Die Stadt ließ eine Kita von einem freien Investor bauen, jetzt muss sie damit rechnen, dass sie verkauft wird.
Stadt garantiert MieteLeverkusener Kita taucht auf dem Immobilienmarkt auf

Die Kita an der Albert-Schweitzer-Straße steht zum Verkauf.
Copyright: Ralf Krieger
Die Firma von Gernot Paeschke will die neue Kita an der Albert-Schweitzer-Straße verkaufen. Paeschke ist alleiniger Inhaber der Kindertagesstätte am Wohnpark Steinbüchel. Direkt nebenan liegt sein Neubaugebiet „Fester Weg“, zu dem Bauprojekt gehörte der Bau der Kindertagesstätte.
Richtfest war 2022, die Eröffnung im Sommer 2024, zurzeit bietet der Investor die 1578 Quadratmeter große Kindertagesstätte für 7,6 Millionen Euro auf dem Immobilienmarkt an.
„Topmieter“ ist die Stadt Leverkusen
„Kita mit Topmieter!“, lautet die Überschrift. Mit „Topmieter“ ist die Stadt Leverkusen gemeint, denn die zahlt laut dem Immobilienangebot noch für 20 Jahre zuzüglich zwei Verlängerungsoptionen von fünf Jahren Miete. Jährlich zahlt die Stadt nach derzeitigem Stand 318.000 Euro, umgerechnet etwa 16,80 Euro pro Quadratmeter kalt. Die Miete wird aber wahrscheinlich steigen, denn sie ist indexiert. Das heißt, sie passt sich automatisch der allgemeinen Preisentwicklung an. Nicht entscheidend ist, dass die Stadt zurzeit wegen des Personalmangels nicht alle acht Gruppen (160 Kinder) belegen kann.
Paeschkes Partner bei diesem Immobiliendeal ist die Sparkasse Köln-Bonn, die das Objekt so bewirbt: „Sie suchen eine zukunftssichere Kapitalanlage mit gesellschaftlichem Mehrwert? Diese moderne Kindertagesstätte in Leverkusen verbindet nachhaltige Bauweise mit hochwertiger Ausstattung und einem langfristig gesicherten Mietverhältnis – ein Investment mit Perspektive.“ Paeschke selbst schreibt auf dem Portal: „Es handelt sich um einen zweigeschossigen Neubau, der im Jahr 2023 speziell für die Nutzung als Kindertageseinrichtung errichtet wurde.“

Die Kita vorne steht zum Verkauf.
Copyright: Ralf Krieger
Er preist die ökologisch nachhaltige Holzrahmenbauweise an, erwähnt die Wärmepumpen und die Photovoltaikanlage. Das Objekt sei besonders attraktiv für Investoren im Bereich sozialer Infrastruktur.
„Es wäre mir sehr recht, wenn sich ein Käufer finden könnte, der auf diese Dinge spezialisiert ist“, sagt Gernot Paeschke auf Nachfrage des „Leverkusener Anzeiger“. Mit dem Inserat wolle man testen, wie der Markt auf das Angebot reagiere. Bisher habe er noch kein Kaufangebot erhalten. Paeschke nennt auch einen Grund für den Verkauf: Seine Firma habe sich zuletzt von einer fast reinen Wohnungsbaugesellschaft zu einem gemischten Immobilienhaus entwickelt, mit für ihn unangenehmen Folgen. Für reine Wohnungsbaugesellschaften seien weniger Körperschaftssteuern und Erbschaftssteuern fällig, sagt Paeschke. Er geht davon aus, dass er die Kita Weinhäuserstraße in Hitdorf und eine weitere außerhalb Leverkusens bauen kann, damit würde ein kritischer Gewerbeanteil von 25 Prozent des Betriebsvermögens erreicht oder überschritten.
Profit statt Erhalt?
Die Erfahrung zeigt aber, dass Investoren, die Immobilien als Kapitalanlagen kaufen, vermieten und damit handeln, oft nur am Profit und nicht am langfristigen Erhalt und guten Zustand der Häuser interessiert sind. Solche Beispiele hat es auch in Leverkusen schon gegeben, zuletzt in Rheindorf: Dort war man letztlich gezwungen, über die WGL (Wohnungsbaugesellschaft Leverkusen) ein Wohnhochhaus am Königsberger Platz zu kaufen, den ein Luxemburger Kapitalfonds zur Schrottimmobilie hatte verkommen lassen. Die Wohnungen wären bald verloren gewesen.
Das soll mit der Kita am Fester Weg nicht geschehen, verspricht Paeschke. „Ich würde nicht an einen Luftfonds verkaufen“, sagt er, „ich verkaufe nur an vernünftige Käufer, dafür stehe ich.“ Paeschke selbst kann man das glauben, aber was ist in einem Jahrzehnt, falls sich ein Käufer findet?
Zu möglichen Verkaufsbeschränkungen soll in den Verträgen zwischen Stadt und Investor jedenfalls nichts geregelt sein. Laut Paeschke ist die Mieterin, also die Stadt, für Instandhaltungen im Innern der Kita und im Garten verantwortlich. Etwa, wenn eine Renovierung fällig ist oder wenn im Garten ein Weg gepflastert wird. Um den Bau muss sich der Vermieter kümmern, derzeit also Paeschke. Zum Beispiel, wenn das Dach undicht ist oder Fenster kaputt sind.
In der Stadtverwaltung war man von unserer Anfrage überrascht, der geplante Verkauf war dort nicht bekannt. Für Auskünfte zu Vertragsdetails zu möglichen Instandhaltungspflichten benötige man eine längere Recherchezeit, so die Auskunft einer Stadtsprecherin.