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Vize-MeisterWarum dieser Bergneustädter maßgeblich für den Erfolg von Bayer Leverkusen ist

Lesezeit 7 Minuten
Zwei ehemalige Fußballprofis sitzen an einem Tisch zusammen und besprechen sich.

Erfolgreiches Duo: Bei der Kaderplanung 2025/2026 arbeiten Kim Falkenberg (l.) und Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport, Hand in Hand.

Kim Falkenberg (37) hat sich bei der Werkself zum Direktor Fußball hochgearbeitet. Nun plant er den Kader für den neuen Trainer Erik ten Hag. 

Leicht zu erreichen ist Kim Falkenberg in diesen Tagen nicht. Der 37-Jährige aus Bergneustadt hat alle Hände voll zu tun. Schließlich steht eine intensive Transferphase vor der Tür. Im Sommer 2018 beendete Falkenberg seine aktive Karriere als Fußballer, stieg nahtlos bei seinem Ausbildungs- und Herzensverein Bayer Leverkusen ins Scouting ein.

Bergneustädter war jüngster Chefscout der Bundesliga

Ein Jahr später war er bereits der jüngste Chefscout der Bundesliga, mit gerade einmal 31 Jahren. Auch in den Folgejahren ging es munter nach oben auf der Karriereleiter. Seit Februar ist Kim Falkenberg zum Direktor Fußball bei Bayer Leverkusen aufgestiegen – und treibt die Planungen für die kommende Saison voran.

Er ist so etwas wie der Senkrechtstarter im Fußball-Management. Einer der Architekten des Erfolgs und mitverantwortlich für den Leverkusener Höhenflug, der für die Werkself 2024 zum sensationellen Double-Gewinn führte. Kim Falkenberg hat sich längst einen Namen in der Branche gemacht, über Deutschlands Grenzen hinaus. Kluge Transfers und ein außergewöhnlich gut zusammengestellter Kader sprechen für sich.

37-Jähriger aus Bergneustadt setzt auf Teamleistung

Doch der 37-Jährige betont die Teamleistung, die dahintersteckt. „Es wird der Sache nicht gerecht, wenn man es auf Einzelne herunterbricht. Wir haben im Scouting ein sehr großes Team mit fähigen Mitarbeitern. Es haben ganz viele Menschen daran mitgewirkt, dass wir diese Erfolge erleben durften. Unsere Stärke ist das gesamte Gebilde mit wichtigen Leuten an entscheidenden Positionen, die sehr vertrauensvoll und mit kurzen Entscheidungswegen zusammenarbeiten. Erfolg ist keine One-Man-Show“, erklärt Falkenberg.

So sei der erstmalige Gewinn von Meisterschaft und DFB-Pokalsieg auch kein Zufallsprodukt gewesen, sondern das Ergebnis eines mehrjährigen Aufbaus und einer veränderten Mentalität im Club. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Fernando Carro, habe bei seinem Amtsantritt verkündet, dass man Titel gewinnen und nicht nur die Qualifikation fürs internationale Geschäft als Ziel ausgeben wolle. „Der gesamte Verein hat sich nach und nach entwickelt hin zu maximalen Ambitionen, und zwar von der Profi-Mannschaft bis in die kleinste Ritze des Clubs“, sagt Falkenberg.

Der gesamte Verein hat sich nach und nach entwickelt hin zu maximalen Ambitionen, und zwar von der Profi-Mannschaft bis in die kleinste Ritze des Clubs. 
Kim Falkenberg über die veränderte Mentalität bei Bayer 04

Zudem spielte der Kern des Double-Sieger-Teams schon mehrere Jahre zusammen und ist – im Gegensatz zu vergangenen Jahren – nicht auseinandergebrochen. Im Gegenteil: „Durch gezielte Verstärkungen von gestandenen Spielern und einen absoluten Top-Trainer wurde die Mannschaft nochmal auf ein anderes Niveau gehoben“, resümiert Falkenberg, der eng mit Erfolgscoach Xabi Alonso sowie Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport, zusammenarbeitete und unter anderem die Transfers von Xhaka und Grimaldo in die Wege leitete.

Das Ergebnis dieser bemerkenswerten Konstellation: Eine Saison ohne Niederlage in allen nationalen Pflichtspielen sowie der Einzug ins Finale der Europa League. „Die Art und Weise war einfach begeisternd. Wir haben tollen Fußball gespielt und von Anfang bis Ende überzeugt. So eine Saison spielst du wahrscheinlich nur einmal“, schwärmt Falkenberg auch ein Jahr später noch.

Bergneustädter war von Kindesbeinen an Fan von Bayer Leverkusen

Für den Bergneustädter war es zusätzlich etwas Besonderes, zumal er nicht nur von Kindesbeinen an Fan von Bayer Leverkusen war, sondern auch als junger Fußballer bei der Werkself ausgebildet wurde und dort 2007 mit den U19-Junioren die deutsche Meisterschaft feierte. „Ich habe eine spezielle Beziehung zum Club. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, wenn die Energie und die akribische Arbeit, die wir als Team hineinstecken, Früchte trägt. Und wenn man dann gesehen hat, was dieser historische Erfolg den Fans und dem Umfeld bedeutete, und nach und nach spürt, was man damit auch über das Sportliche hinaus bewirkt hat, ist das unfassbar“, berichtet Falkenberg.

Ausruhen wolle man sich auf den Erfolgen jedoch nicht – das würde auch gar nicht zu den maximalen Ambitionen passen. Doch nach einer erneut überzeugenden Saison, die mit dem Vize-Titel endete, steht nun ein Umbruch bevor. Erik ten Hag folgt auf Trainer Xabi Alonso, den es zu seinem Heimatverein Real Madrid zieht, und auch mehrere Spieler könnten die Werkself verlassen, darunter Top-Star Florian Wirtz.

