Felix Wirsing (36) tritt auf seiner Benefiz-Tour zusammen mit Stefan Heidtmann im Bergneustädter Schauspiel-Haus auf.
InterviewGummersbacher Jazzpianist und Tänzer sammelt Geld für Friedensmission

Felix Wirsing (36) stammt aus Gummersbach und lebt und arbeitet heute in Osnabrück.
Copyright: Foto: Malte Hömberg
Felix Wirsing (36) stammt aus Gummersbach, lebt und arbeitet als Jazzpianist aber schon lange in Osnabrück. Im Sommer will er für vier Wochen ins palästinensische Autonomiegebiet in der Westbank reisen, um das Friedenszentrum „Satyam“ zu unterstützen. Auf einer Benefiz-Tour sammelt er Spenden für seinen Einsatz im Nahen Osten. Am kommenden Dienstag, 10. Juni, 20 Uhr, tritt Wirsing im Bergneustädter Schauspiel-Haus zusammen mit dem Pianisten Stefan Heidtmann auf. Reiner Thies sprach mit Wirsing über seine persönliche Friedensmission.
Herr Wirsing, was kann ein Jazzpianist zum Frieden in Israel und Palästina beitragen?
Als Künstler werde ich dort nur auftreten, wenn es passt. Meine eigentlichen Aufgaben werden zu einem sehr praktischer Natur sein, indem ich bei der Bewirtung der Gäste und anderer Hausarbeit helfe. Zum anderen werde ich die Workshops begleiten und emotionale Unterstützung anbieten. Ich beschäftige mich inzwischen auch professionell mit Gewaltfreier Kommunikation.
Worum geht es den Menschen im Satyam-Zentrum?
Das Zentrum bietet Frauen und Männern aus Palästina und Israel, die Frieden suchen, einen geschützten Raum, in dem sie sich auch auf emotionaler Ebene treffen können. Ich glaube, dass das Leid auf beiden Seiten anerkannt werden muss. Und das Bedürfnis nach Sicherheit und einem Leben in Würde. Im Satyam-Zentrum glaubt keiner, dass er den großen Frieden bringt. Aber die Menschen wollen die Hoffnung auf eine gewaltfreie Lösung nicht verlieren und bekommen einen Ort, an dem sie zusammenstehen.
Abitur in Gummersbach
Wie kamen Sie von der Musik zur Gewaltfreien Kommunikation?
Aus einer persönlichen Notsituation heraus. Ich habe mich vor zehn Jahren wegen eines Suchtproblems in Therapie begeben und die Gewaltfreie Kommunikation als Methode der Hilfe zur Selbsthilfe kennengelernt. Denn sie hilft nicht nur im Konflikt mit anderen Menschen, sondern auch dabei, innere Konflikte zu überwinden. Diese Methode ist eine universelle Haltung und hat mir geholfen, meine Beziehungen reichhaltiger zu gestalten. Und tiefer Musik zu machen. Ich setze sie jetzt auch ein, wenn ich Musiker unterrichte oder Jazzbands coache. Einer meiner Mentoren war der Bremer Psychologe David Ginati, dessen Vater ein jüdischer Israeli ist und der zu den Gründern des Satyam-Zentrums gehört.
Was verbindet Sie noch mit Gummersbach?
Ich bin dort 1988 geboren und aufgewachsen, und habe mein Abi am Gymnasium Moltkestraße gemacht. Als Jugendlicher spielte ich in der Musikschul-Bigband und im Orchester, das war eine gute Schule. Der Orchesterleiter Karsten Dobermann ist anspruchsvoll und hat mich sehr herausgefordert, aber dadurch auch gefördert. Wegen meiner Familie und Freunden komme ich noch regelmäßig nach Gummersbach. Aber schon seit dem Studium lebe ich in Osnabrück. Zu meinem unglaublichen Glück konnte ich bei meinem damaligen Lieblingsjazzpianisten Florian Weber studieren. Weber hat viele seiner Musikerfreunde an die Hochschule geholt, Osnabrück hat heute eine sehr hippe Szene. Nach meinem Abschluss 2019 habe ich dann noch in Münster ein Musikstudium mit Fokus auf Tanz und Performance absolviert.
Wird man Sie am Dienstag in Bergneustadt auch als Tänzer erleben?
Zum Tanzen bin ich über die Gewaltfreie Kommunikation gekommen. Den inneren Frieden muss man auch fühlen, es reicht nicht, wenn man ihn denkt. Und der Tanz ist ein naheliegendes Mittel, so etwas künstlerisch auszudrücken. Bei meiner Satyam-Benefiztour kommt es sehr darauf an, mit wem ich bei den jeweiligen Konzerten zusammen auftrete. Im ersten Teil des Programms sitze ich am Flügel und spiele meine orientalisch angehauchten Jazzstücke, die sind teils poppig, aber immer sehr frei improvisiert. Im zweiten Teil treffe ich dann mit Stefan Heidtmann zusammen, er war mein Klavierlehrer und hat mich auf das Studium vorbereitet. Und wahrscheinlich tanze ich dann auch. Die Kunst ist, miteinander zu harmonieren, auch wenn man nicht weiß, was kommt.

Felix Wirsing.
Copyright: Foto: Malte Hömberg