Drei Schülerinnen des Lise-Meitner-Gymnasiums haben das Ziel, dass der jüdischen Familie Stolpersteine gesetzt werden.
Jüdische LeverkusenerLise-Schülerinnen recherchieren zur Wiesdorfer Familie Heumann

Ruweida Abdramane, Linda von Petit und Emma Sophie Steinhäuser arbeiten am Stolpersteinprojekt ihrer Schule mit.
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Stolpersteine gibt es in der Stadt mittlerweile eiige. Vor allem in Opladen liegen viele, aber auch in Wiesdorf und weiteren Stadtteilen sind die kleinen Messingquader in Bürgersteigen zu finden, die an von den Nazis verfolgte Leverkusener erinnern. Schülerinnen des Lise-Meitner-Gymnasiums setzen sich jetzt in einem Projekt dafür ein, dass auch der jüdischen Familie Heumann aus Wiesdorf genau solche Stolpersteine gesetzt werden.
Drei Schülerinnen der siebten, achten und neunten Klassen stellten bei einem Werkstattgespräch im Zusammenhang mit der Projektreihe „Zukunft braucht Erinnerung – Gemeinsam für Leverkusen“, ihre bisherigen Rechercheergebnisse vor. Dabei waren unter anderen auch Vertreter des Stadtarchivs sowie Reinhold Braun, Vorsitzender des bergischen Geschichtsvereins, der bereits zu der Familie Heumann geforscht hatte. Auch Günter Hinken, Leiter der Volkshochschule Leverkusen, Schülerinnen und Schüler und weitere Interessierte brachten im Gespräch ihre Anregungen ein.
Familien Heumann lebte in Wiesdorf
Familie Heumann, das waren Anfang der 1930er-Jahren Leopold und Selma mit ihren fünf Kindern, Alfred, Helmut, Werner, Joseph und Ruth. Sie lebten damals in der Breidenbachstraße 6 in Wiesdorf. Vater Leopold starb 1931 an seinen Verletzungen aus dem Ersten Weltkrieg. Der Rest der jüdischen Familie emigrierte nach und nach in die USA, nach Palästina und Peru, nachdem die Nazis die Macht 1933 übernommen hatten. Joseph und Helmut Heumann kamen 1938 in das Konzentrationslager Dachau. Nach ihrer Freilassung gingen sie ebenfalls nach Peru.
Die Schülerinnen Emma Sofie Steinhäuser, Ruweida Abdramane und Linda von Petit setzen sich in dem Projekt dafür ein, dass auch für diese Familie Stolpersteine gesetzt werden. Sie haben im Stadtarchiv recherchiert, am Tag der offenen Tür ihrer Schule auf das Projekt aufmerksam gemacht und eine Gedenkveranstaltung organisiert. Und tatsächlich ist es ihnen gelungen, per E-Mail Kontakt zu Mika Heumann aufzunehmen. Er gehört zur vierten Emigranten-Generation der Familie und lebt in den USA.
Er und seine Familie seien sehr begeistert über die Bemühungen der drei Schülerinnen gewesen, „er wollte auch im Austausch bleiben“, erzählte Ruweida im Werkstattgespräch. Sie will „den Nachfahren helfen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen“, darum bemühe sich Mika Heumann zurzeit. Die Schülerinnen wünschen sich, dass die Nachfahren der Familie Heumann auch zu einer möglichen Stolpersteinsetzung kommen.
Sarah Heister leitet die freiwillige AG zu den Stolpersteinen. Sie erläuterte, wie es zu dem Rechercheprojekt der Schülerinnen gekommen ist. Eine Kollegin von ihr hatte auf einer Veranstaltung zur Erinnerung an Leverkusener, die von den Nationalsozialisten verfolgt worden waren, folgenden Satz gehört: „Stolpersteine gibt es für Familie Heumann noch nicht.“ Daraus sei dann der Anreiz entstanden, das zu ändern, erzählt die Lehrerin. Daraufhin habe sie das Modul ins Leben gerufen und auch wenn es zunächst schwierig war, Leute dafür zu gewinnen, freut es sie umso mehr, dass das Thema im nächsten Schuljahr von einem Kurs übernommen wird.
Stolpersteine gibt es seit mehr als 30 Jahren
Das Setzen der Stolpersteine ist auch mit Kosten verbunden. Rund 150 Euro kostet das Setzen eines Steins nach Angaben des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der die Stolpersteine kreiert hat und 1992 den ersten setzte. Um Spenden werden daher gebeten. Interessierte können weitere Informationen per E-Mail erhalten.