In der Außendarstellung bleibt der Konzern seiner Linie offenbar treu.
Trump zum TrotzLeverkusener Bayer-Konzern will queer-freundlich bleiben

Die Regenbogenfahne: bei Bayer will man weiterhin queerfreundlich bleiben.
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Der Bayer-Konzern scheint sich – zumindest in der eigenen Außendarstellung – bisher nicht dem Druck aus Amerika zu beugen und lässt Programme für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (gemeinhin mit dem Kürzel DEI bezeichnet) weiter auf seiner Webseite stehen.
Andere Firmen sollen Medienberichten zufolge Aufforderungen der US-Botschaft erhalten haben, sich von ihren DEI-Programmen zu distanzieren, einige sollen sich dem gebeugt haben. Ein Bayer-Sprecher schreibt, bislang „liegt kein Schreiben der amerikanischen Botschaft in Deutschland oder von anderen offiziellen Stellen der US-Regierung vor, in dem wir aufgefordert werden, unsere unternehmensinternen Programme zur Förderung von Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion einzustellen.“
Bayer zeigt auf seiner Webseite unter der Rubrik „Über Bayer“ eine Seite an, auf der unter anderem das Logo seiner Angestellten-Gruppe „Blend“ gezeigt wird, die Beschreibung dazu lautet: „Resource Group für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender, Queere und Menschen ohne Kategorie (LGBTQ+) und ihre Unterstützer“. Daneben werden Netzwerk-Gruppen vorgestellt für Menschen mit Behinderungen, zur Förderung von Frauen, gegen Altersdiskriminierung und für schwarze Beschäftigte afrikanischer Abstammung. Beim Vergleich mit älteren Versionen der Bayer-Homepage im Internetarchiv scheint sich da erstmal nichts bis wenig geändert zu haben.
Schwul-lesbisch-queer – Bayer geht bisher sehr offen mit dem Thema um
Bayer geht bisher extrem offen mit dem Thema um. Im sogenannten Pride-Monat Juni finden sich regelmäßig viele Queer-freundliche Mitteilungen auf der Facebook-Seite der Firma. 2024 gab es auf der Facebook-Seite unter dem Hashtag „#BayerPride“ vielfältige Mitteilungen, in denen Mitarbeiter die Offenheit des Unternehmens in Fragen der sexuellen Orientierung loben. 2017 wehte die Regenbogenfahne vor der Firmenzentrale. Regelmäßig wird der Monat mit einem Firmenlogo mit Regenbogenfarben eröffnet. Ob die queere Offensive von Bayer auch in diesem Jahr weitergeführt wird, oder ob der queer-feindliche Wind etwas bewirkt, der derzeit aus Amerika weht, wird sich in wenigen Wochen zeigen.

Der Screenshot mit Logos der DEI-Angestellten-Gruppen stammt von der Bayer-Webseite
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Mehr als einmal wurde Bayer von der aufs Thema spezialisierten Uhlala GmbH als Pride-Champion ausgezeichnet, also als besonders queer-freundlich.
Und abgesehen von der menschlichen Komponente: Die bewusste Beschäftigung mit diesen Themen ist für alle Unternehmen wichtig, die Probleme haben, Fachkräfte zu rekrutieren. Um passende Bewerber zu finden, ist ein Abschotten gegen bestimmte Gruppen, etwa Schwule, auch unternehmerisch einfach unklug. Die derzeitige US-amerikanische Regierung fordert das aber und setzt für sich selbst die Förderung solcher sogenannter DEI-Programme bei der Angestelltensuche aus. Das bringt internationale Unternehmen in die Zwickmühle: Sich dem rechten Zeitgeist beugen oder den Rücken grade machen?
Die Bayer-Unternehmenskommunikation schreibt auf Anfrage: „Wir setzen uns weiterhin für Vielfalt ein und wollen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem Chancengleichheit und Inklusion für alle gelten.“ Das spiegele nicht nur die Werte der Firma wider, das helfe, ein stärkeres und innovativeres Unternehmen zu werden. Man wolle vielfältige Talente gewinnen und Beschäftigten ermöglichen, ihr Potenzial zu entfalten.
Die rechtliche Situation in den USA sei in Bewegung. „Wir beobachten sie sehr aufmerksam, um zu bewerten, inwieweit sie sich auf unser dortiges Geschäft auswirken könnte.“