Sie wollen nur spielen: Unter dem martialischen Namen „Mors Certa“ tragen Lindlarer mittelalterliche Schaukämpfe aus - und nehmen sich dabei nicht zu ernst.
RitterschaftLindlarer kämpfen mit Schwert und Pfanne

Dass einige Mitglieder Kenntnisse in Kampfsportarten haben, helfe bei den Choreografien der ansehnlichen Auseinandersetzungen.
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„Mors Certa“, aus dem Lateinischen übersetzt als „Der Tod ist gewiss“ – das klingt martialisch, nach Heldentum, nach mutigen Kriegerinnen und Kriegern, die mit klingenden Waffen hehre Kämpfe ausfechten.
In Lindlar-Scheel, an der Scheeler Mühle, gibt es seit 2010 einen Verein, dessen 16 Mitglieder unter dem Namen „Mors Certa“ genau das tun. Die Ritter und Maiden inszenieren und choreografieren Schaukämpfe, die mit einem Mix aus Mittelalter, Theater mit „Haudrauf-Faktor“ und Fantasy faszinieren und bei denen natürlich ein strahlender Held oder eine Heldin den Sieg davonträgt. Eine Prise Humor darf dabei nicht fehlen, wie Rob Sandmann, Präsident und Vorsitzender der Ritterschaft, lachend sagt.
Zum Waffenarsenal gehört auch eine Bratpfanne
Unter anderem die ziemlich große gusseiserne „Show-Bratpfanne“, die nicht nur Anna Günther gerne mal in Richtung der Nasen ihrer Kontrahenten schwingt, sorgt immer für viel Amüsement im Publikum, wie die stellvertretende Vorsitzende versichert. Sie verrät zudem, wo die Ursprünge der Ritterschaft „Mors Certa“ liegen: „Das war damals eine Schnapsidee im Freundeskreis am Lagerfeuer!“

Starke Typen mit Humor (v.l.): Frederic Harbich, John Müller, Daniel Müller, Anna Günther, Rob Sandmann, David Lankes
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Aus dieser Schnapsidee ist in 15 Jahren eine erprobte Ritterschaft erwachsen, die nach Auftritten unter anderem in Denklingen, Lennep oder auf Burg Greifenstein gerade erst beim Mittelalterlichen Markt auf dem Gelände von Schloss Homburg mit beeindruckendem Waffenarsenal, Kettenhemden, dem handbestickten Banner und kleinen Scharmützeln rund um das Ritterlager für viele Fotomotive sorgte.
In Tschechien und Ungarn geschmiedet
Schwerter, Streitäxte und Degen stammen aus Schmieden in Tschechien und Ungarn, die in der europäischen Mittelalterszene einen guten Ruf genießen. Das Gewicht der Waffen plus das der wattierten Jacke, des Kettenhemdes, des Helmes und des Schildes sorgen vor allem im Sommer für eine Menge Schweißperlen. Doch Schutzkleidung ist unerlässlich bei den schwungvoll ausgefochtenen Kämpfen.
So sagt der kampferprobte Daniel Müller, es habe dank dieser Vorsichtsmaßnahmen glücklicherweise bisher immer nur kleinere Blessuren gegeben. Und auch wenn nicht alles historisch hundertprozentig korrekt sein mag: Als John Müller, der in der Show Connor genannt wird, in weißen Turnschuhen zum Zweikampf antreten möchte, wird er streng ermahnt, doch seine ledernen Stiefel anzuziehen.
Dass ein paar der Mitglieder Kenntnisse in Kampfsportarten haben, helfe bei den Choreografien, erläutert er. Einiges an Angriffsmanövern und Paraden hat die Ritterschaft sich auch über Videos angeeignet, manches ergibt sich bei den Proben. Erzählt wird stets eine Geschichte als Rahmenhandlung, die Elemente aus Märchen, Sagen oder Fantasygeschichten aufweist und von Abundia alias Anja Hausbach vorgetragen wird.
„Diese Erzählungen voller Dramatik, Liebe und Kneipenschlägereien entspringen alle unserer eigenen Feder“, versichert der Vorsitzende. Und so kommt es, dass von Scheel aus eine kleine unerschrockene Ritterschar das Mittelalter lebendig erhält.