Knapp zwei Jahre fuhr die X24 zwischen Wermelskirchen und Wiesdorf - und wurde jetzt eingestellt. Unsere Autorin war am letzten Tag bei einer Tour mit dabei.
Linie zwischen Wermelskirchen und Leverkusen eingestelltEin letztes Mal mit der X24 über die Autobahn

Die X24 fuhr zwischen Wermelskirchen und Wiesdorf. Jetzt wird der Betrieb eingestellt: zu teuer.
Copyright: Violetta Gniß
Es ist Viertel vor vier am Samstagnachmittag und die X24 hat heute ihren letzten Arbeitstag. Am Sonntag soll die Linie eingestellt werden, denn im Schnitt nutzen den Schnellbus nur 7,6 Menschen pro Fahrt. Zu dieser Uhrzeit sind es dann doch deutlich mehr: 16 Fahrgäste steigen in Wermelskirchen und Burscheid insgesamt ein und sind 20 Minuten später in Leverkusen Mitte - und das trotz Fahrt über die Landstraße wegen Stau. Schneller hätte es ein Auto nicht geschafft, hinzu käme dabei noch die Parkplatzsuche.
Die 15-jährige Patrizia fährt heute nach Wiesdorf, um sich dort mit ihren Freundinnen zu treffen. Für ihre tägliche Fahrt zur Theodor-Heuss-Realschule nutze sie die SB24, schließlich hält die X24 nicht in Opladen. Ein älterer Herr ist am Samstagmorgen zur Jahreshauptversammlung einer Partei nach Wermelskirchen unterwegs gewesen. Morgens um neun Uhr seien nur fünf Leute mit dem Bus gefahren. Trotzdem schwärmt er: „Das ist eine sehr gute Anbindung“, auch wenn er auf die Linie nicht angewiesen sei, „aber es ist ein guter Service“. Für ihn ist die Einstellung hinsichtlich der Kosten nachvollziehbar, er findet aber, man hätte den Betrieb mit kleineren Bussen optimieren können, anstatt die Linie ganz einzustellen.
Paulo Mana fährt die X24 an diesem Nachmittag. Er fährt häufig Spät- oder Nachtdienst und sei auch diese Linie schon öfter gefahren. „Um diese Zeit ist viel los, aber ab 18 Uhr ist weniger Betrieb, dann fahre ich nur zwei oder drei Leute und das lohnt sich nicht. Die Linie wäre normalerweise gut für Pendler, aber sie lohnt sich eben finanziell nicht.“ Damit hat Mana recht. Die Stadt Leverkusen begründete ihren Beschluss unter anderem mit einer Einsparung von 187.000 Euro.
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Paulo Mana selbst fuhr gern auf der Strecke, wie er erzählt. „Sie lässt sich gut fahren, weil es weniger Zwischenstopps gibt“, so der Berufskraftfahrer. Und so geht es auch den Fahrgästen. Eine Quettingerin ist am Nachmittag unterwegs nach Wermelskirchen zum Einkaufen. Sie habe die Linie zwei- bis dreimal in der Woche genutzt. Über die Autobahn sei das Fahrgefühl angenehmer. Außerdem lohne sich der ÖPNV für sie, seitdem es das Deutschlandticket gebe.

In der Regel fuhr die X24 über die Autobahn. Manchmal musste sie auch auf die Landstraße ausweichen, wenn es Stau gab.
Copyright: Violetta Gniß
Die gebürtige Burscheiderin pendelt schon seit ihrer Kindheit mit Bus und Bahn. „Vor 50 Jahren habe ich eine Schulfreundin in Wermelskirchen regelmäßig mit der Bimmelbahn besucht“, erinnert sie sich. Und auch für den Schulweg nutzte sie den Bus. „Das war lustig: Ich bin damals um sechs Uhr zur Schule gefahren und der Busfahrer war schon am frühen Morgen gut gelaunt. Wenn man so positive Erfahrungen gemacht hat, dann bleibt man auch dabei“, sagt sie. Sie würde sich allerdings wünschen, dass die Busse häufiger fahren, dann würden auch mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, ist sie sich sicher.
„Ich werde mein Deutschlandticket kündigen. Jetzt bin ich doch schneller mit dem Auto.“
Einen Platz weiter sitzt ein 26-jähriger Düsseldorfer, der einen Freund in Remscheid besuchen möchte. Er fährt zum ersten und gleichzeitig letzten Mal mit der X 24. In Düsseldorf nutze er nur noch den ÖPNV und sei damit auch relativ zufrieden. „Die Nachtanbindung könnte allerdings besser sein – dass man anerkennt, welche Gebiete häufiger Verbindungen brauchen. Und regelmäßigere Fahrten am Wochenende würde ich mir wünschen“, sagt er.
Im Gegensatz zu ihm hat die 26-jährige Burscheiderin, die in Hilgen am Raiffeisen-Platz aus dem Fahrzeug steigt, die Verbindung täglich für ihren Weg zur Arbeit genutzt. Meist seien nur eine Handvoll Menschen unterwegs gewesen, deshalb ist es für sie nachvollziehbar, warum die Linie eingestellt wird. Schade sei es trotzdem. „Jetzt müsste ich einen anderen Schnellbus nutzen, säße dann eine halbe Stunde länger im Bus, das heißt: früher aufstehen und später wieder nach Hause kommen“, bedauert sie. Deswegen ist für sie klar: „Ich werde mein Deutschlandticket kündigen. Jetzt bin ich doch schneller mit dem Auto.“