Suche nach einem neuen Trainer für Bayer Leverkusen hatte Priorität

Für Falkenberg und Co. bedeutet das viel Arbeit. „Das ist schon eine extreme Phase gerade“, sagt der 37-Jährige und fügt an: „Priorität hatte zunächst die Suche nach einem passenden Trainer, mit dem wir nun unsere Ideen und Pläne für potenzielle Neuzugänge besprechen. Da gilt es dann wieder, möglichst passende Puzzleteile hinzuzuholen und zu integrieren.“

Die Scouting-Arbeit läuft ohnehin konstant auf Hochtouren. Falkenberg ist die Tätigkeit noch aus eigener Erfahrung vertraut. „Ich kannte früher nahezu jeden Spieler in der zweiten schwedischen Liga und habe unfassbar viel Fußball geguckt. Jetzt sichtet mein Team, arbeitet mir zu, gibt Empfehlungen, so dass ich mir ein sehr konkretes Bild machen kann. Man kann sehr viel bewirken und beeinflussen, wenn man gute Vorarbeit leistet“, betont Falkenberg.

Kim Falkenberg hat in den zurückliegenden Jahren die nachhaltige Entwicklung von Bayer 04 entscheidend mitgestaltet.
Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport, über Kim Falkenberg

Mit Simon Rolfes harmoniere er sowohl inhaltlich als auch menschlich sehr gut. Beide kennen sich bereits seit vielen Jahren, als Falkenberg Chefscout für Top-Talente war und Rolfes Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. „Damals habe ich quasi mit einem weißen Blatt Papier angefangen, konnte mich entfalten und habe eine Abteilung aufgebaut. Ich mag es, strategisch zu denken und Konzepte zu erstellen, Prozesse zu gestalten und an der weiteren Entwicklung zu tüfteln.“

Für den Bergneustädter war diese Tätigkeit gewissermaßen der Durchbruch. Er sei in der Karriere nach der Karriere durchaus erfolgreicher als in seiner aktiven Zeit als Fußballer, sagt Falkenberg lachend (siehe Infokasten). Belohnt wurde seine beachtliche Entwicklung mit der Hochstufung zum Direktor Fußball vor wenigen Monaten.

Einen Karriereplan hatte Kim Falkenberg nie

Rolfes kommentierte dies im Fachmagazin Kicker so: „Kim Falkenberg hat in den zurückliegenden Jahren die nachhaltige Entwicklung von Bayer 04 entscheidend mitgestaltet. Die Qualität unseres Kaders beruht auch auf seiner Arbeit und der seiner Mitarbeiter, die Kim auf motivierende, effektive und umsichtige Art lenkt.“

Einen Karriereplan, sagt Falkenberg, habe er nie gehabt. Für ihn gehe es darum, sich Schritt für Schritt zu entwickeln. Sein Weg in Leverkusen sei jedenfalls noch nicht beendet. „Derzeit liegt der absolute Fokus auf dem aktuellen Transferfenster. Es gibt noch genügend Herausforderungen zu bewältigen und Bayer 04 ist immer noch mein Club. Ich bin absolut happy, wo ich gerade bin“, betont der 37-Jährige, der mit seiner Familie in Leverkusen wohnt, und ergänzt: „Es ist ein großes Privileg, diesen Job ausüben zu dürfen. Ich bin mit vollem Enthusiasmus, hohem Engagement und viel Spaß bei der Sache. Ich liebe einfach das, was ich mache.“

Die kommenden Tage und Wochen werden für Kim Falkenberg besonders gut gefüllt sein. Sein Alltag besteht daraus, Spieler und Berater zu treffen, Vertragsverhandlungen zu führen, das Netzwerk auszubauen, aus Dienstreisen im In- und Ausland, unzähligen Telefonaten, internem Austausch mit seinem Team oder den Führungsgremien und schließlich: Entscheidungen zu treffen. „Jede Verpflichtung nimmt viel Zeit in Anspruch und muss gut überlegt sein, schließlich geht es jetzt um wegweisende Entscheidungen für die Zukunft“, sagt Falkenberg und schmunzelt: „Das ist etwas anderes als früher beim Fußball-Manager am PC, in der Realität funktioniert das nicht auf Knopfdruck.“


Kim Falkenberg (37) wechselte vom SSV Bergneustadt in die Jugend von Bayer Leverkusen, wo er mit den A-Junioren die deutsche Meisterschaft nach einem Sieg gegen Bayern München feierte. Mit 20 Jahren gab der Rechtsverteidiger sein Zweitliga-Debüt im Trikot von Rot-Weiß Oberhausen. Es folgten weitere Stationen bei Greuther Fürth, Alemannia Aachen, SV Sandhausen, 1. FC Saarbrücken und beim VfL Osnabrück.

Insgesamt lief Falkenberg 106 Mal in der 2. Bundesliga sowie 70 Mal in der 3. Liga auf. Hinzu kamen zehn Spiele im DFB-Pokal, darunter das Viertelfinale 2010 mit Greuther Fürth beim FC Bayern München. In den Junioren-Nationalmannschaften kam der Bergneustädter über 20 Mal zum Einsatz und nahm unter anderem an der U19-Europameisterschaft teil.

Schon in seiner letzten Profi-Saison war Falkenberg als Scout für Bayer Leverkusen tätig, wurde unmittelbar nach dem Karriereende im Sommer 2018 Chefscout für Top-Talente und nur ein Jahr später zum jüngsten Chefscout der Bundesliga befördert. Anfang 2023 wurde der Bergneustädter Leiter Scouting und Kaderplanung und stieg gut zwei Jahre später zum Direktor Fußball bei Bayer Leverkusen auf.