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Nach schwerem UnfallWas unsere Leserinnen und Leser aus Oberberg bewegt

Lesezeit 4 Minuten
Die Polizei bei einem Unfall im Einsatz, bei dem eine E-Scooter-Fahrerin ums Leben kam.

Nach dem Unfall, bei dem eine 22-Jährige ihr Leben verlor, plädiert ein Leser für farblich abgesetzte Fahrradschutzstreifen.

An dieser Stelle veröffentlichen wir Leserbriefe zu Themen im Oberbergischen Kreis, die uns in der Lokalredaktion in Gummersbach erreichen.

„Die Angst radelt immer mit“

Zu unseren Berichten über den tödlichen E-Scooter-Unfall:

Als jahrzehntelanger Radfahrer und Autofahrer mit vielen zehntausend Kilometern in heimischen Gefilden sind mir kaum noch Situationen, die zwischen motorisierten und unmotorisierten Fahrzeugen auftreten, fremd. Und zwar aus beiderseitiger Perspektive. Die ständig zunehmende Anzahl von Radwegen oder auch sogenannter Fahrradschutzstreifen erfreut natürlich mein Zweirad-Herz.

Aber gerade Letzteres betreffend sehe ich das auch durchaus zwiespältig. Gerade hier radelt die Angst quasi immer mit. Vor allem heruntergebrochen auf die örtliche Situation der Seßmarstraße begleitet mich immer ein ungutes Gefühl. Warum? Die Fahrstreifen in beide Fahrtrichtungen wurden seinerzeit zur Errichtung dieser Fahrradschutzstreifen verengt. Zudem gibt es weiterhin quer- und längsseitigen Parkverkehr. Das bedeutet, dass alle ausparkenden Fahrzeuge auch den Fahrradschutzstreifen queren müssen. Das ist die erste potenzielle Gefahrenquelle. Als Radfahrer bedeutet das, auch den rechtsseitigen Ausparkverkehr gut im Auge zu behalten.

Bitte, liebe Stadt- und Wegeplaner: Lasst Farbe sprechen. Die Mehrkosten wiegen den Sicherheitszugewinn mehr als auf!
Hans-Georg Klein, Leser aus Wiehl

Die Verengung der Fahrbahnen führt automatisch zu einer Verkleinerung des Sicherheitsabstands beim Überholen eines Fahrrads. Da motorisierte und nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer eigene Fahrspuren haben, gibt es keinen Grund, nicht zu überholen. Der innerstädtisch vorgeschrieben Mindestabstand von einem Meter, besser noch zwei Metern wie außerörtlich, kann kaum bis gar nicht eingehalten werden. Viele motorisierte Verkehrsteilnehmer haben dabei nicht in der Wahrnehmung, dass Fahrräder schaukeln können und somit Platz benötigen. Und vor allem haben Fahrräder in aller Regel keine Rückspiegel, um den rückwärtigen Verkehr zu verfolgen! Fahrradfahrer gelangen somit plötzlich in prekäre Situationen.

Daher sehe ich   Fahrradschutzstreifen eher kritisch. Ohne diese Schutzstreifen würde es zu manch kritischen Überholmanövern vielleicht gar nicht erst kommen. Jedoch gibt es aus meiner Sicht zumindest eine Verbesserungsmöglichkeit, nämlich die Schutzstreifen farblich von der Fahrbahn zu trennen. Ein durchgängig untermalter Schutzstreifen würde alle Verkehrsteilnehmer mehr sensibilisieren. Das betrifft auch den Unfallort Abzweig Wiesenstraße. Wenn hier ein farblich gekennzeichneter Schutzstreifen gezogen wäre, hätte so ein Unfall möglicherweise verhindert werden können.

Bitte, liebe Stadt- und Wegeplaner: Lasst Farbe sprechen. Die Mehrkosten wiegen den Sicherheitszugewinn mehr als auf!

Hans-Georg Klein, Wiehl


„Radwege bieten nur eingeschränkten Schutz“

Zu unseren Berichten über den tödlichen E-Scooter-Unfall:

Leider wird es in der Zukunft immer mehr zu solchen Verkehrsunfällen kommen. Die Verkehrsinfrastruktur ist dem heutigen Verkehr nicht mehr angepasst. Die in Niederseßmar in Richtung Gummersbach angelegten Radwege, die kurz vor Nöckelseßmar enden, stellen für die Radfahrer nur einen eingeschränkten Schutz dar, weil die Autofahrer nicht den ausreichenden Abstand zu den Radfahrern einhalten (Die haben ja eine eigene Spur!).

Dazu befinden sich auf unseren Straßen Fahrzeuge, die von ihren Fahrern nur schwer beherrscht werden. Neben E-Bikes und Segways gibt es immer mehr E-Roller, die mit einer Geschwindigkeit über unsere Straßen fahren, die von dem Fahrer eine gute Beherrschbarkeit fordern, die dieser meist nicht hat.

Die Verkehrsinfrastruktur ist dem heutigen Verkehr nicht mehr angepasst.
Klaus Heller, Leser aus Marienheide

Hinzu kommt eine fehlende Helmpflicht, die dazu führt, dass es bei Stürzen zu erheblichen Verletzungen kommt. Die Aussage, dass sich der Fahrer im Falle eines Unfalles abstützen würde, kann in das Reich der Träume verwiesen werden. Die Geschwindigkeit, die mit E-Bikes und E-Rollern erreicht werden kann, ist – aufgrund der Tatsache, dass der Fahrer nicht ausreichend geschützt ist – tödlich. Schon 30 Kilometer pro Stunde sind eine tödliche Geschwindigkeit, wenn es keinen Schutz gibt. Hinzu kommt, dass die meisten Verkehrsteilnehmer – auch Autofahrer – heutigen Verkehrssituationen nur noch dann gewachsen sind, wenn es nicht zu Störungen eines „normalen Ablaufs“ kommt.

Wer die Führerscheinprüfung gut hinter sich gebracht hat und das Dokument in den Händen hält, ist nur in der Lage, ein Kfz in „normalen Situationen“ technisch zu beherrschen. Viele Verkehrsteilnehmer, insbesondere auf Innerortsstraßen, sind dem Verkehr nicht mehr gewachsen und das bezieht sich nicht nur auf Menschen jenseits der 70.

Eine Pflicht der Beschulung der Führerscheininhaber nach einer gewissen Zeit der Verkehrsteilnahme nach der Führerscheinprüfung in einem Fahr- und Sicherheitstraining, wie es von vielen Verkehrsexperten gefordert wird, könnte dieser gefährlichen Entwicklung gegen steuern.

Klaus Heller, Marienheide


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