Zum zweiten Mal fand die „Nacht der Technik“ in Oberberg statt. Bereits vorab waren 2500 Programmpunkte reserviert worden.
„Nacht der Technik“1500 Besucher erlebten im Oberbergischen Kreis Technik zum Anfassen

Bei der Eröffnungsfeier bei der Gummersbacher Firma Ferchau konnten Besucher einen VR-Flugsimulator testen.
Copyright: Desiree Horn
Über 1500 Tickets wurden verkauft, darunter knapp 400 Young Talent-Tickets. Diese ermöglichten jungen Menschen kostenfreien Zugang zur „Nacht der Technik“, die am Freitagabend zum zweiten Mal in Oberberg stattgefunden hat. Insgesamt 2500 Programmpunkte wurden reserviert – eine eindrucksvolle Zahl, die zeigt: Technik begeistert.
„Es ist die 20. Nacht der Technik, wir machen das jetzt seit über zehn Jahren – aber erst zum zweiten Mal hier in Oberberg“, berichtete Projektleiter Johannes Schmitt bei der Eröffnung bei Ferchau in Gummersbach. Kreisdirektor Klaus Grootens betonte die Bedeutung des Events: „Was hier stattfindet, ist eine hervorragende Gelegenheit, um unsere Unternehmen kennenzulernen – gerade für Menschen in der beruflichen Orientierung. Die Eindrücke, die sie gewinnen, sind für die Berufswahl entscheidend.“
In den 1500 verkauften Tickets sah er eine schöne Parallele: „Das entspricht fast der Zahl unserer 1451 Dörfer in Oberberg. Man kann sagen, aus jedem Dorf war jemand dabei.“ Die „Nacht der Technik“ wird von den Ingenieursverbänden VDI und VDE initiiert. Unter dem Motto „Technik sehen, verstehen, erleben“ präsentierten sich kreisweit 36 Firmen und Institutionen. Wir haben am Freitag drei von ihnen besucht.
Spannende Eindrücke beim Bergneustädter THW
Besonders lebendig wurde Technik beim Technischen Hilfswerk (THW) in Bergneustadt. Besucher konnten Einsatzfahrzeuge wie den sogenannten „rollenden Werkzeugkasten“ und die Spezialpumpe „Hannibal“ aus nächster Nähe erleben. Letztere kann bis zu 5000 Liter Wasser pro Minute befördern – eine Badewanne wäre damit in zwei Sekunden voll.

Hochleistungspumpen wurden beim Bergneustädter THW vorgeführt.
Copyright: Dennis Börsch
Bergneustadts THW-Sprecher Timo Horzewsky, der selbst seit seinem sechsten Lebensjahr Mitglied des THW ist, engagiert sich heute für die Öffentlichkeitsarbeit und machte am Freitagabend deutlich: „Der Frauenanteil liegt bei uns aktuell bei 16 Prozent – das darf und soll mehr werden.“ Von der Minigruppe bis zum erfahrenen Handwerker werden beim Technischen Hilfswerk alle gebraucht. So lag die Motivation des THW, bei der „Nacht der Technik“ mitzumachen, vor allem darin, Mitglieder zu gewinnen.
Industrie 4.0 am Berufskolleg Dieringhausen
Einen Interaktiven Einblick in die Zukunft der Fertigung erhielten die Besucher am Berufskolleg in Dieringhausen. Dort präsentierten Schüler eine vollautomatisierte Fertigungslinie mit Roboterarmen, 3D-Drucker und digitaler Steuerung – ganz im Sinne der Industrie 4.0, die die Besucher hautnah erleben konnten.

Am Berufskolleg Dieringhausen präsentierten Schüler das Ergebnis des 3D-Druckers.
Copyright: Dennis Börsch
Schulleiterin Beate Eulenhöfer-Mann machte jedoch deutlich, dass es gar nicht so einfach sei, die Menschen im Rahmen der „Nacht der Technik“ für einen Besuch in der Berufsschule zu begeistern: „Viele bevorzugen Unternehmen – dabei ist das, was wir hier machen, für die Betriebe von großer Bedeutung.“ Mitmachen wolle die Schule aber auch bei der nächsten „Nacht der Technik“ in Oberberg. Denn diese ist bereits gesetzt und soll laut den Veranstaltern am 7. Mai 2027 stattfinden.
Stahlgiganten bei Rolf Kind in Lindlar
Bei einem Rundgang durch die Fertigung der Firma Rolf Kind in Lindlar, schilderte Inhaber und kaufmännischer Geschäftsführer Markus Kind einer Gruppe von Besuchern zunächst die Bearbeitungsstufen vom Rohblock über Halbzeug und Formstücke bis zum Endprodukt. Die erste Halle ist für die „kleinen“ Bauteile bestimmt. Auf Dreh- und Fräsmaschinen entstehen dort Werkstücke von bis zu gut einem Meter Durchmesser und rund fünf Metern Länge.

Werkführungen bot die Lindlarer Firma Rolf Kind an. Markus Kind führte durch die Hallen.
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In der folgenden Halle können sogar Teile bis 25 Metern Länge bearbeitet werden. „Diese Langdrehmaschine ist eine der größten in Deutschland“, erklärte Kind. Vor den Maschinen ist ein knapp 30 Tonnen schweres Bauteil für den Magneten eines Fusionsreaktors zu sehen, das aus 63 Tonnen Rohmaterial entstanden ist. Abfall gebe es jedoch nicht – Kernschrott und sämtliche Späne würden wieder eingeschmolzen: „Wir sortieren die unterschiedlichen Legierungen sortenrein und haben 100 Prozent Recycling.“
Markus Kind sieht die Fusionstechnologie, die die Prozesse innerhalb der Sonne nachahmt, als Energiequelle der Zukunft. Das Unternehmen ist an dieser Entwicklung direkt beteiligt: „In den vergangenen zehn Jahren haben wir mehr als 7000 Tonnen Bauteile aus Edelstahl für den Forschungsreaktor ITER in Südfrankreich geliefert“, gab Kind den Besuchern am Abend einen spannenden Einblick.
Positives Fazit der Veranstalter der „Nacht der Technik“
Statt eines Pendelverkehrs, wie bei der Premiere vor zwei Jahren, hatten die Veranstalter dieses Mal auf geführte Exkursionen per Bus gesetzt. 13 Touren mit jeweils mehreren Stationen führten 150 Technikbegeisterte direkt von Unternehmen zu Unternehmen – ein Konzept, das gut ankam. „Die Führungen waren restlos ausgebucht“, bilanziert Urban Plössl von der Agentur „plan deluxe“. Nur ein technischer Defekt an einem Bus in Lindlar sorgte für eine einstündige Verzögerung – der einzige kleine Wermutstropfen eines ansonsten gelungenen Abends.