In Lichtenberg hat das Familienunternehmen Alho eine neue und höchstmoderne Werkhalle gebaut. Die Container sind heute bundesweit im Einsatz.
Made in MorsbachPro Woche rollt eine ganze Schule aus der Produktion von Pro-Contain

Von Hand und nahezu mühelos zieht Vorarbeiter Daniel Hähner bei Pro-Contain in Morsbach-Lichtenberg ein Containergerippe aus einer der Lackierstraßen. 2,3 Kilometer misst das Schienennetz in der Halle.
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Eine Schule pro Woche. Der Bund schafft das nicht. Auch dem Land gelingt das ebenso wenig. Und einer Kommune erst recht nicht. In Lichtenberg, ganz unten an der Nordstraße, ist das aber Alltag: Da verlässt manchmal eine Schule nach der anderen die funkelnagelneuen Werkhallen – wenn denn Schulräume bestellt werden. Dort fertigt Pro-Contain, ein Unternehmen der Morsbacher Alho-Gruppe, mobile Räume, die nach ihrer Fertigstellung per Schwertransport an den gewünschten Ort geliefert werden.
„In einer Schicht können wir 15, in einer Woche zurzeit 75 solcher Container bauen“, sagt Frederic Jürgens. Und der muss es wissen: Als Abteilungsleiter Technik, Innovation und Fabrikplanung ist der 37-Jährige aus Nümbrecht an der Gestaltung des Werks beteiligt gewesen. „75 Container wiederum sind eine ganze Schule mit jeweils vier Klassenzügen“, erklärt Jürgens und nennt den fast 2000 Quadratmeter großen Ersatzbau für die Kurt-Tucholsky-Grundschule in Berlin-Mitte aus dem vergangenen Jahr als Referenzgröße. Kein Container bleibt für immer, mancher aber für Jahre.

Frederic Jürgens aus Nümbrecht gehört zum 15-köpfigen Planerstab, der das neue Werk in Morsbach-Lichtenberg entworfen hat.
Copyright: ds Siegbert Dierke
15 Fachleute gehören insgesamt zum Planungsstab für die Produktionsstätte, am 9. Januar dieses Jahres ist sie in Betrieb gegangen. „Und inzwischen hat sich alles eingespielt“, freut sich Jürgens. Verantwortlicher Architekt ist der Kölner Frank Holschbach, der übrigens auch die runde, 2014 errichtete Kapelle in der Morsbacher Ortschaft Kömpel entworfen hat. Die acht offen gebauten Lichtenberger Hallenschiffe unter einem gemeinsamen Dach sind hoch, hell und logisch eingerichtet – von der Herstellung der Bodenplatte bis zum Warteplatz für die Abholung sind die Wege immer kurz und nie länger als 15 Meter.
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Was fertig ist, das hieven Roboter auf Lagerflächen über den Köpfen der Beschäftigten und fahren diese Elemente zur nächsten Station. Die Fließfertigung ist weitestgehend automatisiert, Hub- und Hebemaschinen helfen, wo sie können. „Die Arbeit ist wirklich angenehm hier, weil es so viele Hilfsmittel gibt“, betont Vorarbeiter Daniel Hähner aus Birken-Honigsessen und zieht im Hallenschiff 1 ein weißes Containergerippe bequem aus der Lackierstraße. Gute 2,3 Kilometer misst das Schienennetz, auf dem am Boden die schwere Ware bewegt wird.

