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WeltüberlastungstagLeverkusener „Tafel der Dinge“ stellt sich vor

Lesezeit 3 Minuten
Das Team der Tafel der Dinge und vom Naturgut Ophoven.

Treffen zum Weltüberlastungstag: Michael Frimmersdorf (v.l.) von der Tafel der Dinge, Gerd Härtel und Bernhard Ibold von der Job-Service-Beschäftigungsförderung Leverkusen und Marianne Ackermann vom Naturgut Ophoven

Deutschland zählt zu den konsumfreudigsten Ländern weltweit. Ein Projekt in Leverkusen zeigt, wie Konsum auch umweltfreundlich geht.

Am 24. Juli ist in diesem Jahr Weltüberlastungstag – also der Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht hat, die die Erde innerhalb eines Jahres erneuern kann. „Dann haben wir weltweit mehr Fisch gegessen, mehr Bäume abgeholzt, mehr Müll produziert und mehr CO₂ ausgestoßen, als uns rechnerisch zur Verfügung steht“, sagt Britta Demmer vom Naturgut Ophoven.

Anlässlich des Weltüberlastungstags würdigt Demmer mit ihrer Kollegin Marianne Ackermann die Arbeit der Leverkusener Tafel der Dinge in Opladen. Dort finden nachweislich Bedürftige gebrauchte Waren wie Kleidung, Möbel oder Fahrräder, die von Bürgerinnen und Bürgern abgegeben worden sind. Damit macht das Projekt vor, wie Konsum auch nachhaltig geht. Denn das hohe Konsumniveau in Industrie- und Schwellenländern verantwortet laut Demmer, dass der Weltüberlastungstag im Kalender immer weiter nach vorne gerückt ist. So lag der Tag 1978 noch im Dezember.

Das Projekt beschäftigt ehemals Arbeitslose

Laut der Forschungsorganisation Global Footprint Network ist Deutschland eines der konsumorientiertesten Länder weltweit. Wenn alle Menschen dieser Erde so leben würden wie in Deutschland, wäre der Weltüberlastungstag nach Angaben der Organisation schon am 3. Mai erreicht. Die Tafel der Dinge will dem durch nachhaltigen Konsum entgegenwirken. Das Team nimmt von montags bis freitags Gebrauchtware an, sortiert diese und bringt sie dann zu den Ausgabestellen an der Gerichtsstraße und der Josefstraße.

Das Projekt läuft schon seit 2022, als es von der Job-Service-Beschäftigungsförderung Leverkusen (JSL) ins Leben gerufen wurde. Bei der Tafel der Dinge beschäftigt die Stadt Menschen, die vorher langzeitarbeitslos waren. Sie werden nach Tarif bezahlt und sollen durch ihre Tätigkeit wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. So bedient das Projekt laut Bernhard Ibold von der JSL alle drei Säulen von Nachhaltigkeit: die ökologische, die ökonomische und die soziale.

Jeden Tag wird ein Transporter voll Ware vergeben

Betriebsleiter Gerd Härtel bezeichnet die Tafel der Dinge als „Erfolgsprojekt“. „Wir fahren jeden Tag mit einem großen Transporter voller Umzugskartons zur Ausgabestelle“, sagt er. „Und am nächsten Tag ist schon Wiederauffüllen angesagt.“ Denn die Ware „kommt immer komplett weg“. Saisonartikel wie Winterjacken würden außerhalb der Saison erst einmal eingelagert und später ins Sortiment mit aufgenommen.

Mit den Gebrauchtwaren haben dieses Jahr laut Härtel bereits über 5000 Spenderinnen und Spender mehr als 8900 Empfänger erreicht. Unter den Nachfragenden sind laut Fachleiter Michael Frimmelsdorf von der Tafel der Dinge nicht nur Einzelpersonen. Auch Institutionen wie Schulen haben Interesse, etwa an Schulranzen für bedürftige Kinder, oder das Netzwerk Kinderarmut, das etwa Spielzeug abholt.

Auch mit dem städtischen Fachbereich Kinder und Jugend kooperiere die Tafel, sagt Gerd Härtel. „Letztens wurden wir angerufen und gefragt, ob wir Möbel für eine alleinstehende junge Mutter haben“, erzählt er. Auch Kinderwägen seien sehr begehrt. „Die sind ja so hochwertig, dass es keinen Sinn macht, sie wegzuschmeißen.“ So zeigt die Tafel der Dinge, dass die Ausbeutung der Erde verringert werden kann – „indem wir klüger konsumieren“, wie es Marianne Ackermann vom Naturgut Ophoven zusammenfasst.