Die Schützen können ihre 600 Jahre alte Tradition nicht voll aufrechterhalten – der Grund sind gestiegene Sicherheitsanforderungen.
Ärger mit SicherheitsauflagenBrings und Krautmacher – das bietet das 40. Schlebuscher Volksfest

Brings sind gerne gesehene Gäste im Wuppermannpark - wie hier 2023.
Copyright: Michael Wand
Wenn Henning Krautmacher und Werner Nolden ins Erzählen kommen, dauern Pressekonferenzen schon mal etwas länger. Darüber etwa, wie sie am 18. Dezember 1983 vom ersten – natürlich von Nolden organisierten – Schlebuscher Adventsmarkt auf dem Weg zum Haus von Mutter Krautmacher durch den Wuppermannpark kamen. „Das ist ja schon so eine Art Stadtpark hier, da müsste man auch mal was machen“, habe Henning da gesagt. Und so fand 1984 das erste Schlebuscher Sommerfest mit Trödelmarkt und Musik im Wuppermannpark statt. Auf der Bühne – natürlich – Krautmacher. Mit einer Corona-Unterbrechung findet das Fest an diesem Fronleichnamswochenende zum 40. Mal statt. Vom kleinen Sommerfest ist bei Leverkusens mittlerweile größtem Volksfest eigentlich nichts mehr übrig geblieben: außer Nolden und Krautmacher.
Bühnenprogramm
Wie immer gibt es vom 19. bis 22. Juni jeden Abend Musikprogramm auf der Bühne im Wuppermannpark. Bereits vor zwei Jahren hatte Werner Nolden noch auf der Bühne Brings das Versprechen abgenommen, dass „meine Lieblingsband“ zum 40. Geburtstag wieder kommt. Das machen die Kölner Musiker wahr und stehen zum Finale am Sonntagabend auf der Bühne. Los geht es am Donnerstag ganz traditionell mit dem „Original Oberkrainer Sextett“ aus Slowenien. Am Abend tritt die Coverband „Still Collins“ auf. Den Freitagabend gestaltet die Deutsch-Rock-Coverband „Hörgerät“. Dann bleibt noch der Samstagabend, der dieses Jahr den Namen „Samstagabend mit Henning“ trägt. Dem ist ganz wichtig: „Ich habe aufgehört, das ist kein Comeback. Ich mache das aus alter Freundschaft und weil alles, was ich musikalisch auf die Beine gestellt habe, seinen Ursprung in Schlebusch hat.“
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Werben gemeinsam für das Schlebuscher Schützen- und Volksfest: Henning Krautmacher (r), Werner Nolden (mit gelbem Schild) und Vertreter von Schützen und Ausstellern.
Copyright: Stefanie Schmidt
Die Besucher erwartet ein bunter Abend, an dem Krautmacher viel erzählen und natürlich auch Musik machen wird, gerne auch zum Mitsingen, wie er auf der Pressekonferenz direkt einmal demonstriert. Aber auch musikalische Gäste werden erwartet. Finanziert werden die kostenfreien Konzerte über die Vermietung an Aussteller im Park und den Bierverkauf. Die Bierpreise liegen in diesem Jahr zwischen 3,50 und 4,50 Euro. „Wer Brings sehen will, kann auch ein Ticket für 44 Euro für den Tanzbrunnen kaufen und da sechs Euro für das Bier zahlen“, wehrt sich Nolden schon vorab gegen Kritik an den Preisen. „Wer sich beschweren will, soll nach Köln fahren.“
Kirmes
Mehr als 100 Aussteller werden von Donnerstag bis Sonntag auf dem Marktplatz und der Von-Diergarth-Straße alles für Kirmesfans anbieten: Von Adrenalin auf dem Breakdancer bis zum Kinderkarussell. Auch einige Kunsthandwerker sind vertreten. Geöffnet ist die Kirmes Donnerstag und Sonntag von 11 bis 22 Uhr; Freitag und Samstag von 15 bis 23 Uhr.
2. Leverkusener Oldtimer-Tag
In der Fußgängerzone wartet an Fronleichnam auf alle Autoliebhaber der 2. Leverkusener Oldtimer Tag, bei dem historische Klassiker präsentiert werden. „Die Resonanz aus dem letzten Jahr war sehr toll und wir konnten sogar einige neue Mitglieder gewinnen“, sagt Wolfgang Stelzmann von den Oldtimerfreunden Leverkusen. Autos aus den 40er bis 90er Jahren seien bereits angemeldet, sodass die Fußgängerzone in ein „Freilichtmuseum für Oldtimer aller Art“ verwandelt werden könne.

Peter Schmidt mit einer Isetta beim 1. Oldtimertag
Copyright: Timon Brombach
1. Jecke Meile Leverkusen
Früher haben die Irish Days das Volksfest in der Fußgängerzone begleitet, nach deren Ausscheiden wurde im vergangenen Jahr hier der CSD gefeiert. Der wollte sich vergrößern und ist auf ein anderes Wochenende ausgewichen. Nun drohte eine leere Fußgängerzone. „Schlag' mich nicht, aber ich habe eine Idee“, hat Kerstin Nowak ihrem Chef Werner Nolden bei einer Autofahrt gestanden: Eine Messe für Karnevalsvereine, die sich hier präsentieren und um Spenden und Mitglieder werben können. Er hat sie nicht geschlagen und fand die Idee gut. So entstand die 1. Jecke Meile Leverkusen, die am Samstag und Sonntag die Fußgängerzone in bunte Farben tauchen soll – inklusive Prinzenwagen-Besichtigung und Bühnenprogramm auf dem Arkadenplatz. Darüber hinaus findet wieder ein verkaufsoffener Sonntag statt.
Schützenfest
Große Probleme haben die Schlebuscher Schützen im 607. Jahr ihres traditionsreichen Schützenfestes. Die kurzfristig stark gestiegenen Sicherheitsanforderungen zwingen sie, ihre traditionell vier Züge durch das Dorf auf zwei, noch dazu verkürzte, zu reduzieren. 300 bis 450 Teilnehmer marschieren für gewöhnlich mit, in diesem Jahr müssen viele der Schützenbrüder auf die Teilnahme verzichten, um stattdessen die 27 Stichstraßen abzusichern und Kreuzungen mit eigens organisierten Traktoren zu verstellen.
Donnerstag und Sonntag wollen die Schützen auf jeden Fall ziehen, am Samstag hoffen sie, zumindest bis zum Altenheim St. Elisabeth zu kommen, wo sich die Bewohner immer über das Konzert auf dem Vorplatz freuen. „Das tut uns sehr weh“, sagt Frank Klaus Lehmann, 1. Brudermeister. Und klar sei auch: „Wenn sich nichts ändert, werden wir das im nächsten Jahr nicht mehr machen, das können wir nicht stemmen.“ Lehmann betont die gute Zusammenarbeit mit der Polizei, bemängelt aber die viel zu späte Information durch die Stadt: „Wir haben erst von den neuen Auflagen erfahren, als wir nachgefragt haben, ob unser Antrag durchgegangen ist.“ Künftig bräuchten Vereine wie seiner mehr Unterstützung. „Wir haben mehr als 600 Jahre Tradition – aber so geht Tradition zu Ende.“
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Die Mitnahme von Rucksäcken, große Taschen und Bollerwagen ist nicht erlaubt. Das volle Programm gibt es unter https://www.schlebuscher-volksfest.de/