Gerlinde Anders war 24 Jahren Schulpfarrerin an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Rheindorf.
Abschied in den RuhestandRheindorfer Pfarrerin lehrte: „Schulfreunde sind keine Terroristen“

Pfarrerin Gerlinde Anders in der Hoffnungskirche in Rheindorf
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„Immer im vollen Leben“ – so sei ihre berufliche Laufbahn gewesen, resümiert Pfarrerin Gerlinde Anders. Nach 24 Jahren als Schulpfarrerin an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Rheindorf geht sie am 1. August in den Ruhestand.
Mit jungen Menschen arbeiten, immer mit dem Ziel, Vertrauen aufzubauen – das durchzieht ihre Berufsbiografie von Beginn an. Schon als Jugendliche hat sich die gebürtige Mülheimerin ehrenamtlich in der evangelischen Jugendarbeit und im Kindergottesdienst engagiert und Freizeiten begleitet, darauf folgte ein Studium der Sozialpädagogik. Nach einigen Stationen im Kinderheim und in Jugendzentren, womit sie sich ihr Theologiestudium finanzierte, leistete sie ihren Probedienst beim WDR und in der Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises Köln-Süd. Als langjährige Autorin der WDR-Morgenandachten führte sie ihre Affinität zum Hörfunk auch in den Vorstand der Veranstaltergemeinschaft von Radio Leverkusen, dem sie zehn Jahre lang angehörte.
Start mit Terroranschlag in den USA
Im August 2001 trat sie die Stelle an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule an. Mit dem Terroranschlag im September 2001 in den USA kam sofort die Weltpolitik in Rheindorf an, die großen Fragen fanden ihren Niederschlag auch im Religionsunterricht, und Gerlinde Anders wollte Verständnis dafür schaffen, „dass Schulfreunde keine Terroristen sind“. So begann für sie der interreligiöse Dialog.
Respekt, Achtsamkeit und Disziplin, das sei mittlerweile eine feste Grundstruktur in der Schulgemeinschaft. Immer mit dem Konsens, diese Werte durch permanentes Vorleben zu üben. „Denn in Rheindorf waren wir schon immer bunt“, sagt Gerlinde Anders.
Verstehen, statt nur Wissen vermitteln
Wichtig waren ihr die Besuche von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen oder die Vorbereitung der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht in Rheindorf mit einer Gruppe aus Mitgliedern der Kirchengemeinden in Rheindorf und Schülerinnen und Schülern, um Themen wie Versöhnung und Verständigung erfahrbar zu machen.
Das habe sie auch in ihren Religionsunterricht übernommen: „Als Christin muss ich meinen Verstand auch nicht an der Garderobe angeben. Die Bibel ernst zu nehmen, heißt für mich, ihre Botschaften einzuordnen und zu verstehen“. Es reiche nicht, nur Wissen zu vermitteln. „Es ist auch wichtig, in der Schule als Gesprächspartnerin für die Glaubensfragen der Jugendlichen zur Verfügung zu stehen und in der Kirche einen Raum dafür zu bieten.“ Deshalb habe sie sich immer auch an den Gottesdiensten in der Hoffnungskirche beteiligt, wo sie am Sonntag, 6. Juli, feierlich verabschiedet wurde.
Ihren Ruhestand will die quirlige Pfarrerin im Norden verbringen. „Mein Mann hat in Hamburg studiert und ist mir zuliebe nach Leverkusen gezogen, jetzt werde ich Hamburgerin. Aber ich breche ja keine Brücken ab“, sagt sie und freut sich auf Besuche in Leverkusen.