Am Wiesdorfer Platz zeigt die Schau, warum nur bestimmte Katastrophen Schlagzeilen machen.
Stadtbibliothek Leverkusen„Vergessene Welten“ – warum wir viele Krisen nicht wahrnehmen

Ellen Hölzer (2.v.l.), Günter Rodina-Roufs, Ursula „Ulla“ Roufs [Eine-Welt-Laden] und Cassandra Hennes (Stadtbibliothek) bei der Eröffnung der Schau in der Stadtbibliothek
Copyright: Jonah Bierdel
„Warum sehen wir bestimmte Katastrophen ständig in den Nachrichten, während andere Ereignisse kaum Erwähnung finden?“ – Mit dieser scheinbar einfachen Frage beginnt die Wanderausstellung „Vergessene Welten und blinde Flecken“ in der Stadtbibliothek. Grundlage ist eine Langzeitstudie der Universität Heidelberg, die in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern die Berichterstattung in Leitmedien untersucht hat: von der „Tagesschau“ über die „Zeit“ bis hin zu internationalen Titeln wie dem „Guardian“ oder der „Washington Post“. Das Ergebnis: Bestimmte Konflikte und humanitäre Krisen, etwa in Myanmar, Sudan oder Pakistan und in vielen Regionen Afrikas und Südamerikas bleiben weitgehend unbeachtet, während andere Regionen, vor allem Europa, die USA und der Nahe Osten fast durchgehend im Fokus stehen.
Die Bibliothekarin der Stadtbibliothek Leverkusen, Cassandra Hennes, betonte bei der Eröffnung: „Bibliotheken sind heute nicht mehr nur Orte und für Bücher, sondern Orte der Information. Wir wollen Besucherinnen und Besuchern mit dieser Ausstellung Denkanstöße geben und auch auf das aufmerksam machen, was oft verborgen bleibt.“ Unterstützung erhielt die Stadtbibliothek von Ladislaus Ludescher von der Universität Heidelberg, der nicht nur Materialien, sondern auch Begleitinformationen bereitgestellt hat.
Stadtbibliothek und Eine-Welt-Laden kooperieren
Die Ausstellung in Leverkusen ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen der Stadtbibliothek und dem Eine-Welt-Laden Christuskirche. Für den Eine-Welt-Laden ist das Thema eng mit der Frage nach globaler Gerechtigkeit verbunden. „Global denken, lokal handeln –dieser abgedroschene Spruch bleibt trotzdem richtig“, sagte Ellen Hölzer, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Eine-Welt-Ladens. „Nur wenn die Lebensbedingungen im globalen Süden mitgedacht werden, kann eine nachhaltige und faire Zukunft gelingen.“
Ursula Roufs und Günter Rodina-Roufs entdecken die Wanderausstellung im vergangenen Jahr während eines Aufenthalts in Goslar. Beide sind ehrenamtlich aktiv im Eine-Welt-Laden, Ursula Roufs ist oftmals die zentrale Ansprechperson des Ladens. „Wir fanden, die Ausstellung passt hierhin. Und sie passt auch zur 'Fairen Woche'“, sagte Rodina-Roufs.
Begleitet wurde die Ausstellungseröffnung von einer kleinen Verkostung mit Produkten aus fairem Handel. Dazu gab es Informationsmaterialien, Broschüren und Rezepthefte. Die Kooperation zwischen Bibliothek und Weltladen ist nicht die erste: Schon im Vorjahr hatten beide Institutionen gemeinsam eine Ausstellung zum Thema Klimawandel organisiert. Nun soll die Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden. „Wir wollen versuchen, das regelmäßig zu machen“, sagte Günter Rodina-Roufs.
Die Ausstellung reiht sich in mehrere Veranstaltungen im Rahmen der „Fairen Woche“ ein, die in Leverkusen seit vielen Jahren mit Aktionen begleitet wird. Neben der Ausstellung in der Bibliothek gibt es Informationsstände, Gottesdienste, Verkostungen und Diskussionsangebote. Der Eine-Welt-Laden beteiligt sich etwa mit Weinproben, Aktionen zum plastikfreien Konsum und Ständen auf Wochenmärkten.
Wer die Ausstellung besuchen möchte, hat dazu noch bis zum Samstag, 18. Oktober, Gelegenheit. Der Eintritt ist frei, die Informationstafeln können während der regulären Öffnungszeiten der Stadtbibliothek in Wiesdorf besichtigt werden.