30 Konzerte an verschiedenen Spielorten in Leverkusen, Monheim, Dormagen, Wuppertal, Berlin und Weimar umfasst das Festival 2026.
Start-FestivalBayer Kultur stellt Programme vor, „die man sonst nirgendwo findet“

„This is not a dance“ war im Theater Rotterdam ein Riesenerfolg.
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Klar, man könne auch nur Bach, Beethoven und Brahms anbieten, sagt Christoph Böhmke. Und so „die Bude vollmachen“, wie Thomas Helfrich ergänzt. Aber das sei nicht die Idee, die hinter dem Start-Festival steckt, dessen Programm für 2026 Bayer Kultur jetzt im Erholungshaus vorgestellt hat. Helfrich ist der Chef der Kulturabteilung des Unternehmens, Böhmke der künstlerische Leiter des Festivals, das Bayer Kultur im Jahr 2020 ins Leben gerufen hat.
Vielmehr gehe es darum, Neues zu wagen, „nicht nur tradierte Konzertprogramme“ anzubieten, wie Böhkme erklärt. „Programme, die man sonst nirgendwo findet“, nennt Thomas Helfrich das. Das ist vielleicht das, was die einzelnen Konzerte zwar voneinander abgrenzt, das Programm aber verbindet. Denn einen roten Faden oder gar ein dramaturgisches Motto gibt es nicht. Damit limitiere man sich, sagt der Festivalleiter. 30 Konzerte an verschiedenen Spielorten in Leverkusen, Monheim, Dormagen, Wuppertal, Berlin und Weimar umfasst das Start-Festival 2026. Darunter sind europäische und deutsche Erstaufführungen.
Leverkusen: Robert Kreis kommt ins Erholungshaus
Das Festival beginnt am Freitag, 17. April 2026, mit einem Eröffnungsfest im Erholungshaus. Unter dem Motto „Komm ein bisschen mit nach Italien“ wird ab 19 Uhr die Gruppe „I Dolci Signori“ italienische Klassiker „mit Witz und Charme“ ins Erholungshaus bringen. Ein „echtes Phänomen“ ist laut Böhmke Robert Kreis, der am 21. April 2026, 19 Uhr im Opladener Scala am Klavier Lieder der 20er-Jahre singen wird. Kreis hat vergangenes Jahr im Rahmen des Start-Festivals im Bauhaus-Museum in Weimar gespielt, jetzt bekommt er eine größere Bühne.

Alisa Weilerstein ist eine der besten Cellistinnen der Welt.
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„Sonst nur auf den großen Bühnen der Welt“ und das vor allem zu anderen Preisen ist das Kammerorchester Wien-Berlin. Das Ensemble besteht aus Solisten der Wiener und Berliner Philharmoniker, besser geht also kaum. Mit dem Cellisten Gautier Capuçon aus Frankreich spielen sie am 24. April Haydn und Tschaikowski. Regelmäßige Gäste in Leverkusen sind die Tänzerinnen und Tänzer der Kamea Dance Company, sie bringen am 28. April 2026, 19 Uhr, im Erholungshaus eine Tanzperformance zu „Carmina Burana 2.0“ auf die Bühne.
Ein weiterer Cellist ist der Pole Michał Pepol, der sowohl eigene Kompositionen als auch Bearbeitungen solistisch im Erholungshaus (30. April, 19 Uhr) spielen wird. „Intim“ werde der Abend, verspricht Christoph Böhmke. Eine deutsche Erstaufführung wird der Abend mit Nastaran Razawi Khorasani und der Theater Rotterdam. Die Iranerin und das Theaterensemble bringen eine Produktion auf die Bühne, in der sich Khorasani „mit der Situation der Frauen im Iran“ auseinandersetzt, so Böhmke. „This is not a dance“ heißt das Programm.
Wir können die Haltung zeigen, von der wir glauben, dass sie die richtige ist.
Durchaus politisch also. Das scheint ohnehin durch einige Programmpunkte durch. Nicht ohne Grund. Zwar sei das keine grundsätzliche Intention, wenn er das Programm zusammenstelle, sagt Böhmke. Aber Kunst sei ja immer politisch. Erst recht, wenn Künstlerinnen und Künstler dabei seien, die zum Beispiel eine eigene Fluchtgeschichte hätten. Kunst und Haltung, das gehöre für Bayer Kultur zusammen. Das bekräftigt auch Thomas Helfrich: „Wir können die Haltung zeigen, von der wir glauben, dass sie die richtige ist.“ Das liege eben daran, dass man als vom Konzern geförderte Abteilung nicht von öffentlicher Förderung abhänge. Und diese Haltung steht für Vielfalt. Das bilde natürlich auch die Belegschaft eines globalen Konzerns ab.
Der Kulturmanager sieht in Sachen Kulturförderung einen zunehmenden „Konservativismus“, der eher homogene Programme unterstütze. Also weniger das, was Bayer Kultur mit dem Start-Festival versuche.
Am 12. Mai um 19 Uhr ist das Dogma Chamber Orchestra mit dem Trompeter Simon Höfele zu Gast im Erholungshaus, am 17. Mai das WDR-Funkhausorchester mit Marialy Pacheco. Eine der laut Böhmke besten Cellistinnen der Welt ist Alisa Weilerstein, sie spielt am 19. Mai um 19 Uhr im Forum. Das Bayer-Blasorchester feiert im kommenden Jahr seinen 125. Geburtstag, das wird beim traditionellen Konzert am Pfingstmontag, 26. Mai 2026, 12 Uhr, gefeiert.
Weltklasse-Streichquartett kommt nach Leverkusen
Jazzsängerin, Kabarettistin, Texterin und Schauspielerin Anna Mateur kommt am 27. Mai 2026 ins Erholungshaus, Tänzer Philippe Kratz und das Nuovo Balletto Di Toscana am 29. Mai und Joshua Williams mit der Jazzrausch Big Band am 30. Mai. Zum ersten Mal wird der Spiegelsaal von Schloss Morsbroich Konzertstätte des Start-Festivals. Dort treten am 3. Juni 2026 Start-Stipendiat Guido Sant'Anna und Gitarrist Plínio Fernandes auf. Aus Schuberts „Erlkönig“ haben das französische Streichquartett Quator Zaide und die Tänzerin Hendrickx Ntela eine Produktion für Arte TV gemacht, „das muss man aber auf der Konzertbühne zeigen“, meint Christoph Böhmke und hat die Künstlerinnen und Künstler deshalb fürs Start-Festival engagiert: am 7. Juni 2026 im Erholungshaus.
Die kurdische Singer/Songwriterin Hani Mojtahedy und die Bayer Philharmoniker machen am 14. Juni 2026 gemeinsame Sache und bringen die Sheherzade von Rimskij-Korsakow auf die Bühne des Erholungshauses. Brookly Rider, ein laut Böhmke Weltklasse-Streichquartett, beschließt am 18. Juni das Programm in Leverkusen.
Stand jetzt, so berichten Böhmke und Helfrich, könnte das kommende das letzte Start-Festival im Erholungshaus sein. Bayer Kultur zieht sich aus dem Haus zurück und würde es für einen symbolischen Euro an die Stadt abgeben. Der sind allerdings die Haltungskosten zu teuer, sodass es momentan danach aussieht, dass das Haus ab Ende 2026 leer gezogen wird. Das Start-Festival ist aber schon für die kommenden drei Jahre geplant, möglicherweise dann an anderen Spielstätten in Leverkusen.
Weitere Informationen zu den Konzerten, Spielorten, Karten und allem rund um das Festival gibt es online. www.startfestival.de

