn die Hunde und Begleitung nicht über die Felder laufen würden. Zumal diese keinen öffentlichen Raum, sondern Privatbesitz darstellen.“

Auch das Interesse an regionalen Produkten, die unter anderem im Direktverkauf auf dem Hof angeboten werden, bricht ein. „Die Kundschaft geht zurück“, sagte der Landwirt. Viele Stammkunden sind inzwischen verstorben und die jungen Leute kommen nicht.“ Mit Preisen wie 90 Cent für den Kopf Blumenkohl im Discounter können die Landwirte nicht mithalten. „Das lohnt nicht mehr.“

„Hier im Bergischen und Umgebung gibt es kaum mehr Gemüsebauern.“ Das breite Angebot aus aller Welt hat zudem bei vielen Menschen ein Gefühl für Regionalität zerstört. „Da kommen Kunden und wundern sich, dass Anfang März die Tulpe nach einer Woche Wärme noch nicht in voller Blüte steht“, berichtet Sesterhenn. Er bietet auf seinen Feldern Blumen zum selbst schneiden an. Die Preise der Blumen stehen dort auf Infozetteln.  Bezahlt wird per Spardose, die aushängt. Auch Paypal Zahlungen sind möglich. Leider nehmen es manche Kunden nicht so genau damit. Sie zahlen zu wenig und auch gar nicht.