Roboter wuchten in der Produktionsstätte von Pro-Contain fertige Elemente auf Lagerflächen in der oberen Etage der neuen Halle. Bald sollen in Morsbach-Lichtenberg 150 Menschen ihren Arbeitsplatz haben.
Copyright: Malik Pahlmann/Alho-Gruppe
Noch arbeiten in Lichtenberg 120 Menschen in einer Schicht, bald sollen es 150 sein und der Betrieb in zwei Schichten laufen. Denn Container sind gefragt: „Wenn Schulen oder Kindergärten saniert werden, dann sind oft wir an der Reihe“, berichtet Frederic Jürgens. Am Ende der ersten Halle warten gerade schwarz-weiß lackierte Container auf ihren Einsatz als mobile Verkaufsräume in Dresden. „Am Bestimmungsort werden die dann fertiggemacht, zum Beispiel verspachtelt.“ Seit Anfang der 1990er Jahre, so schätzt der Fachmann, brummt das Geschäft mit den beweglichen Räumen.
Nachbar Fagsi, ebenfalls ein Teil der Alho-Gruppe, wartet unterdessen mit rund 30.000 Raumeinheiten auf für Kundschaft, die lieber mieten als kaufen möchte. Die eigene Kantine an der Nordstraße ist ebenfalls daraus zusammengefügt – und das merkt man an keiner Stelle zwischen Küche, Sitzecke und dem lichten Speisesaal.

Die Fertigung von Container und Raummodulen aller Art läuft in Morsbach-Lichtenberg nahezu vollautomatisiert. Die schwere Ware wird auf einem 2,3 Kilometer langen Schienennetz durch die Hallen bewegt.
Copyright: Siegbert Dierke
Etwa 200 Aufträge seien seit dem Start im neuen Produktionswerk bereits abgearbeitet worden, sagt Jürgens. Und das nahezu autark von Ostern bis Oktober, dank Photovoltaik-Technik und Energiespeichern. Aus 1500 bis 2000 Einzelteilen besteht ein solches Bauwerk von der Bodenplatte bis hin zur Türklinke und zur Steckdose, etwa 75 Arbeitsschritte dauert die Produktion – und an der Hochzeitsstation findet in Lichtenberg schließlich zusammen, was zusammengehört.
Vier bis sechs Aufträge kann Pro-Contain gleichzeitig erledigen. Abteilungschef Jürgens: „Jedes Projekt ist anders, darüber entscheiden nicht zuletzt die Bauvorschriften, die von Bundesland zu Bundesland eben anders sind.“ Pro-Contain liefert bundesweit, bevorzugt für die Herstellung aber stets Regionales: Einer der Stahllieferanten hat seine Produktionsstätte in Bergneustadt, die meterhohen Kräne kommen derweil von Abus in Gummersbach.
Und auch unter dem Hallendach ist alles regional: In Bröl etwa wartet eine Bodenplatte auf dem Shuttle bereits auf die nächsten Handgriffe am kommenden Morgen. Die Fertigungsstationen tragen Namen aus Oberberg und der näheren Nachbarschaft, Denklingen gibt es dort ebenso wie, ganz in der Nähe, Rossenbach. „Wir warten noch auf gelbe Ortstafeln“, verrät Frederic Jürgens.
Blick in die Historie der Morsbacher Unternehmensgruppe
Im August 1967, nach seiner kaufmännischen Lehre in einem holzverarbeitenden Betrieb, gründet Albert Holschbach sein Unternehmen: Unter dem Namen „Albert Holschbach, Holz- und Fahrzeugbau, Morsbach/Hammer“ fertigt der Morsbacher in einer Montagewerkstatt mit Schlosserei erste Bauwagen, aber auch Büro-, Schlaf- und Toilettenwagen sowie Holzbaracken. 1971 beginnt er unter dem Namen Alho mit der Fertigung von standardisierten Raumcontainern.
Weil nicht jeder Kunde diese gleich kaufen will, entsteht mit Fagsi ein zweites Unternehmen für den Vertrieb und die Vermietung. 1990 kommen Raummodule ins Portfolio des Unternehmens.
Pro-Contain ist in der Gruppe die Marke für mobile Raumlösungen. Das neue Werk ist in Lichtenberg auf einer Fläche von gut 16.000 Quadratmetern unter das Dach einer 241 Meter langen, 65 Meter breiten, rund 15 Meter hohen Halle eingezogen. Im Januar 2025 ist es in Betrieb gegangen.

